Umstrittener Jungstar bekommt erste Museums-Schau
Leon Löwentraut stellt im Osthaus Museum aus
Das Osthaus-Museum in Hagen beschert dem jungen Künstler Leon Löwentraut seine erste Ausstellung auf musealem Parkett. Dass er ein Darling des Feuilletons wäre, kann man nicht behaupten. Aber er verkauft Bilder wie geschnitten Brot, und das zu Preisen ab 12.000 Euro aufwärts. Dabei ist der Maler erst 20 Jahre jung, ein Alter, wo andere auf Akademien die Gunst des Professors suchen, assistieren und brotlos vor sich hinwerkeln.

Löwentrauts Bild „Reduced Inequalities“ kreist um den Abbau von Ungleichheit und Ungerechtigkeit auf der Welt. © dpa
Löwentraut aber scheffelt Geld, bereist die Welt wie ein Jetsetter und richtet „Shows“ aus, wie er das nennt. In Singapur, Basel, New York rollen Galeristen dem jungen Wilden aus Meerbusch den roten Teppich aus (und er fährt mit der Kutsche vor), weil Händler wissen, dass seine Bilder den Rubel rollen lassen, auch wenn Granden der Kunstkritik die Nase rümpfen.
Maler, 20, erfolgreich
Löwentrauts kommerzieller Erfolg ist phänomenal – jetzt hängen Werke von ihm zum ersten Mal im Museum, dem Osthaus-Museum in Hagen. Ist er ein Wunderkind oder ein nonchalanter Frechdachs, der sich auf Popdekor und Selbstinszenierung versteht?
„Kategorien wie Wunderkind sind mir völlig schnuppe“, sagt Museumsdirektor Tayfun Belgin, „mich hat das Projekt interessiert.“ Das Projekt, dessen Ergebnisse jetzt in Belgins Haus hängen, geht auf eine Initiative der Unesco zurück, die 17 Themen für eine bessere Welt formulierte: Schluss mit Hunger und Armut. Gleiche Rechte und Chancen für alle.
Mit Gespür für Wirkung
An Löwentraut ging der Auftrag, 17 Gemälde zu erstellen, die diese Ziele („Global Goals“) illustrieren. Printabzüge werden verkauft, der Erlös geht an ein Schulprojekt in einem Slum von Dakar. Jetzt hängen die Original-Großformate im Museum – und hauen mächtig ins Auge.
Gespür für Wirkung und expressive Buntheit kann man Löwentraut nicht absprechen. In Stil und Farbauftrag (oft direkt aus der Tube) meint man Elemente von Pollocks abstrakten Action-Paintings zu sehen, Prisen von Keith Haring, die Figürlichkeit naiver Stammeskunst – und häufig die maskenhaften Köpfe Picassos, dessen Taube mit Ölzweig Löwentraut zitiert.
„Kommen Sie nicht immer mit Picasso“
Er pflegt einen fröhlichen Mischmasch, den Kunst zu nennen, die Kritiker sich weigern. Nicht ohne Grund: An der Oberfläche fackeln die Bilder Feuerwerke ab, Weltgehalt und tiefere Komplexität sind unterentwickelt. Was das Ego des 20-Jährigen (gemanagt von Vater Jörg) nicht ankratzt.
„Kommen Sie nicht immer mit Picasso, ich habe meinen eigenen Stil“, sagt er in Hagen. Lieber erzählt er, wie er rauschhaft ab Mitternacht bei lauter Musik seinem „inneren Drang“ zur Kunst frönt und sich völlig verausgabt. Sturm und Drang? Oder kalkuliertes Image? Klappern gehört zum (Kunst-) Handwerk, und in Sachen Chuzpe und Inkasso ist Löwentraut ein Großer. Respekt!