Warum RWE ins Wanken geraten ist
Erklärungen für die Krise
Minus 2,8 Milliarden Euro: Erstmals seit der Gründung der Bundesrepublik ist der Energieversorger RWE in die roten Zahlen gerutscht. Dabei präsentiert sich RWE gern als Vorreiter. Tatsächlich hat die Energiewende aber kaum ein Unternehmen so hart getroffen wie die Essener. Die Gründe:

Die RWE-Zentrale in Essen
- Wenig Ideen: Ein schnell durchschlagendes Zukunftsmodell ist nicht erkennbar. Viel zu lange habe der Versorger unter der Führung des Ex-Vorstandschefs Jürgen Großmann auf Atomkraft und konventionelle Großkraftwerke gesetzt, sagen Kritiker.
- Problem Verschuldung: Die Verschuldung habe der Konzern nicht konsequent genug angepackt. Jetzt fehlt RWE die Finanzkraft für einen harten Kurswechsel auf dezentrale und grüne Technik wie Mini-Kraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Denn solche dezentralen Angebote bringen viel langsamer Ertrag als die alten Kohle- und Atomkraftblöcke. Und die hohen Schulden von gut 30 Milliarden Euro drohen RWE die Luft abzudrücken.
- Strompreis unter Druck: Die konventionelle Erzeugung machte 2012 noch rund die Hälfte der RWE-Erträge aus. Weil Zuschüsse über die EEG-Umlage Strom aus Wind und Sonne aber so günstig machen, ist der Strompreis an der Börse enorm unter Druck geraten. Statt 50 bis 55 Euro pro Megawattstunde erwirtschaften die Kraftwerke gerade einmal gut 35 Euro - viel zu wenig, um den Konzern in der Zeit des teuren Technologiewandels über Wasser zu halten. Die Situation wird sich im Laufe des Jahres und 2015 sogar noch verschärfen, wenn langfristige Kontrakte mit derzeit noch akzeptablen Preisen auslaufen.
- Kaum Investitionen: Hart gekürzt wird bei RWE nicht nur am Personal, sondern auch an den Investitionen: bis 2016 um zwei Milliarden - sogar bei den Erneuerbaren Energien. Fehlenden Mut, vielleicht fehlende Ideen, auch jeden Fall aber fehlendes Geld beklagen Analysten. Auch für die Zeit nach 2015 seien keine großen Verbesserungen zu erwarten, heißt es etwa von der UBS.
- Kein Wachstum: Die Krise der Erzeugung trifft aber nicht nur RWE, sondern die ganze Branche. RWE hat allerdings weniger Alternativen als beispielsweise der große Rivale Eon. Die Düsseldorfer setzen stark auf Investitionen in Schwellenländern wie Brasilien, Türkei und Russland, die noch großes Wachstum versprechen. Ein solcher Zug in die Ferne, der schon bei den überwiegend institutionellen Eon-Eigentümern nicht unumstritten ist, wäre bei den stark kommunal geprägten RWE-Strukturen aber kaum denkbar.