Es war 17.45 Uhr an diesem Fußball-historisch denkwürdigen 28. Juli 1962, als sich „die letzte Wortmeldung“ im Goldsaal der Westfalenhalle erhob. Hermann Neuberger, Chef des saarländischen Fußballs, machte sich auf zum Rednerpult, um sein Schlussplädoyer in Sachen „Einführung einer eingleisigen Fußball-Bundesliga“ zu halten. Sein Plenum: Der 14. DFB-Bundestag mit seinen 129 Delegierten.
Neuberger (DFB-Präsident von 1975-1992) war ein langjähriger Befürworter dieser Idee und wollte jetzt die entscheidenden Pluspunkte für die Abstimmung sammeln.
Franz Kremer, Mitstreiter in der Sache und Präsident des 1. FC Köln, nickte ihm aufmunternd zu. Ebenso Bundestrainer Sepp Herberger, der hoffte, von der angestrebten Regelung für die Nationalmannschaft profitieren zu können.
Neuberger skizzierte in seinen Ausführungen noch einmal die letzten Jahre. Er hatte sich schon 1955, unmittelbar nach dem mit 2:3 verlorenen Länderspiel gegen die UdSSR in Moskau, leidenschaftlich für eine einteilige Bundesliga mit Lizenzspielern ausgesprochen.
Das System der Oberligen war aus seiner Sicht antiquiert. Es vereinigte nicht die besten bundesrepublikanischen Teams in einer Liga. Deshalb war die Spielstärke in der Bundesrepublik nicht so, wie sie sein konnte und im internationalen Vergleich sein sollte, um weiter auch bei Weltmeisterschaften „oben“ mitspielen zu können.
Jahrelange Diskussion
Es begann eine jahrelange Diskussion über das Pro und Contra der „revolutionären“ Initiative. Franz Kremer, der weitsichtige Kölner Präsident, versuchte immer wieder, die Bundesliga zu forcieren. Aber die mächtigen Vereinspräsidenten aus dem Süden zeigten sich sperrig und wehrten die zukunftsorientierten Vorstöße schroff ab.
Was sollte das schon bringen, wenn Nürnberg gegen Hamburg, Dortmund gegen München oder Schalke gegen Stuttgart spielen würde? Stundenlange Busreisen mit teuren Hotelübernachtungen und ähnliches mehr waren ein geradezu ätzender Gedanke für die „Südlichter“.

Alle diese Argumente waren in den letzten sieben Stunden auch im Goldsaal ausgetauscht worden. Der Süden hatte dabei wieder geharnischte Attacken gegen die Bundesliga mit ihren Lizenzspielern geritten.
Hermann Neuberger aber war in rhetorischer Topform und hielt eine umfangreiche, aber zündende Rede. Taktisch war sein Schlusspunkt unter die Diskussion klug angelegt, ja, ein Meisterstück. Alles, was der Süden vorgebracht hatte, konnte er auf den Punkt gebracht aushebeln.
Klares Ergebnis
Danach kam die Abstimmung: 103 gegen 26 Stimmen für die Einführung der Bundesliga von der Saison 1963/64 an. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit war locker erreicht worden. Jubel bei Neuberger und allen anderen Befürwortern.
Eigentlich erinnert eine Infotafel im Rahmen der Deutschen Fußballroute vor dem Kongresszentrum der Westfalenhallen an den historischen DFB-Bundestag. Die ist aber aktuell verschwunden.

Letzter Deutscher Meister „alter Art“ wurde bekanntlich Borussia Dortmund, die Mannschaft bezwang 1963 den 1.FC Köln im Stuttgarter Endspiel mit 3:1. Köln wiederum erkämpfte sich im ersten Bundesliga-Jahr 1964 souverän die Meisterschale und wurde der erste Deutsche Meister der Fußball-Bundesliga.
Genau diese beiden Klubs spielten nun in der Jubiläumssaison ihre erste Partie im Signal Iduna Park gegeneinander. Ein schöner Zufall.
Das waren die Gründungsmitglieder der Bundesliga: 1. FC Nürnberg, TSV 1860 München, Eintracht Frankfurt, Karlsruher SC, VfB Stuttgart, 1. FC Köln, MSV Duisburg, Borussia Dortmund, Schalke 04, Preußen Münster, Hamburger SV, Werder Bremen, Eintracht Braunschweig, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Saarbrücken und Hertha BSC Berlin.
Historischer BVB-Tag heute vor 60 Jahren: Borussia Dortmund feiert Deutsche Meisterschaft
BVB-Legende Franz Jacobi vor 135 Jahren geboren: Mehrmals bewahrte er die Existenz des Vereins