Kreuzfahrtschiff legt in der Oper an
Aalto-Oper Essen
Regisseur Bruno Klimek begeisterte am Sonntag am Aalto-Theater mit einer erfrischend modernen Neuinszenierung der Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß.

Elbenita Kajtazi mit Dmitry Ivanchey in der „Nacht in Venedig“ in Essen. Foto: Landsberg
Den ersten Beifall bekommt das riesige Kreuzfahrtschiff, das im Hintergrund die Bühne kreuzt und die wenigen Gebäude des Miniatur-Venedigs davor ins Wanken bringt: Eine aufschlussreiche Szene der Neuinszenierung der Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig“ vom Sonntag im Essener Aalto-Theater.
Keine plüschige Ausstattungs-Operette
Denn Regisseur Bruno Klimek und sein Ausstatter Jens Kilian haben dem vor 135 Jahren in Berlin uraufgeführten, musikalischen Evergreen ein Update verpasst. Zu sehen ist keine plüschige Ausstattungsoperette in einem opulenten Sehnsuchts-Venedig – viel mehr als ein paar Gondeln im Nebel gibt es da nicht.
Klimeks Fokus liegt auf der Überdrehtheit der Personen, auf dem Hype, den Playboy Guido, der Herzog von Urbino, durch seinen Auftritt beim Karneval auslöst. Während sich sämtliche Frauen im emotionalen Ausnahmezustand befinden, versuchen die Männer panisch, ihre Gattinnen in Sicherheit zu bringen.
Eine neue Fassung macht die verworrene Handlung nachvollziehbar
Klimek hat für Essen eine eigene Fassung erstellt, die die etwas verworrene Handlung nachvollziehbarer macht, die Dialoge kürzt oder charmant-witzig neu fasst. So bringt er das Stück und seine Musik effektvoll zur Geltung. Nur eins kann er nicht beheben: den erlahmenden dramatischen Schwung im dritten Akt.
Das Ende dann kommt nach unnötigen Längen wie den zunehmend auch das Publikum nervenden „Wo ist meine Frau?“-Rufen des um seine Barbara gebrachten Senators Delaqua zu abrupt.
Gutes Sängerensemble
Star des Abends ist Elbenita Kajtazi als Fischhändlerin Annina und eine der falschen Barbaras, die sich mit dem Herzog vergnügen. Ihr „Frutti di mare“ klingt erfrischend und bravourös. Leicht und strahlend in den Spitzentönen präsentiert sie sich auch in den Ensembles. Dmitry Ivancheys Herzog ist ein Gigolo mit distinguiertem, einschmeichelndem Tenor.
Albrecht Kludszuweit als Barbier steigert sich kontinuierlich bis zum „Lagunen-Walzer“ im dritten Akt. Martijn Cornet (Makkaronikoch) bildet mit Christina Clark (Ciboletta) ein witziges Pärchen und überzeugt mit seinem präzise gestaltenden, geschmeidigen Bariton.
Der spritzige Opernchor und die beschwingt, aber auch mit Wärme aufspielenden Essener Philharmoniker unter Johannes Witt machen das Glück vollkommen. Verdienter großer Beifall, auch fürs Regieteam.