Es waren vor allem rechtliche Fragen und der Umgang mit dem Kleingedruckten in Verträgen, was Ramona Pfau, Jutta Eickelpasch und Astrid Lindner, Beraterinnen der Verbraucherzentrale, im Jahr 2021 beschäftigte.

Es waren vor allem rechtliche Fragen und der Umgang mit dem Kleingedruckten in Verträgen, was Ramona Pfau, Jutta Eickelpasch und Astrid Lindner, Beraterinnen der Verbraucherzentrale, im Jahr 2021 beschäftigte. © Verbraucherzentrale

Energiepreise und Stornierungen: Verbraucherschützer am Limit

rnVerbraucherservice

Hochwasser, abgesagte Reisen, Veränderungen bei Bank-Gebühren: Verbraucher brauchten zuletzt oft den Rat der Verbraucherzentrale im Kreis Unna. Auch die erlebte in der Form Unbekanntes.

Kreis Unna

, 01.06.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Pandemie war das eine, womit die Verbraucherzentralen in Kamen, Schwerte und Lünen 2021 zu kämpfen hatten. „Wir leben von der Erreichbarkeit und dem direkten Kundenkontakt“, erklärt Hannah Pick von der Beratungsstelle in Schwerte, „das war während der Lockdown-Phasen eine echte Herausforderung.“

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Nicht nur, dass es zudem unzählige Gesetzesänderungen gab, in die sich die Verbraucherschützer immer wieder aufs Neue einlesen mussten, sie hatten es auch mit gleich sieben umfassenden Themenkomplexen zu tun, mit denen Verbraucher zu ihnen kamen. „Es gab im vergangenen Jahr so viele Veränderungen, wie ich sie in meiner ganzen Laufbahn bei der Verbraucherzentrale nicht erlebt habe“, urteilt Astrid Lindner von der Beratungsstelle in Kamen.

Von Hochwasserhilfe über Bankgeschäfte bis zu Energiepreisen

So ging es um Hilfspakete für die Hochwasseropfer, die es im Sommer 2021 nicht nur in Fröndenberg, Bergkamen-Oberaden oder Lünen-Niederaden gab; unrechtmäßige Kontoentgelte waren hingegen kreisweit ein Thema. Denn Bankkunden mussten nach einem Gerichtsurteil den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich zustimmen. „Und wer liest sich schon gern durch 35 Seiten Kleingedrucktes“, zeigt Astrid Lindner Verständnis für die Nachfragen der Kunden.

Astrid Lindner berät Kunden in der Verbraucherberatungsstelle in Kamen.

Astrid Lindner berät Kunden in der Verbraucherberatungsstelle in Kamen. © Claudia Wortmann, Studio1 Fotografie

Positiv werteten es die Verbraucherschützer, dass Inkasso-Forderungen gedeckelt wurden und es auch gesetzliche Änderungen beim P-Konto gab, so dass auch Menschen, denen eine Pfändung ins Haus steht, ein Restguthaben haben dürfen und dies nicht mehr sofort mit den Schulden verrechnet wird.

Ärger bei Reisen und Veranstaltungen

Ein Großteil der Kunden brauchte zudem Beratung bei Reisen und Veranstaltungen – sei es, dass die abgesagt worden waren und man Gelder zurückfordern wollte, oder unsicher war, was Vertragsklauseln in neuen Verträgen bedeuteten. Auch vielen Fitnessstudio-Nutzern konnte geholfen werden, denn die haben einen Erstattungsanspruch für gezahlte Gebühren während des Lockdowns.

Hannah Pick von der Verbraucherberatungsstelle in Schwerte empfand die erschwerten Kontaktmöglichkeiten in der Pandemie-Zeit als echte Herausforderung für Beratungsleistungen.

Hannah Pick von der Verbraucherberatungsstelle in Schwerte empfand die erschwerten Kontaktmöglichkeiten in der Pandemie-Zeit als echte Herausforderung für Beratungsleistungen. © Verbraucherzentrale

„Anfang des Winters merkten wir dann die Energiepreiserhöhung“, sagt Astrid Lindner. „Das Telefon stand nicht mehr still.“ Und das dürfte nur ein Vorgeschmack dessen sein, was noch auf die Verbraucherzentrale zukommen wird, wenn die Endabrechnungen verschickt worden sind. „Wir befürchten eine Flut von Anfragen“, sagt Astrid Lindner. „Wir kommen jetzt schon kaum hinterher mit der Beratung“, sagt Jutta Eickelpasch, die zu Strom- und Gaspreisen berät.

Steigende Energiepreise

Denn: Ein Großanbieter stellte im vergangenen Jahr einfach die Lieferung ein, die Kunden kamen in die Grundversorgung. „Da kann man froh sein, dass wir hier in Deutschland so etwas haben“, betont Eickelpasch, dass so niemand plötzlich frieren musste. Weil aber so viele betroffen waren, sah sich der Großversorger gezwungen, die Preise zu erneuern und deutlich zu erhöhen. Vor allem für Neuverträge. „Auch da gab es Beschwerden“, sagt Eickelpasch.

Jutta Eickelpasch ist Umweltberaterin und berät in Energiefragen: Die Telefone stehen seit Monaten nicht mehr still – und das sei nur der Anfang.

Jutta Eickelpasch ist Umweltberaterin und berät in Energiefragen: Die Telefone stehen seit Monaten nicht mehr still – und das sei nur der Anfang. © Verbraucherzentrale

Die Energiepreise haben auch zur Folge, dass sich viele Menschen Gedanken über neue und sparsamere Geräte oder alternative Möglichkeiten machen. Ob neue Heizung oder eine Solaranlage: „Bei den Anlageberatern sind alle Termine auf Wochen ausgebucht“, sagt Hannah Pick.

Dankbar würden Kunden daher die Online-Angebote nutzen, bei denen in Video-Vorträgen allgemeine Dinge erklärt würden. „Bei einem Online-Vortrag hatten wir 300 Zuhörer – und es gibt tägliche Angebote“, wirbt Lindner dafür, regelmäßig auf die Homepage der Verbraucherzentrale zu schauen, die von der Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf bestückt wird.

Zahlen

Bilanz aus Kamen, Lünen und Schwerte

  • Die Verbraucherzentrale Kamen befasste sich mit über 3000 Verbraucheranliegen. 1135 Mal ging es um Rechtsberatungen und -vertretungen. Auf 84 Veranstaltungen gab es über 1900 Nutzer. Die gefragtesten Themen waren Dienstleistungen (22 Prozent), Konsumgüter (21 Prozent) und Finanzen (16 Prozent.)
  • Die Verbraucherzentrale Lünen zählte mehr als 3400 Verbraucheranliegen. 922 Mal ging es um rechtliche Dinge. Die 22 Veranstaltungen wurden von über 600 Menschen besucht. Schwerpunktthemen waren Dienstleistungen (23 Prozent), Finanzen (18 Prozent) und Konsumgüter (14 Prozent).
  • Die Verbraucherzentrale in Schwerte zählte über 1800 Verbraucheranliegen. Bei einem Viertel ging es um Dienstleistungen, 17 Prozent hatten Fragen zu Finanzen und bei 14 Prozent ging es um die Freizeit. 728 Mal gab es Rechtsberatungen und -vertretungen. Zu den 36 Veranstaltungen kamen knapp 600 Menschen.
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