Umfrage: Deutsche haben Vorbehalte gegen Zuwanderer

Fragen und Antworten

Europäer ja, Asiaten und Afrikaner nein? Die Deutschen halten vor allem Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern für ein Problem. Doch die sind nur eine Minderheit und werden dringend gebraucht. Aber die Bürger haben bestimmte Vorstellungen, wen sie im Land haben wollen und wen nicht. Ein Experte nennt das einen "Zwei-Klassen-Blick."

BERLIN

19.02.2015, 16:06 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bei einer Umfrage kam heraus, dass einige Deutsche Vorbehalte gegen Flüchtlinge aus Nicht-EU-Ländern haben.

Bei einer Umfrage kam heraus, dass einige Deutsche Vorbehalte gegen Flüchtlinge aus Nicht-EU-Ländern haben.

Wie eine Umfrage im Auftrag der EU-Kommission zeigt, sind die Deutschen besonders skeptisch gegenüber Einwanderern von außerhalb der Europäischen Union.

Wie viel Sorgen machen sich die Deutschen um die Zuwanderung?

Insgesamt hat das Thema in Deutschland einen hohen Stellenwert. Dem jüngsten "Eurobarometer" zufolge ist es den Menschen inzwischen wichtiger als jede andere europapolitische Frage - vor Eurokrise und Schuldenproblemen. Dass es sich dabei um eher diffuse Sorgen handelt, macht allerdings eine Zahl deutlich: Nur 6 Prozent sehen sich von den Folgen der Immigration auch persönlich betroffen.

Experten zufolge trägt auch die Diskussion über den stark wachsenden Zuzug von Asylbewerbern dazu bei, dass das Thema die Deutschen derart umtreibt.

Machen die Bürger einen Unterschied zwischen Zuwanderung aus Ländern innerhalb und außerhalb der EU?

Ja, einen großen Unterschied. Immigration aus Ländern außerhalb der EU lehnen fast zwei Drittel der Deutschen ab. Dagegen bewerten 50 Prozent die Zuwanderung aus EU-Ländern überwiegend positiv. Sogar drei Viertel - vor allem Jüngere - begrüßen es, dass EU-Bürger das Recht auf Leben und Arbeit in jedem anderen Mitgliedsland haben.

Wie ist die Haltung der Deutschen im Vergleich zu anderen Ländern?

Die Bedeutung, die dem Thema Einwanderung zugemessen wird, ist nur in Großbritannien und in Malta noch höher als in Deutschland. Die negative Einstellung gegenüber Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern ist im EU-Schnitt etwas niedriger ausgeprägt als hier. Noch negativer als die Deutschen sehen es die Italiener, aber auch die Menschen unter anderem in Belgien und Tschechien. Deutlich offener gegenüber Einwanderung zeigen sich etwa die Schweden.

Wie viele Zuwanderer kommen überhaupt aus Nicht-EU-Staaten ins Land?

Die Minderheit. Im ersten Halbjahr 2014 kamen zwei Drittel der Zuwanderer aus EU-Staaten, die meisten davon aus Rumänien, Polen und Bulgarien, aber auch viele aus dem jüngsten EU-Land Kroatien und aus einigen krisengeplagten südeuropäischen Ländern. Die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten fällt deutlich dahinter ab. Für das Gesamtjahr 2014 liegen noch keine genauen Zuwanderungsdaten vor - bis auf Zahl der Asylbewerber, die ausschließlich aus Nicht-EU-Ländern stammen. 2014 beantragten rund 200 000 Menschen Asyl in Deutschland, die meisten aus Syrien. 2015 Jahr erwarten die Behörden 300 000 Asylanträge.

Braucht Deutschland nicht Zuwanderung aus Staaten jenseits der EU?

Die Wirtschaft weist seit Jahren eindringlich auf den großen Mangel an Arbeitskräften hin und mahnt, das Land brauche dringend Zuwanderer. Und Fachleute mahnen, Deutschland müsse sich dabei vor allem um Menschen aus Ländern außerhalb der EU kümmern. Denn: Die vielen Einwanderer aus EU-Ländern, die derzeit ins Land kommen, bleiben nach Expertenmeinung nur solange, bis sich die Situation in ihrer Heimat bessert. Diskutiert wird nun auch über ein eigenes Einwanderungsgesetz, um den Zuzug von Ausländern besser zu steuern.

Was sagen solche Umfrageergebnisse über das gesellschaftliche Klima?

Fachleute sehen dies als weitere Bestätigung für den Befund anderer Studien, wonach Vorbehalte gegen Ausländer in Deutschland weit verbreitet sind. In einer Untersuchung zu rechtsextremen Einstellungen gaben zuletzt rund 37 Prozent der Bürger an: "Es leben zu viele Ausländer in Deutschland." Ausgeprägt zeigten sich dort spezielle Ressentiments gegen Asylbewerber und Muslime. Der Autor dieser Studie, der Sozialpsychologe Andreas Zick, beklagt einen "Zwei-Klassen-Blick" auf Zuwanderer in Deutschland.

Wie zeigt sich das?

"Es wird unterschieden zwischen "passenden" und "unpassenden" Zuwanderern - zwischen den "guten" und "weniger guten"", sagt Zick. In diesem Schema gelte die Auffassung: "Die in Europa sind uns ähnlich, die anderen nicht." Das werde auch von rechtspopulistischen Strömungen genutzt, wie zuletzt von der Pegida-Bewegung. „Bei Zuwanderung denken die Menschen zuerst an Belastung.“ Das Thema werde vor allem als Problem diskutiert. Zick betont: "Wir profitieren von Zuwanderung." Die positiven Effekte würden in der Öffentlichkeit aber zu wenig wahrgenommen.

Von dpa