Im Kreis Recklinghausen ist es trotz Hitze und Trockenheit kein Problem, den Garten mit Leitungswasser zu bewässern. In anderen Regionen wird dringend davon abgeraten.

Im Kreis Recklinghausen ist es trotz Hitze und Trockenheit kein Problem, den Garten mit Leitungswasser zu bewässern. In anderen Regionen wird dringend davon abgeraten. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Trotz Trockenheit wird Wasser im Kreis RE nicht knapp - aus einem bestimmten Grund

rnTrinkwasser-Versorgung

In einigen Regionen Deutschlands sollte man Garten und Pool nicht mehr mit Leitungswasser bewässern. Auch im Vest erreicht der Wasserverbrauch Rekordhöhen.

Kreis Recklinghausen

, 20.07.2022, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der deutsche Städte- und Gemeindebund warnt angesichts der Trockenheit vor Wasserknappheit in einigen Regionen Deutschlands. Die Gartenbewässerung und das Füllen großer Pools mit Leitungswasser könne in den Sommermonaten zum „echten Problem“ werden, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Müssen sich auch die Haushalte im Kreis Recklinghausen darauf einstellen, dass das Trinkwasser nicht mehr wie gewohnt aus dem Wasserhahn fließt? Drohen wegen Hitze und Trockenheit Wassersparmaßnahmen?

Stevertalsperren sind zu 72 Prozent gefüllt

Heidrun Becker, Sprecherin der Gelsenwasser AG (Gelsenkirchen), schließt das für ihr Unternehmen aus. Die beiden Stevertalsperren in Haltern hätten ausreichend Reserven, erklärt sie auf Anfrage. Die Talsperren seien insgesamt zu 72 Prozent gefüllt. „Die Staulage ist gut für den Sommer“, betont sie. Acht von zehn kreisangehörigen Städten gehören zum Versorgungsgebiet der Gelsenwasser AG. Aber auch Bürger in Dorsten und Gladbeck, die von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH (RWW) beliefert werden, können den Wasserhahn unbeschwert aufdrehen. „Wasserknappheit zeichnet sich bei uns momentan nicht ab“, heißt es bei dem Versorgungsunternehmen mit Sitz in Mülheim an der Ruhr.

Eine Zeche verbrauchte so viel Wasser wie eine ganze Stadt

Warum ist das nördliche Ruhrgebiet im Gegensatz zu anderen Regionen mit Wasser so reich gesegnet? Das hat auch historische Gründe. Bis vor einigen Jahren regierte hier noch der Steinkohlenbergbau. Damals verbrauchte eine einzige Zeche so viel Wasser wie eine 20.000-Einwohner-Stadt. Entsprechend groß waren die Kapazitäten ausgelegt. „Davon profitieren wir heute, das ist ein richtiger Segen“, betont Heidrun Becker.

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Allerdings macht sich auch bei Gelsenwasser bemerkbar, dass die Menschen in Haus und Garten mehr Wasser verbrauchen. Das Unternehmen aus Gelsenkirchen betreibt in Haltern am See ein Wasserwerk und versorgt von dort aus eine Million Menschen sowie Industrie und Gewerbe in weiten Teilen des Münsterlandes und des Ruhrgebiets mit dem kühlen Nass. An einem durchschnittlichen Sommertag beträgt die Wasserabgabe im Werk Haltern rund 300.000 Kubikmeter. Am Dienstag dieser Woche, dem heißesten Tag des Jahres, schnellte der Wert auf 340.000 Kubikmeter hoch. „Für unsere Mitarbeiter im Wasserwerk ist das aber immer noch Routine“, sagt die Unternehmenssprecherin.

Der Stausee in Haltern (Foto) und die Talsperre in Hullern sind gemeinsam aktuell zu 72 Prozent gefüllt. Das sind insgesamt 22,7 Millionen Kubikmeter.

Der Stausee in Haltern (Foto) und die Talsperre in Hullern sind gemeinsam aktuell zu 72 Prozent gefüllt. Das sind insgesamt 22,7 Millionen Kubikmeter. © Jörg Gutzeit

Das Trinkwasser kommt aus tiefen Brunnen

Kernstück der Wassergewinnung sind 26 Versickerungsbecken, die zusammen eine Fläche von mehr als 80 Fußballfeldern haben. Das Rohwasser aus den Talsperren wird darauf geleitet und versickert dann sechs Wochen lang bis ins Grundwasser. Der Boden in Haltern ist dafür optimal, da er aus Sand besteht, den berühmten „Halterner Sanden“. Die wirken wie ein natürlicher Filter. 232 Vertikalbrunnen, 40 bis 165 Meter tief, fördern das Wasser schließlich ins Werk, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird. RWW gewinnt sein Trinkwasser auf ähnliche Weise aus zwei Brunnenfeldern in Dorsten und der Üfter Mark bei Schermbeck und versorgt damit rund 350.000 Menschen. Aufbereitet wird das Lebensmittel im Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen.

Kanalwasser stützt das Talsperrensystem

Bereits der März war an der Messstation des Wasserwerks Haltern der zweittrockenste, der Mai der dritttrockenste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Jetzt geht die Dürre im Sommer weiter. In den Fließgewässern, die auch die Talsperren in Haltern und Hullern speisen, macht sich das längst bemerkbar. Wie bereits in früheren Dürre-Sommern (2018 bis 2020) wird die Stever oberhalb der Seen deshalb mit Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal angereichert (das Kanalnetz wird zum Großteil aus der Lippe gespeist). Aktuell fließen nach Gelsenwasser-Angaben der Stever täglich rd. 50.000 Kubikmeter Wasser zu, um das Talsperrensystem zu stützen. Möglich wären bis zu 200.000 Kubikmeter am Tag. „Es gibt also noch Reserven“, betont Gelsenwasser-Sprecherin Heidrun Becker.

Tipps zum Wassersparen

Auch wenn im Kreis Recklinghausen keine Engpässe bei der Wasserversorgung drohen, zahlt sich der sparsame Umgang mit dem kostbaren Nass für das Haushaltsbudget aus. Oft reichen schon einfache Verhaltensänderungen:
  • Häufiger duschen statt in die Badewanne zu steigen.
  • Beim Händewaschen und Einseifen zwischendurch den Wasserhahn schließen.
  • Zum Zähneputzen einen Zahnputzbecher benutzen, statt das Wasser laufen zu lassen.
  • Die Toilettenspülung nur kurz betätigen beziehungsweise die Spartaste benutzen.
  • Den Geschirrspüler im Öko-Waschgang betreiben.
  • Obst und Gemüse nicht unter dem laufenden Wasserhahn, sondern in einer Schüssel reinigen.