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Welterbe-Bewerbung: Das Revier hat es verdient

rnMeinung

Die Bewerbung des Ruhrgebietes für das Welterbe ist gescheitert. Das ist eine ordentliche Klatsche, meint unsere Autorin – und macht deswegen drei Vorschläge an das Land NRW.

Dortmund

, 11.09.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 1 min

Es war schon eine ordentliche Klatsche. Die Bewerbung des Ruhrgebietes als Unesco-Welterbe sei beliebig und nur bedingt durchsetzbar, meinte die NRW-Jury. Das NRW-Heimatministerium folgte diesem Votum und meldete nur die Müngstener Brücke an den Bund weiter. Das Revier hatte das Nachsehen.

Doch wer hart urteilt, muss dazu qualifiziert sein. In der fünfköpfigen Jury waren drei Professoren und zwei Doktoren, das flößt dem Laien schon mal Vertrauen ein. Doch je näher man hinschaut, desto mehr erscheint diese Welterbe-Szene aus Autoren von Anträgen, Gutachtern und Jury-Mitgliedern wie ein gordischer Knoten.

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Einzelne Personen übernehmen mal die eine, mal die andere Funktion in verschiedenen Bundesländern. Alles gleichzeitig. Unklar bleibt, wofür es Geld gibt und wofür nicht. Das wäre schon ein Wunder, wenn sich der Einzelne nicht in Verpflichtungen verstricken würde.

Die Jury war außerdem nicht vor Ort, die Online-Konferenz soll nur eineinhalb Stunden gedauert haben, ein Mitglied soll sich – diese Aussage ist unbestätigt – als überfordert bezeichnet haben. Wie kann das alles sein?

Deshalb drei Vorschläge ans Land NRW:

1. Lasst die Industriedenkmalstiftung den Vorschlag überarbeiten. Auch wenn sie sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert hat, eine andere Wahl haben wir bis zum 31. Oktober einfach nicht.

2. Verfrachtet die Jury ins Revier und ändert in Teilen ihre Besetzung. Wir sind keinen Deut weniger beeindruckend als das Erzgebirge, das den Titel schon hat.

3. Denkt daran, dass nicht nur der Kölner Dom, sondern auch die Kathedralen der Industriekultur die Touristen in Scharen anlocken könnten. Fördert die prächtigen Relikte, sie haben es sich verdient.