Die Gewerkschaft ver.di ruft ab Donnerstag (19.10.) zu wöchentlichen Mahnwachen für die Kitas auf. Unter dem Motto „Es donnert in den Kitas – Kinder und Beschäftigte gefährdet!“ sollen bis Weihnachten in vielen Bundesländern regelmäßig Mahnwachen durchgeführt werden. Auch in NRW sollen von Donnerstag an wöchentlich Veranstaltungen stattfinden. In Düsseldorf fand die erste Mahnwache am 19. Oktober von 8 bis 9 Uhr vor der Staatskanzlei / Johannes-Rau-Platz statt.
„Man muss es so drastisch sagen, die Personaldecke in den Kitas ist inzwischen so löchrig, dass die Kolleginnen und Kollegen froh sind, wenn sie und die Kinder den Tag heil überstehen. In der jetzigen Situation kann weder für die Eltern noch für die Kinder ein verlässliches Angebot gewährleistet werden. Die Kita-Beschäftigten setzen mit ihren Mahnwachen ein deutliches Zeichen und fordern die Landesregierung zum Handeln auf“, erklärte die zuständige Landesfachbereichsleiterin, Andrea Becker.
Die Beschäftigten der Kitas erleben seit einigen Jahren einen ständig wachsenden Fachkräftemangel, so Verdi in einer Pressemitteilung. Dieser Fachkräftemangel treffe auf Kitas, die bereits mit Personalschlüsseln ausgestattet sind, die nicht kindgerecht seien. Laut Auskunft der Fachkräfte im ver.di Kita-Personalcheck, fehlten im Sommer 2021 im Durchschnitt drei Fachkräfte, um in den Kitas fachlich angemessen arbeiten zu können, insgesamt rund 32.000 Fachkräfte. Und das beim aktuellen Ausbaustand der Kindertageseinrichtungen.
Personalnot und Kita-Platzbedarf: Kita-Gipfel gefordert
Bei den Eltern bestehe gleichzeitig ein enormer Kita-Platzbedarf. In NRW fehlen rund 100.000 Kita-Plätze - nach Berechnungen von Bertelsmann -, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Kommunen und Länder reagieren auf diese Nachfrage mit dem Ausbau der Kindertageseinrichtungen und der Schaffung neuer Plätze. Wenn neue Einrichtungen eröffnen, werde das Personal aus den umliegenden Kitas in der Region abgezogen, so Verdi.
Die Personaldecke in allen Kitas werde immer dünner und der Personalmangel wachse stetig. Die Kita-Beschäftigten erkranken häufiger, fallen aufgrund von Burnout lange Zeiten aus oder verlassen das Arbeitsfeld Kita. Notgruppen, Reduzierung der Öffnungszeiten oder auch Schließungen von Gruppen seien an der Tagesordnung.
„Die Politik ist nun in der Verantwortung, auf höchster Ebenen einen Kita-Gipfel zu veranstalten, um gemeinsam mit Land und Kommunen das Kita-System zu stabilisieren. Hier ist auch NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland ganz klar in der Pflicht. Wir fordern einen Stufenplan für den quantitativen und qualitativen Ausbau, abgestimmt mit dem damit verbundenen notwendigen Aufbau des Fachpersonals. Dafür müssen Finanzen entsprechend bereitgestellt werden“, fordert Becker. Auch die Eltern dürften in dieser schwierigen Situation nicht allein gelassen werden. Sie benötigten dringend Unterstützung, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder verlässlich möglich wird.
Das Land NRW sei gefordert, finanziell die Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen zu stabilisieren. Die grundsätzliche Finanzierungssystematik der Kindertageseinrichtungen müsse auf den Prüfstand, erklärte Becker weiter. Die verzögerte Anpassung der KiBiZ-Pauschalen zum August 2024 komme allerdings faktisch zu spät und die geplante Überbrückungsbeihilfe für freie Träger löse das grundsätzliche Problem nicht.
dpa/ bani
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