
Auch an der Lippe - hier am Abend bei Dorsten - liegen die Pegelstände noch unter den Werten, die der Lippeverband normalerweise in trockenen Sommern kennt. © Michael Wallkötter
Wassermangel in Bächen und Flüssen auch im Kreis RE - das hat Konsequenzen
Hitze und Trockenheit
Die ersten Kreise haben bereits die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern verboten. Für Gartenbesitzer im Vest hält die Kreisverwaltung jedoch eine gute Nachricht bereit.
Bäche und Flüsse in der Region sind aktuell von akutem Wassermangel betroffen. Über die Dürre-Lage haben jetzt die Umweltdezernenten der Kreise und kreisfreien Städte im Regierungsbezirk Münster mit Regierungsvizepräsident Dr. Ansgar Scheipers beraten. Ergebnis der Krisensitzung: Aus den Oberflächengewässern soll tunlichst kein Wasser mehr entnommen werden, um Flora und Fauna zu schützen.
Die ersten Kreise (Borken und Warendorf) haben in den vergangenen Tagen bereits Allgemeinverfügungen erlassen, die die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern verbieten. Dies gilt bis auf Weiteres auch für Entnahmen, für die eine behördliche Erlaubnis bereits erteilt worden ist. Andere Kreise wie der Kreis Recklinghausen haben dazu aufgerufen, auf die Wasser-Entnahme freiwillig zu verzichten. „Gewässern, die in Zeiten längerer Trockenheit schon erheblichem Stress wegen des niedrigen natürlichen Abflusses unterworfen sind, sollte aktuell kein weiteres Wasser entzogen werden“, heißt es in einer Mitteilung der Bezirksregierung.
Landwirte dürfen ihre Felder nicht mehr bewässern
Betroffen von den Einschränkungen sind insbesondere Landwirte aus dem Münsterland, die mit dem Wasser aus Oberflächengewässern ihre angrenzenden Felder feucht halten. Der Kreis Recklinghausen sei bei der Erteilung solcher Genehmigungen ohnehin sehr zurückhaltend, erklärt Kreis-Sprecherin Lena Heimers auf Anfrage. Deshalb sei die Betroffenheit im Vest eher gering.

Ein krasses Beispiel für den Trockenstress der Flüsse: die Ems bei Greven. © Bezirksregierung Münster
Das Grundwasser-Niveau ist im Kreis RE noch unkritisch
Gute Nachrichten hat sie allerdings für Gartenbesitzer: Das Verbot einer Grundwasserentnahme ist im Vest kein Thema. „Das Grundwasser-Niveau ist im Kreis Recklinghausen unkritisch“, erklärt Lena Heimers. Allerdings seien die oberen Bodenschichten staubtrocken, was insbesondere auch den Bäumen im Wald zu schaffen mache.
Im gesamten Regierungsbezirk Münster sind im Mai und Juni oft weniger als die Hälfte der üblichen Niederschlagsmengen gefallen. Auch der Juli brachte bisher keine nennenswerten Niederschläge. Die Trockenheit der vergangenen Monate habe zur Folge, dass die Flüsse und Bäche aktuell sehr wenig Wasser führten. Derzeit liefen die Pegelstände an vielen Stellen auf Tiefstwerte zu, die sonst üblicherweise erst im späten Sommer erreicht würden, berichtet die Bezirksregierung.
„Extreme Situation“ auch an der Lippe
Auch an der Lippe im Kreis Recklinghausen gibt es eine „extreme Situation, wie wir sie bislang selten hatten“, sagt Ilias Abawi, Pressesprecher von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Am Pegel Haltern zum Beispiel beträgt der Wasserstand am Donnerstag (21. Juli) 1,12 Meter und liegt damit deutlich unter dem Trockenwetter-Durchschnitt von 1,84 Meter. Zum Vergleich: Bei einem mittleren Hochwasser steigt der Pegel auf gut fünf Meter an. Eine Gefährdung des Fischbestandes im Fluss sieht Abawi aktuell nicht. Der Sauerstoffgehalt sei noch „recht gut“, die Lage deshalb nicht besorgniserregend.
Der Bezirksregierung in Münster bereitet vor allem die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf Sorgen. Während die Gesamtniederschlagsmengen (rund 800 Millimeter pro Quadratmeter und Jahr) weiterhin weitgehend stabil seien, habe sich infolge des Klimawandels ihre Verteilung übers Jahr jedoch deutlich verändert. Einerseits könnten die Oberflächengewässer die langen sommerlichen Trockenperioden nicht mehr überbrücken. Andererseits erreichten immer häufiger auftretende Starkregenereignisse Intensitäten, die das Abflussvermögen der Flüsse und Bäche überstiegen und so zu erheblichen Zerstörungen führen könnten.
Bei der nächsten Runde geht es um die Trinkwasser-Versorgung
Wenn die Bezirksregierung und die kommunalen Umweltdezernenten in etwa vier Wochen erneut zusammenkommen, soll es auch um die Trinkwasser-Versorgung im Regierungsbezirk gehen. Diese sei derzeit nicht gefährdet, hieß es in dieser Woche, müsse aber ebenfalls beobachtet werden.
Geboren 1960 in Haltern am See, aufgewachsen in Marl und jetzt wohnhaft in Dorsten: Ein Mensch, der tief verwurzelt ist im Kreis Recklinghausen und dort auch seit mehreren Jahrzehnten seine journalistische Heimat gefunden hat. Schwerpunkte sind die Kommunal- und Regionalpolitik sowie Wirtschafts- und Verbraucherthemen.