Verletzter Höhlenforscher auf Weg der Genesung

Dem geretteten Höhlenforscher Johann Westhauser geht es besser als erwartet. Er sei auf dem Weg der Genesung. «Das grenzt schon an ein kleines Wunder», sagte der Ärztliche Direktor der Unfallklinik Murnau, Volker Bühren, mit Blick auf Verletzung und Umstände.

Murnau (dpa)

20.06.2014, 17:01 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rettungskräfte laden nahe des Eingangs zur Riesending-Höhle Ausrüstung in einen Hubschrauber. Foto: Nicolas Armer

Rettungskräfte laden nahe des Eingangs zur Riesending-Höhle Ausrüstung in einen Hubschrauber. Foto: Nicolas Armer

«Der Patient hat extrem viel Glück gehabt.» Es sei gelungen, ihn in der Riesending-Schachthöhle bestmöglich zu versorgen. Westhausers Frau und sein Sohn konnten ihn bereits drei Stunden besuchen. Der Forscher bedankte sich per Videobotschaft bei seinen Rettern.

Bühren schätzte, dass Westhauser zwei Wochen in der Klinik bleiben und dann ein bis zwei Monate in eine stationäre Reha gehen werde. «Wir rechnen mit drei bis sechs Monaten, dass er in einen guten Zustand zurückkommt.»

Westhauser hatte am Pfingstsonntag bei einem Steinschlag in 1000 Metern Tiefe ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und war bis zum Donnerstag in einer beispiellosen Aktion aus Deutschlands tiefster Höhle geholt worden. In einer Videobotschaft dankte der 52-Jährige aus Pfinztal bei Karlsruhe seinen Rettern. Seine Stimme klang allerdings noch verschwommen.

Im Gehirn sei ein Bereich betroffen, der für die Motorik verantwortlich ist - deshalb tue sich Westhauser mit dem Sprechen schwer. Inhaltlich sei er aber vollkommen klar, sagte Bühren. Nach den Diagnosen und dem bisherigen Verlauf hofften die Ärzte, dass «er eine weitgehende Wiederherstellung erreichen wird».

Westhauser sei nach dem Unfall für eineinhalb Tage immer wieder bewusstlos gewesen. Dann erst habe sich sein Zustand gebessert - der Verlauf hätte auch anders sein können, sagte Bühren. Die Verletzung sei lebensgefährlich gewesen. Sein Helm barst nicht, konnte den Schlag aber nicht ausreichend abhalten.

Der 52-Jährige sei nach der Ankunft in Murnau zunächst genau untersucht worden, zudem wurde eine Computertomographie angefertigt. Sie bestätigte, was die Ärzte bereits befürchtet hatten: Er hatte eine Blutung im Kopf erlitten, außerdem einen Schädelbruch, der jedoch nicht schwerwiegend sei.

Eine Operation am Gehirn sei nicht notwendig, hieß es weiter. «Wir sind sehr froh, dass wir Herrn Westhauser nicht operieren müssen», sagte der Neurochirurg Björn Robert. Allerdings habe Westhauser auch einen Bruch der Augenhöhle erlitten, der nächste Woche operiert werden solle, wenn sich der Höhlenforscher weiter stabilisiert hat.

Westhauser war schon in 1000 Metern intensivmedizinisch behandelt worden, Rettungssanitäter hatten ihn erstversorgt. Er habe Infusionen bekommen, sei über die Vene ernährt worden, hieß es. Erst ein in die Höhle hinabgestiegener Arzt aber habe Westhauser die starken Medikamente gegen die Schwellung im Gehirn verabreichen können, die den Transport möglich gemacht hätten.

Mehr als 700 Menschen hatten an der Rettungsaktion mitgewirkt, darunter 202 Höhlenretter. Westhauser arbeitet am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Höhlenforschung ging er in seiner Freizeit nach.

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