
Durstige Rinder: Überhaupt ist das Tränken von Vieh vom Wasserentnahme-Verbot ausgenommen. © Kreis RE
Wasserentnahme: Wegen der Trockenheit wird aus einem Appell ein Verbot
Klima
Auch der Kreis Recklinghausen verbietet jetzt die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern. Das betrifft vor allem Landwirte - aber auch den Gartenbesitzer, der nicht auf Grundwasser setzt.
Das gab es so noch nie: Ab Donnerstag, 25. August, darf im Kreis Recklinghausen kein Wasser mehr mit mechanischen oder elektrischen Pumpen aus Oberflächengewässern wie beispielsweise natürlichen Flüssen, Seen und Bächen wie dem Hell- (Recklinghausen) oder Sickingmühlenbach (Marl) entnommen werden. Die Kreisverwaltung hat am Mittwoch, 24. August, eine entsprechende Allgemeinverfügung veröffentlicht - wie zuvor auch schon die Kreise Borken oder Warendorf. Sie gilt vorerst bis zum 31. Dezember und betrifft alle oberirdischen Gewässer im Kreis mit Ausnahme von Emscher und Lippe, für die die Bezirksregierung Münster zuständig ist.
Es wird lange dauern, bis sich die Gewässer erholen
In der Vergangenheit habe man es immer bei Appellen belassen, auf die Wasser-Entnahme zu verzichten, sagt Svenja Küchmeister aus der Pressestelle des Kreises Recklinghausen auf Nachfrage. Aber wegen der anhaltenden Trockenheit, die ja auch schon in den vergangenen Sommern zu beobachten gewesen sei, und auch wegen der aktuellen Wetterprognosen sei aus dem Appell ein Verbot geworden: „Wir werden noch länger warten müssen, bis die Niederschlagssaison beginnt, und dann wird es Wochen dauern, bis sich die Gewässer wieder erholen.“ Und deshalb gelte die Allgemeinverfügung auch bis Jahresende.
„Das Verbot gilt sowohl für den privaten und gewerblichen Gemein-, Eigentümer- und Anliegergebrauch“, heißt es im schönsten Verwaltungsdeutsch. Tatsächlich dürften vor allem Landwirte betroffen sein, die mit dem Wasser aus dem Bächlein nebenan nicht mehr ihre Felder beregnen dürfen. „Allerdings geht es hier nicht um die große Masse“, so Küchmeister. Denn der Kreis Recklinghausen sei bei der Erteilung solcher Genehmigungen ohnehin sehr zurückhaltend.
Private Brunnen sind nicht betroffen
Doch auch der ganz normale Bürger darf seinen Garten nicht mehr mit dem Wasser aus vorbeifließenden Rinnsalen bewässern. Wobei: Private Brunnen, aus denen man ja Grundwasser hochholt, sind nicht von der Allgemeinverfügung betroffen. Und auch das Tränken von Vieh und das Schöpfen mit Handgefäßen ist vom Verbot ausgenommen.
Ausnahmegenehmigungen seien theoretisch denkbar, sagt Küchmeister. Etwa für Betriebe, deren Existenz von der Wasser-Entnahme abhänge. „Oder für ein Fischzuchtunternehmen, das Wasser aus einem Bach entnimmt, um es durch seine Teiche zu leiten - und anschließend in gleicher Menge wieder dem Gewässer zuzuführen.“ Aber die Hürden eines solchen Antrags seien hoch, „weil es uns um den Schutz der Gewässerökologie und das Wohl der Allgemeinheit geht“.
Bis zu 50.000 Euro Bußgeld drohen
Das Problem: Wegen der mittlerweile sehr niedrigen Wasserstände ist der für Fische, Kleinstlebewesen und Pflanzen lebensnotwendige Wasserabfluss nicht mehr flächendeckend gewährleistet. Trotz einzelner lokaler Regenfälle sinken die Wasserstände weiterhin, da der Niederschlag überwiegend von der Vegetation aufgenommen wird und nicht zum Abfluss kommt, heißt es in der Begründung der Allgemeinverfügung. Eine signifikante Änderung dieser Situation sei derzeit nicht absehbar.
Die Einhaltung des Entnahmeverbots wird vom Kreis Recklinghausen überwacht. Verstöße gegen das Verbot können mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
Jahrgang 1972. Recklinghäuser. Hat in Göttingen studiert (Diplom-Sozialwirt) – und parallel dazu als freier Sportjournalist gearbeitet. Volontariat beim Medienhaus Bauer. Anschließend Politik-/Nachrichtenredaktion. Seit 2005 in der Regional- bzw. Kreisredaktion. Fühlt sich in der Stadionkurve genauso wohl wie im großen Saal des Ruhrfestspielhauses. Filmpreisträgerin oder Vierlingsmutter, ehrenamtlicher Seelsorger oder professioneller Sportler, Existenzgründerin oder Holocaust-Überlebender: Es sind die Begegnungen mit Menschen, die er an seinem Beruf so schätzt.