Geschlossene Kitas, stillstehende Hilfetelefone, streikendes Pflegepersonal - das soll es laut Verdi auch am Freitag geben: Mit Arbeitsniederlegungen in typischen Frauenberufen des öffentlichen Dienstes will die Gewerkschaft Verdi in zahlreichen NRW-Städten ein Zeichen für mehr Lohngerechtigkeit für Frauen setzen.
Zahlreiche Verdibezirke, darunter die in vielen Ruhrgebietsstädten, aber auch Köln, Bonn, Leverkusen sowie Westfalen, das Münsterland und Südwestfalen schließen sich dem bundesweiten Aufruf zum „Equal pay day“ an. Der Aktionstag will auf die bestehenden Entgeltungleichheiten zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.
Im öffentlichen Dienst arbeiten in der Pflege, in Kitas und in der Sozialarbeit den Gewerkschaftsangaben zufolge mehrheitlich Frauen. „Das Leben der Beschäftigten ist oft durch Doppelt- und Dreifachbelastungen geprägt. Neben der Arbeit müssen die eigenen Kinder versorgt und Angehörige gepflegt werden“, sagte die Vize-Verdi-Vorsitzende Christine Behle laut Mitteilung. „Es ist an der Zeit, dass Frauen für ihre unverzichtbare Arbeit gerecht entlohnt werden.“
Am Donnerstag streikte Verdi im Bereich Gesundheit in NRW
Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes hat Verdi am Donnerstag (6.3.) einen bundesweiten Warnstreiktag an zahlreichen Krankenhäusern und in Pflegeeinrichtungen von Bund und Kommunen absolviert. So seien in Köln etliche Beschäftigte mehrerer Kliniken dem Streikaufruf gefolgt, sagte ein regionaler Vertreter der Gewerkschaft der Deutschen Presse-Agentur.
Verdi geht davon aus, dass sich Beschäftigte aus bundesweit mehr als 200 Gesundheitseinrichtungen an dem Warnstreiktag beteiligten. Dabei gehe es insbesondere um Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Laut Gewerkschaft gab es in allen bestreikten Einrichtungen einen Notdienst. In Pflegeheimen werde häufig auf eine Besetzung wie an Wochenenden zurückgegriffen.
Die kommunalen Arbeitgeber kritisieren das Vorgehen. Warnstreiks, die die Kinderbetreuung, die Gesundheitsversorgung und den Nahverkehr einschränkten oder gar lahmlegten, schadeten in erster Linie den Bürgern. Die dritte Verhandlungsrunde vom 14. bis zum 16. März solle eine „tragfähige Lösung“ bringen. Dafür brauche es aber Bewegung auf beiden Seiten.
Hier wurde laut Verdi am Donnerstag gestreikt:
- Im Ruhrgebiet unter anderem in Knappschaft-Kliniken in Bottrop, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Bochum sowie LWL-Kliniken in Herten, Bochum, Marl, Klinikum Dortmund, Ruhrlandklinik und LVR Klinik Essen
- Ostwestfalen etwa mit Mühlenkreiskliniken, Auguste-Viktoria Klinik sowie Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen, Kreiskliniken Herford-Bünde, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld, Klinikum Gütersloh und Rettungsdienst in Lippe
- Im Raum Köln-Bonn-Leverkusen in Kliniken der Stadt Köln mit mehreren Krankenhäusern, LVR Klinik Bonn, LVR Klinik Köln, Sozialbetriebe Köln, Gemeinnützige Werkstätten Köln und Studierendenwerk Bonn
- Im Münsterland in den LWL-Kliniken Lengerich und Münster
- Ruhr West: Alfried-Krupp-Krankenhaus, Ruhrlandklinik, LVR Klinik Essen
- Im Großraum Düsseldorf im Städtischen Klinikum Solingen, SKS, LVR Düsseldorf, LVR Langenfeld, Sana Remscheid, Helios Niederberg, Helios Wuppertal, ATZ, APH
- Aachen/Düren/Erft: Rhein-Maas-Klinikum, RMK-Service, LVR-Klinik Düren, Ruhrtalwerkstätten Düren
Mitte März sollen die nächsten Tarifgespräche stattfinden
„Was die Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, in Psychiatrien und im Rettungsdienst jeden Tag für die Gesellschaft leisten, ist den meisten Menschen in diesem Land bewusst“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Doch die Arbeitgeber ließen diese Anerkennung vermissen, fügte sie hinzu.
Sie bezog das darauf, dass die Arbeitgeber von Bund und Kommunen in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen Mitte Februar kein Angebot vorgelegt hätten. „Das Ansinnen der Arbeitgeber, eine geringe bis gar keine Lohnerhöhung zu vereinbaren, und noch dazu bei einer überlangen Laufzeit von 36 Monaten, ist eine Provokation“, meinte die Gewerkschafterin.
Verdi will Erhöhung um acht Prozent
Verdi fordert eine Tariferhöhung im Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage.
Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen. Die Tarifverhandlungen werden am 14. bis 16. März 2025 in Potsdam fortgesetzt.
dpa
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