Vivica Genaux begeisterte mit den Arien der Kastraten

Philharmonie Essen

Vivica Genaux schlüpfte in Essen in die Rolle des großen Farinelli. Und beeindruckte damit das Publikum tief.

Essen

, 30.04.2018, 14:55 Uhr / Lesedauer: 1 min
Mezzosopranistin Vivica Genaux sang in der Philharmonie Essen. Foto: Nicola Dal Maso

Mezzosopranistin Vivica Genaux sang in der Philharmonie Essen. Foto: Nicola Dal Maso

Farinelli hat es ihr schon länger angetan. Bereits 2002 besang Vivica Genaux eine ganze CD nur mit Opernarien, die einst für diesen legendären Kastraten komponiert worden sind: ihr internationaler Durchbruch. In der Philharmonie Essen knüpfte die Mezzosopranistin an diesen Triumph an.

Begleitet wurde die temperamentvolle Diva vom exzellenten italienischen Ensemble „Concerto de‘ Cavalieri“.

Stimme von Genaux zeigte Farbenvielfalt einer Orgel

Zwei Farinelli-Arien, hochvirtuose Bravournummern aus der Feder von Riccardo Broschi, dem Bruder des Kastraten, bewiesen ihre Klasse. In „Son qual nave“ ließ sie Koloraturen und Triller aus sich heraussprudeln, wobei ihre bewegliche Stimme die Farbenvielfalt einer Orgel zeigte.

Und hatten die Kastraten des Barock die Reinheit und Höhe einer Knaben- mit dem Volumen und der Durchschlagskraft einer Männerstimme verbunden, so konnte man bei Genaux die helle Kopfstimme einer Frau und in der tiefen Lage eine männliche Klangfarbe bewundern. Die Arie „Qual guerriero in campo armato“ geriet diesbezüglich direkt zum Zwiegespräch von Mann und Frau.

Corelli und Händel wie gerade erfunden

Als Sahnehäubchen obendrauf gab’s zwei der bekanntesten Arien von Händel: berührend „Cara sposa“, mit geschmackvollen Verzierungen „Lascia ch’io pianga“. Aus Pergolesis „Salve Regina“, ein kurzer Ausflug ins geistliche Repertoire, sang Genaux leider nur den ersten Satz.

Das kleine, sehr flexible „Concerto de‘ Cavalieri“ aus zwölf Streichern plus Cembalo machte das Glück vollkommen. Concerti von Corelli und Händel klangen erfrischend und wie gerade erfunden. Fabio Ravasi und Luca Giardini brillierten als Geigensolisten. Cellistin Rebeca Ferri spielte in Händels „Rinaldo“-Ouvertüre ein fantastisches Blockflöten-Solo. Famos.

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