Was Disney zum Ende von "Simba" sagt
Naturbühne Hohensyburg
Nächster Akt rund ums Theater an der Naturbühne: Jetzt hat sich Disney zur kurzfristigen Absetzung des Stücks "Simba! König der Tiere" geäußert. Mindestens eine Frage bleibt jedoch weiterhin offen.

"Simba" darf an der Naturbühne nicht mehr gezeigt werden.
Vor rund zwei Wochen hat die Naturbühne Hohensyburg ganz unerwartet eine schriftliche Unterlassungserklärung für "Simba! König der Tiere" erhalten. Am Wochenende musste das Stück eingestellt werden. Jetzt hat sich der Disney-Konzern zum Fall geäußert - allerdings hat er nicht ausdrücklich bestätigt, in die juristische Auseinandersetzung involviert zu sein. Mit anderen Worten: Es ist nach wie vor eine Vermutung, dass es der Weltkonzern ist, der gegen die kleine Naturbühne vorgeht. Aber der Reihe nach:
Was ist bislang passiert?
Am Freitag (8. Juli) gab die Naturbühne Hohensyburg bekannt, dass „Simba“ nur noch zweimal am vergangenen Wochenende aufgeführt werden dürfe. Grund sei eine „juristische Auseinandersetzung, die den Verein zwingt, die weitere Aufführung nicht fortführen zu können“, heißt es auf der Internetseite.
Was sagt die Naturbühne dazu?
Es ist nicht viel, was die Mitarbeiter der Naturbühne sagen dürfen. Ihren Gegner in der Auseinandersetzung dürfe sie nicht nennen, sagte Vorstandsvorsitzende Elke Eitner, ebensowenig, was der Grund für die Unterlassungserklärung sei. Nur soviel: Der Grund für die Unterlassungserklärung sei etwas, das auch bei den Inszenierungen der anderen Bühnen genau so gemacht worden sei.
Wer hat das Stück geschrieben?
Robert Hesse. Der Autor ist Mitarbeiter der Waldbühne in Hamm-Heessen. Hesse sagt, er habe die Bühnenfassung 2001 für die Waldbühne geschrieben, einfach, weil es ihm ein geeigneter Stoff zu sein schien. Als Vorlage diente ihm eine alte afrikanische Fabel, auf die sich der Disney-Film auch beziehe. Seine Handlung sei zwar an den Disney-Film angelegt, aber die Fabel sei frei, also sah er damals keinen Grund, Disney wegen der Rechte anzufragen. „Wir sind ja keine Profis“, sagt er. „Walt Disney kümmert sich ja normalerweise auch nicht um kleine Theater.“
Außerdem hat er den Titel geändert, statt „König der Löwen“ (der Disney-Film) nannte er es „Simba – König der Tiere“. Die Namen der Figuren dagegen übernahm er aus dem Film, auch große Teile der Handlung. Nachdem seine Aufführung ein Erfolg war, fragten andere Bühnen nach der Fassung. Hesse gab sie heraus, und inzwischen ist sie ein Geheimtipp unter den Freilichtbühnen des Landes.
Was sagt der Disney-Konzern dazu?
Folgende Fragen hatten wir den Verantwortlichen am Montag (11. Juli) geschickt:
- Wenn es um die Aufführungsrechte eines Stücks mit Inhalten aus „König der Löwen“ geht – besitzt noch ein anderes Unternehmen Rechte an dem Stoff?
- Unter welchen Bedingungen gestattet Walt Disney eine Theaterfassung des Films?
- Eine Theaterfassung derselben alten Fabel, auf die „König der Löwen“ zurückgeht, ist unter dem Titel „Simba – König der Tiere“ seit rund zehn Jahren an vielen Bühnen, vor allem an Freilichtbühnen, in Deutschland aufgeführt worden. Zuletzt an der Naturbühne Hohensyburg. Dort darf das Stück seit Sonntag, 10.7.2016, nicht mehr gespielt werden. Die Bühne verweist als Begründung auf eine juristische Auseinandersetzung mit einer Person oder einem Unternehmen, das sie nicht nennen darf. Ist Walt Disney dieses Unternehmen, das die Absetzung des Stücks erwirkt hat? Wenn ja, warum?
Am Dienstagabend schickte uns Disney folgende Antwort:
"Die Aufführungsrechte zu „König der Löwen“ liegen bei The Walt Disney Company und werden direkt oder durch die Verlage mit denen Disney in einer Geschäftsbeziehung steht vergeben. Aktuell werden jenseits des Hamburger Musicals „Disneys Der König der Löwen“ keine weiteren Bühnenaufführungen dieses Stoffes gestattet.
Des Weiteren schützt Disney als Unternehmen sein geistiges Eigentum und geht Meldungen zu möglichen Urheberrechtsverletzungen auch prinzipiell nach. Unabhängig davon kommentieren wir grundsätzlich keine potenziellen oder laufenden Untersuchungen."
Wie geht es jetzt weiter?
Wir arbeiten aktuell an einer rechtlichen Einschätzung der Lage. Wir werden an dieser Stelle weiter informieren.