Sportlich läuft es derzeit wahrlich alles andere als rund beim Holzwickeder SC. Die zweite Fußballmannschaft hat sich am Dienstag vom Spielbetrieb in der Bezirksliga abgemeldet, die Erste wartet in der Westfalenliga seit nunmehr sieben Spielen wieder auf einen Sieg, ist mit vier Punkten Vorsprung Tabellenachter der Fußball-Westfalenliga. Mitten in diese Phase platzt eine positive Nachricht: Der Vorstand des Oberliga-Absteigers hat nun mit seinem Cheftrainer Benjamin Hartlieb verlängert.
„Heute Abend haben sich Karl Lösbrock und Benjamin Hartlieb auf eine Vertragsverlängerung der Trainertätigkeit für die 1. Mannschaft bis zum 30.06.2024 geeinigt“, teilte der HSC am Donnerstagabend in seinen sozialen Medien mit. Hartlieb soll aber nicht die einzige Verlängerung im Trainerteam bleiben. Das Ziel werde es sein, „mit dem kompletten verantwortlichen Trainerteam zu verlängern“, heißt es weiter. Gespräche dazu würden zeitnah geführt.
„Wir sehen eine Entwicklung“, begründete Karl Lösbrock, Ressortleiter Sport, die Verlängerung mit dem Cheftrainer, „wir wissen auch, warum wir die Spiele aktuell nicht gewinnen, weil uns nämlich nicht die Leute zur Verfügung stehen, die wir auf dem Platz brauchen.“ Lösbrock meint damit die Verletzungen einiger Führungsspieler.
Der Holzwickeder SC habe in der Trainerfrage immer für Kontinuität gestanden. „Wir wollten Planungssicherheit haben und in Kürze auch mit Spielern sprechen. Die erste Frage ist dann immer: Wer wird Trainer?“, so Lösbrock. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei klar pro Hartlieb gewesen.
Vertrauensbeweis für Hartlieb
Für Hartlieb war die Verlängerung ein Vertrauensbeweis, gerade in der sportlich schwierigen Phase. „Wir haben schon vor einigen Wochen offen und ehrlich miteinander gesprochen und festgestellt, dass wir den gemeinsamen Weg weiter beschreiten würden“, erklärte Hartlieb. Die Verlängerung zog sich dann wegen der hartnäckigen, aber nun auskurierten Corona-Infektion des Cheftrainers hin. Das bestätigte auch Lösbrock: „Die Entscheidung ist eigentlich schon vor zwei Wochen gefallen.“
„Die gleichen Beweggründe“ wie am Anfang seiner Tätigkeit für Holzwickede würden Hartlieb weiter motivieren: „Holzwickede ist mein Heimatverein. Es ist etwas extrem Besonderes und eine“, Hartlieb stockt kurz, „eine Ehre für mich.“ In seinem Verein mitzuwirken, sei ihm in gesellschaftlich turbulenten Zeiten persönlich wichtig. „Ich weiß meine Familie auf der Tribüne sitzen und fahre nach dem Spiel am Grab meiner Großeltern vorbei“, sagte Hartlieb.
Seit einem Jahr Sportdirektor
Benjamin Hartlieb, der beim HSC seit Ende 2021 auch als Sportdirektor tätig ist, hatte das zusätzliche Amt des Cheftrainers Anfang des Jahres von dem damals freigestellten Marc Woller übernommen. Doch auch Hartlieb konnte den Oberliga-Abstieg am Ende nicht abwenden.
Künftig wird Hartlieb sich weiter um das Training sowie um die Zusammenstellung der Mannschaft in Personalunion kümmern. Karl Lösbrock, seit einigen Monaten Ressortleiter Sport beim HSC, lobt er ausdrücklich. „Karl macht das mit hoher Entscheidungskompetenz ganz hervorragend seit seiner Wahl“, sagte Hartlieb.

Dabei wirkte das Verhältnis zwischen Hartlieb und Lösbrock zunächst distanziert, manchmal sogar kühl. Jetzt lobte Hartlieb den Sportboss in höchsten Tönen. „Wenn man immer der gleichen Meinung wäre, wäre es ja eigenartig und komisch“, entgegnete Lösbrock lachend, „gerade, wenn die Zusammenarbeit anfängt, hat jeder seine Ideen. Mit der Zeit versteht man sich.“ Das Duo harmoniert in der Außenwahrnehmung wesentlich einheitlicher als noch vor Monaten.
Verlängerung mit Trainerteam
Gerne würden Hartlieb und Lösbrock auch mit dem Trainerteam die Arbeit fortsetzen. „Was jetzt folgen soll, ist, dass wir das gesamte Trainerteam zum Bleiben überreden“, erklärte Lösbrock. Die Co-Trainer Hamza El Hamdi und Damian Grauer sowie Torwarttrainer Stefan Sablowski möchte Hartlieb ausdrücklich behalten. Ob das dem HSC gelingt, ist noch unklar. Gespräche laufen. Vor allem bei El Hamdi könnte das ein kleiner Kampf werden. Hartlieb: „Hamza ist ein ambitionierter Trainer, der den Fußball als Berufsoption in Betracht zieht.“

Für Sonntag kommt nun Tabellenführer FC Brünninghausen zum letzten Spiel des Jahres ins Montanhydraulik-Stadion. „Da kann man alle Kräfte bündeln und die Wehwehchen ausblenden, weil es danach in die verdiente Pause geht. Das Hinspiel ist für uns unglücklich gelaufen (3:4). Brünninghausen spielt eine überragende Hinrunde, worüber ich mich sehr freue. Aber wir trauen uns zu, zu überraschen“, sagte Hartlieb.
Da Michele Teofilo, Kianosh Amiri und Maximilian Schettke zurück und auch die zuletzt angeschlagenen Spieler wieder eine Woche weiter sind, wird der HSC eine volle Bank präsentieren. Finn Heinings wird wohl ausfallen (Schlag auf den Spann).
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