Die Zahl der Verkehrstoten ist in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr um 6 Prozent auf 451 Verunglückte gestiegen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) führte diese Entwicklung am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Unfallstatistik auf die Zunahme des Verkehrs nach der Corona-Pandemie zurück: „Es ist eine Nach-Corona-Statistik. Das Leben ist auf die Straßen zurückgekehrt“, sagte er.
Vorangegangen war ein Rekordtief von 425 Verkehrstoten im Jahr 2021. Insgesamt nahm 2022 die Zahl der registrierten Unfälle auf den Straßen im Vorjahresvergleich um 4,8 Prozent auf 610.000 zu. Fast 12.500 Menschen wurden schwer verletzt - ein Anstieg von 5 Prozent.
Die Zahlen liegen unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019, wie Reul erläuterte. Allerdings fiel vorläufigen Daten zufolge auch das Verkehrsaufkommen 2022 rund 5 Prozent geringer aus als damals.

Besonders stark stieg die Zahl der Verkehrstoten im Zusammenhang mit illegalen Autorennen: von einem Fall 2021 auf 12 Todesfälle im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden 2050 illegale Autorennen erfasst. Die Zahl der getöteten Fußgänger sank von 78 auf 67.
Zahl der Unfälle mit E-Rollern massiv angestiegen
Erstmals kamen in NRW Menschen bei Unfällen mit E-Rollern ums Leben: registriert wurden 3 Todesfälle. Die Zahl der Unfälle mit E-Rollern stieg massiv - um 64 Prozent auf insgesamt 1800. Die Zahl der dabei Verunglückten stieg sogar um 67 Prozent auf 1620.
Vergleiche mit Daten aus Notaufnahmen zeigten aber, dass von einer dreimal so großen Dunkelziffer auszugehen sei: Nur jeder vierte E-Scooter-Unfall werde der Polizei gemeldet, hieß es weiter. E-Roller-Unfälle ereigneten sich häufig nachts und in Großstädten. In jedem vierten Fall sei Alkohol die Hauptunfallursache.
Während die E-Roller-Unfälle den Angaben zufolge ein Phänomen überwiegend junger Fahrerinnen und Fahrer ist, sind Unfälle mit E-Bikes ein Problem besonders der Senioren: 29 der in diesem Bereich registrierten 48 Todesopfer waren älter als 65 Jahre.
Insgesamt wurden im zurückliegenden Jahr fast 6900 E-Bike-Unfälle registriert und damit 41,6 Prozent mehr als 2021. Minister Reul appellierte an die älteren Menschen, den Umstieg aufs E-Bike zu trainieren. Die Polizei biete vielerorts Fahrsicherheitstrainings an.
Forderung nach Senkung der Höchstgeschwindigkeit für E-Roller
Die Polizei zählte 2002 außerdem mehr Fahrten, bei denen illegale Drogen oder Alkohol im Spiel waren. Bei rund 3300 Unfällen hatten die Fahrer Alkohol getrunken - ein Anstieg von 28 Prozent. Bei den illegalen Drogen betrug das Plus sogar 30 Prozent.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) stufte den Anstieg der Unfallzahlen mit E-Bikes und E-Rollern als besonders dramatisch ein. Für die E-Roller forderte die GdP eine Senkung der Höchstgeschwindigkeit auf maximal Tempo 15. „20 Stundenkilometer sind einfach zu schnell für einen Roller“, sagte GdP-Verkehrsexperte Heiko Müller. Für E-Bikes müsse zudem eine Helmpflicht kommen. Ohne diese „werden wir die Opferzahlen nicht nennenswert senken können“, so Müller.
Reul äußerte sich ablehnend gegenüber einer Helmpflicht: Er setze auf Freiwilligkeit und die Vernunft der Fahrer.
dpa
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