Expertin: Antisemitismus geht alle an
Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat davor gewarnt, Antisemitismus in Deutschland „vornehmlich als muslimisches Phänomen“ zu sehen. „Das ist es bei weitem nicht“, sagte die Religionspädagogin und Gründerin des Liberal-Islamischen Bund (LIB) der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Zuwanderung von Geflüchteten habe das Phänomen allerdings zugenommen. Judenfeindlichkeit von Muslimen habe oft politische Hintergründe, Religion spiele eine untergeordnete Rolle, betonte die Leiterin des Projekts „Empowerment statt Antisemitismus“ bei Duisburg. Die Initiative richtet sich an Jugendliche und wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge noch bis Ende 2018 finanziert.

Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor Foto: Henning Kaiser/Archiv
In den vergangenen Wochen hatten judenfeindliche Vorfälle Schlagzeilen gemacht - zuletzt die Gürtel-Attacke eines syrischen Flüchtlings auf einen Israeli mit jüdischer Kippa-Kopfbedeckung. Kaddor sieht Islamverbände, Moscheevereine, Kirchen, Stiftungen, Schulen und Organisationen gemeinsam in der Pflicht, um gegen judenfeindliche Einstellungen und Unwissen vorzugehen.
Ihr Präventionsprojekt soll in ein Lehrprogramm münden, das im Unterricht oder in Freizeitangeboten eingesetzt werden könne. Das schreibt Kaddor in ihrem neuen autobiografischen Buch „Die Sache mit der Bratwurst“. Darin mahnt sie eine Reform des Islam an und befasst sich mit antisemitischen Einstellungen junger Muslime.