Warum Menschen Steine auf Autos werfen

Recklinghäuserin stirbt in Dänemark

Immer wieder werfen Unbekannte Gegenstände wie Steine oder Baumstämme von Autobahnbrücken aus auf Autos. Und immer wieder sterben Menschen. Im jüngsten Fall in Dänemark kam eine 33-jährige Frau aus Recklinghausen ums Leben. Die Täter nehmen das in Kauf. Doch was treibt sie an?

NRW

23.08.2016, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein beschlagnahmter Betonklotz. Foto: Polizei Fünen/Archiv

Ein beschlagnahmter Betonklotz. Foto: Polizei Fünen/Archiv

 In der Kriminalpsychologie ist das Thema noch kaum erforscht.

Gibt es für die Taten ein gemeinsames Motiv?

"Durchaus", sagt Dietmar Heubrock, Direktor des Rechtspsychologischen Instituts an der Uni Bremen. "Immer wieder wird jugendlicher Übermut angeführt. Doch dabei bleibt offen, was genau dahinter steckt." Den Tätern gehe es oft vor allem um das Gefühl von Macht über Menschenleben. Autofahrer zu töten, sei nur selten die Absicht, werde aber in Kauf genommen. "Im Schutz der Dunkelheit fühlen sich die Täter stark. Wie ein Raubtier, das im hohen Gras unerkannt sein nächstes Opfer erspäht." Den Tätern gehe es darum, Bedeutung zu erlangen. Dieser Antrieb finde sich auch bei Brandstiftern, die Feuer legten.

Wer sind die Täter? 

Ein Blick auf die Schlagzeilen zeigt: Die meisten Täter scheinen männlich und nicht älter als 30 Jahre alt zu sein. "Das können Schulabbrecher sein oder Arbeitslose, die in den Tag hineinleben", sagt Heubrock. Immer wieder spiele auch Langeweile eine wichtige Rolle. Dazu komme dann häufig noch eine innere Leere, die durch das Gefühl von Macht ersetzt werden soll. "Viele waren zudem zum Zeitpunkt der Tat alkohol- oder drogenabhängig", sagt Heubrock. Dadurch überschritten sie schneller Hemmschwellen.

Wie oft kommen solche Taten vor? 

"Darüber liegen keine Zahlen vor", sagt die Sprecherin des Landeskriminalamts Niedersachsen, Stephanie Weiß. Werfe jemand Gegenstände auf die Fahrbahn, so werde das meistens als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr in der Kriminalstatistik aufgeführt - oder als Tötungsdelikt oder schwere Körperverletzung. "Das lässt sich dann nicht mehr auseinanderdividieren", sagt Weiß. "Phasen, in denen so etwas häufiger vorkommt, gibt es immer wieder", sagt Rechtspsychologe Heubrock. 2008 kam eine Mutter von zwei Kindern aus dem münsterländischen Telgte nach dem Wurf eines Holzklotzes auf ihr Auto bei Oldenburg ums Leben.

Wie schwierig ist es, die Täter zu ermitteln? 

Auch dazu lassen sich keine Zahlen finden. Aber die Fälle werden von den Beamten sehr ernst genommen - wer gefasst wird, muss mit langen Freiheitsstrafen rechnen. Im Sommer vergangenen Jahres wurden zwei Männer in Münster wegen versuchten Mordes zu sieben und siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie hatten unter anderem Betonplatten und Baustellenlichter auf die A1 bei Münster geworfen. Auch sie gaben an, aus purer Langeweile gehandelt zu haben.