Unmut um olympische Reitwettkämpfe wächst in China
Der Ärger über die Austragung der olympischen Pferdesport-Wettbewerbe in Hongkong wächst. Während sich die Olympia- Reiter wegen der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit um die Gesundheit ihrer Pferde sorgen, machen auch chinesische Reitsportfreunde ihrem Unmut wieder Luft.
«Wir sind alle verärgert», sagte kopfschüttelnd ein chinesischer Trainer in Peking. «Es hatte vor allem politische Gründe, warum die Reitwettkämpfe nach Hongkong verlegt worden sind.» Die Pekinger Führung habe den Hongkongern nach der Rückgabe 1997 an China eine Gefallen tun und demonstrieren wollen, dass die frühere britische Kronkolonie zur Volksrepublik gehört, obwohl sie in der olympischen Familie ein eigenständiges Mitglied ist.
Die 2005 plötzlich vorgebrachte offizielle Begründung mit seuchenrechtlichen Bestimmungen, die in Peking nicht erfüllt werden könnten, wollen der Trainer und ein Experte nicht gelten lassen. Beide gehören zwar nicht zu Chinas Olympiakader, sind aber mit den damaligen Vorbereitungen für Peking vertraut. «Das war doch alles gelöst. Es gab genaue Pläne. Sonst hätten wir doch nicht den Zuschlag für die Olympia-Bewerbung bekommen.» Zwar hat die frühere Kronkolonie mit der langen Reittradition die nötigen Einrichtungen, doch die Hongkonger selbst schicken ihre Pferde im feuchtheißen Juli und August auch nicht auf die Rennbahn.
Vertreter nationaler Reiterverbände kommen am 17. Februar im Schweizer Lausanne mit den Olympia-Organisatoren zusammen, um das Wetter und Veterinärfragen zu erörtern. Nach dem Verzicht der Schweizer Dressurreiterin und Weltranglisten-Vierten Silvia Iklé, der das Risiko für ihre Pferde zu hoch ist, und der folgenden Absage des Schweizer Teams wächst die Sorge auch der deutschen Reiter vor Temperaturen von 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Wettkämpfe sind schon in den Morgen und Abend verlegt worden. Mit Klimageräten in Ställen sowie Eis und Wasser sollen die Pferde gekühlt werden.
Als weiterer Grund für die Verlegung nach Hongkong, der das Internationale Olympische Komitee 2005 zugestimmt hatte, erscheinen heute allerdings auch die hohen Investitionen, die in Peking nötig gewesen wären. «Den Reitsport gibt es in China erst seit ein paar Jahren, deswegen haben wir noch große Probleme», sagte ein Mitglied des Reitverbands. Viele Menschen in China hätten kein Verständnis dafür, wenn so viel Geld nur für Pferde ausgegeben werde, schließlich sei China ein Entwicklungsland, heißt es.
Für die wachsende Gemeinde chinesischer Pferdefreunde, die sich meist aus den Neureichen rekrutiert, ist es dagegen eine «verpasste Chance». Olympische Pferdewettbewerbe in China hätten ihrem Sport «kräftigen Auftrieb» gegeben, sagte ein Trainer. Hingegen erscheint sogar dem Generalsekretär des Reiterverbandes, Cheng Qing, die «teuerste und komplizierteste Sportart» aber einfach zu kostspielig für China. «Noch wichtiger ist, dass es China nicht einmal Medaillen bringt», sagte der Funktionär der Tageszeitung «China Daily».