Was sie über "Pokémon Go" wissen müssen

Smartphone-App

Einen solchen Wirbel um eine Smartphone-App gab es schon lange nicht mehr. Seit Mittwoch ist „Pokémon Go“ nun auch in Deutschland verfügbar. Innerhalb weniger Stunden zogen bereits zahlreiche Menschen auf der Suche nach virtuellen Monstern durch die Straßen.

DORTMUND

13.07.2016, 17:08 Uhr / Lesedauer: 3 min
Pokémon-Go-Spieler sind in Hannover auf Monsterjagd.

Pokémon-Go-Spieler sind in Hannover auf Monsterjagd.

Um den Namen "Pokémon Go" ist spätestens seit diesem Mittwoch kein Herumkommen mehr. Aber ist "Pokémon Go" genau - und was kann die App? Kurz gesagt:  „Pokémon Go“ greift auf den Aufenthaltsorts der Nutzer zu und blendet bei aktivierter Kamera auf dem Smartphone-Bildschirm in die reale Umgebung Monster-Figuren und Sammelstationen ein. Ob am Brandenburger Tor, entlang des Verlaufs der ehemaligen Berliner Mauer oder am Alexanderplatz - überall finden die Spieler Stationen, an denen sie Bälle für das Fangen der Monster einsammeln können. Und sollte ein „Pokémon“ in der Nähe sein, macht das Smartphone mit Vibration darauf aufmerksam. Till Simon Nagel hat die App in Berlin angespielt und berichtet hier von seinen ersten Erfahrungen: 

Rund eine Woche war das Spiel nur in den USA, in Kanada und Australien verfügbar. Seit Mittwoch gibt es die App offiziell auch hierzulande in den Download-Plattformen von Apple und Google. Die gute Nachricht: Eine für das Wochenende angesagte Demo in der Hauptstadt Berlin konnte unterdessen abgesagt werden. Rund 2500 frustrierte Spielfans hatten auf die Straße gehen wollen, um einen schnelleren Marktstart auch in Deutschland zu fordern. Der Entwickler Niantic Labs hatte die internationale Markteinführung vergangene Woche verlangsamt, da unter der Last der Anfragen die Server teils überlastet waren. Gut das das vom Tisch ist. 

ADAC warnt vor Unfällen

Der ADAC warnte, plötzlich auf der anderen Straßenseite auftauchende Monster könnten Fußgänger dazu animieren, über die Straße zu laufen, ohne auf den Verkehr zu achten. Eltern empfiehlt der Automobilclub, das Spiel mit ihren Kindern gemeinsam auszuprobieren und auf Probleme hinzuweisen. Im US-Bundesstaat Texas ereignete sich bereits ein Auffahrunfall. Ein Autofahrer parkte sein Auto regelwidrig auf einer Straße und ging auf Monstersuche, unterdessen fuhr ein anderes Auto von hinten auf. 

Das stellt sich die Frage: Wer kommt eigentlich für die Pokémon-Unfälle auf?  Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erklärt: Wenn ein schwerer Unfall zu gesundheitlichen oder finanziellen Folgen führt, greift die private Unfallversicherung. In der Regel sei man auch beim Spielen auf dem Smartphone versichert, erläutert der GDV. Es spiele auch grundsätzlich keine Rolle, ob man beim Spielen leichtsinnig oder gar leicht oder grob fahrlässig gehandelt habe. Es gibt aber noch die KFZ-Haftpflichtversicherung eines Autofahrers, der einen Spieler erfasst. Grundsätzlich zahlt diese bei einem Verkehrsunfall mit einem Fußgänger. Doch: Ist dieser etwa geistesabwesend und ins Spiel versunken über die Straße gegangen, kann er unter Umständen eine Mitschuld am Unfall tragen - was die Leistungen mindern würde. Wer ins Spiel versunken einen Schaden verursacht - ob aus Leichtsinn, Missgeschick oder Vergesslichkeit - ist durc h eine private Haftpflichtversicherung abgesichert. Sie greift aber nicht, wenn der Schaden vorsätzlich angerichtet wird. 

Pokémon: Eine Frage der Ethik

Der Hype um das Spiel wirft auch ethische Fragen auf. Bereits am Mittwoch wurden Klagen über „Pokémon“-Spieler laut, die Friedhöfe, Gedenkstätten oder Krankenhäuser zum Spielfeld erklärten. Ein Sprecher der KZ-Gedenkstätte Auschwitz bezeichnete die Möglichkeit, auch dort „Pokémon“ zu fangen, als „absolut unangemessen“ und sagte, man habe die Entwickler des Spiels kontaktiert. 

Wie Trophäen posten inzwischen Läden und Veranstaltungsorte sowie Privatpersonen die Funde von Knuddelmonstern in ihrer Nähe auf Twitter. „Erstes Pokémon in unserem Store entdeckt und gefangen!“, twitterte etwa ein Babyladen in Berlin-Schöneberg. Im Hauptquartier der Deutschen Börse wurde ebenfalls ein Pokémon erspäht und das Beweisbild auf Twitter veröffentlicht. Auch die Messe Stuttgart zeigt sich stolz: „Das Gelände der #MesseStuttgart ist voll mit #PokemonGo! Hier die Mittagspausen-Erfolge unserer #Pokémon-Trainer“, heißt es auf dem Kurzmitteilungsdienst.

Und wenn ich das alles nicht will

Wer mit dem ganzen nix zu tun haben will, der dürfte von den ganzen Jubel-Posts im Netz reichlich genervt sein. Kein Problem, auch dafür gibt es Abhilfe: Die Erweiterung für den Browser Chrome mit dem Namen "Pokémon GO Away" löscht sämtliche Eintragungen zu Pokémon Go aus der eigenen Timeline bei Facebook, Twitter und Co. Damit kann man sich ab sofort das Netz selbst zensieren und dem globalen Hype dem Rest der Welt überlassen. Dieses Kurzvideo zeigt, wie es die Erweiterung anzuwenden ist: 

 

Mit Material von dpa