Termin für Sprengung der A45-Talbrücke steht fest Kein Datum für eine Fertigstellung

Gesperrte A45-Talbrücke Rahmede: Termin für Sprengung steht fest
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Die marode Talbrücke Rahmede an der deutschlandweit wichtigen Autobahn 45 bei Lüdenscheid soll am 7. Mai gesprengt werden. Das kündigte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Dienstag in Berlin an. Das Bauwerk war im Dezember 2021 gesperrt worden, eine zentrale Nord-Süd-Achse (Frankfurt-Dortmund) ist seitdem unterbrochen. Die Folgen für die Region sind gravierend.

Wissing hatte ursprünglich eine Sprengung noch im Jahr 2022 angekündigt, dazu kam es aber nicht. Nun ist der 7. Mai als neues Datum festgelegt - eine Sprengung soll zu einer Beschleunigung der Großvorhabens beitragen. Wissing sprach nun mit Blick auf den neuen Sprengtermin von einer wichtigen und guten Nachricht für die belastete Region.

Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich enttäuscht. Der Termin liege rund ein halbes Jahr hinter dem zunächst genannten Datum. „Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller geht“, sagte er in Düsseldorf.

Das Desaster um die Vollsperrung soll auch in einem Untersuchungsausschuss im NRW-Landtag aufgearbeitet werden. Die Oppositionsfraktionen von SPD und FDP beschlossen am Dienstag kurz vor Wissings Ankündigung, einen solchen Ausschuss zu beantragen, wie die Fraktionschefs Thomas Kutschaty (SPD) und Henning Höne (FDP) mitteilten. Das Gremium soll sich auch insgesamt mit der Brückeninfrastruktur in NRW befassen. Über den Einsetzungsbeschluss wird das Landesparlament voraussichtlich Ende März abstimmen.

Wissing: Keine verbindliche Bauzeit

Seit dem 2. Dezember 2021 ist die 450 Meter lange und mehr als 70 Meter hohe Autobahnbrücke an der sogenannten Sauerlandlinie gesperrt. Täglich donnern rund 20.000 zusätzliche Fahrzeuge, davon rund 6000 Lastwagen, über Umleitungsstrecken durch Lüdenscheid. Anwohner und Unternehmen in der Region sind schwer getroffen durch Lärm, Abgase und Dauerstau, auch Lieferprobleme, Umsatzeinbrüche und die Abwanderung von Arbeitskräften gehören zu den Folgen.

Wissing sagte, er könne derzeit keine verbindliche Bauzeit nennen, also nicht konkret vorhersagen, wann der Verkehr wieder uneingeschränkt auf der Sauerlandlinie rollen werde. Er wolle kein Datum für eine Fertigstellung nennen, das dann womöglich nicht haltbar sei - und so am Ende für Enttäuschung sorgen. Der Bund werde aber alles tun, damit der Neubau schnellstmöglich fertig werde.

Eine Sprecherin der Stadt Lüdenscheid sagte auf dpa-Anfrage, dass kein fester Zeitpunkt vorausgesagt werden könne, sei zwar gut nachvollziehbar. Aber doch zumindest einen Zeithorizont zu erfahren, wäre wichtig. Dass nun der Sprengtermin feststehe, sende erst mal ein wichtiges Signal. „Wir sind froh, dass es weiter vorangeht.“

Der Sprengtermin war vor allem in Nordrhein-Westfalen mit wachsender Ungeduld erwartet worden. Der Sprecher der Bürgerinitiative A45-Lüdenscheid, Heiko Schürfeld, sprach von einem „schönen Etappensieg“, dass der Bund nun endlich einen Termin nenne. „Für uns ist es aber noch wichtiger, dass dieser furchtbar belastende Durchfahrtsverkehr endlich aus der Stadt rauskommt. Hier muss dringend eine Entscheidung im Sinne der Bürger und der Stadt getroffen werden.“

Schon direkt nach der Sperrung hatten der Bund und die Autobahn GmbH des Bundes einen maximal beschleunigten Neubau zugesagt, damals war grob ein Zeitraum von fünf Jahren genannt worden. Auch der kürzlich beschlossene Verzicht auf ein Planfeststellungsverfahren soll zu einem erhöhten Bautempo beitragen. Der Sprengtermin habe auf die gesamte Bauzeit angesichts der vielen parallel verlaufenden Verfahren keine Auswirkung, sagte Wissing.

Sprengung gilt als große Herausforderung

Die Sprengung auf fast alpinem Gelände gilt als gewaltige Herausforderung. Die Vorbereitungen unter der Brücke inklusive Fällarbeiten und Hang-Absicherungen laufen dazu schon länger. Auch mehrere Grundstücke unter dem Bauwerk waren aufgekauft worden.

Der Auftrag zum Sprengabbruch war im Oktober dem Unternehmen Heitkamp Umwelttechnik GmbH zugesprochen worden. Die Pfeiler sollen bei der Sprengung zur Seite wegknicken, die Brücke horizontal herunterfallen. Laut Stadt Lüdenscheid ist aber noch nicht entschieden, welches Unternehmen mit dem Neubau beauftragt werden soll.

Auch die Landespolitik befasst sich seit Monaten immer wieder mit dem Debakel. Dass es Mängel an der Rahmedebrücke gab, war schon mehrere Jahre vor der Sperrung bekannt. Der heutige Ministerpräsident Wüst war von 2017 bis Oktober 2021 NRW-Verkehrsminister. „Bis heute ist es ungeklärt, wie es so weit kommen konnte“, kritisierte Kutschaty.

Offen sei, ob eine Totalsperrung vermeidbar gewesen wäre, wenn man rechtzeitig eine Parallelbrücke gebaut hätte und danach erst die beschädigte Brücke entfernt hätte. Auch eine Sondersitzung des Verkehrsausschusses habe jüngst nicht die erhoffte Klarheit gebracht, die Zweifel seien noch gewachsen.

Die Vollsperrung sei „kein Schicksalsschlag“, sondern habe am Ende einer Kette von falschen Entscheidungen gestanden, meinte FDP-Politiker Höne. „Das Chaos hätte verhindert werden können.“ Wüst hatte persönliche Versäumnisse aus seiner Amtszeit als Verkehrsminister verneint und betont, dass Fachleute den Brückenzustand bei regelmäßigen Prüfungen über Jahre hinweg immer mit derselben Note 3,0 bewertet hätten.

Die CDU-Fraktion betonte, dass zurückliegende Entscheidungen im Fall Rahmede keine politischen waren, sondern von Ingenieuren getroffen worden seien, habe die bisherige Aufarbeitung längst klargestellt. Die unerträgliche Lage der Menschen in der Region müsse schnell verbessert werden. Auch die Grünen appellierten an Bund, Land und Kommunen, die Folgen vor Ort zügig abzumildern.

dpa

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