Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Welt zu Reaktionen auf ein veröffentlichtes Video der mutmaßlichen Enthauptung eines ukrainischen Kriegsgefangenen aufgefordert. „Das ist ein Video von Russland, wie es ist“, unterstrich der Staatschef in einer Videobotschaft am Mittwoch. Es handle sich weder um einen Unfall, noch um einen Einzelfall. Der Terror müsse verlieren. Niemand würde es verstehen, wenn die Staatsführer nicht auf das Video reagierten. „Es muss jetzt gehandelt werden“, forderte der 45-Jährige.
Die Ukrainer müssten sich derweil auf die Front konzentrieren und die Besatzer aus dem Land vertreiben. „Die Zerschlagung des Besatzers, Urteile für die Mörder und ein Tribunal für den Staat des Bösen“, sind laut Selenskyj jetzt die Hauptaufgaben.
The execution of a Ukrainian captive…
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) April 12, 2023
This is a video of Russia as it is. This is a video of trying to make just that the new norm.
Everyone must react. Every leader. Don't expect it to be forgotten.
We are not going to forget anything. The defeat of terror is necessary. pic.twitter.com/H8Or6HJnYW
In der Nacht zum Mittwoch war in sozialen Netzwerken ein Video aufgetaucht, in dem mutmaßlich ein noch lebender ukrainischer Kriegsgefangener durch einen russischen Soldaten enthauptet wird. Aufgrund der grünen Blätter an den Bäumen im Hintergrund des Videos ist davon auszugehen, dass es bereits im vorigen Jahr aufgenommen wurde.
Der ukrainische Geheimdienst hat Ermittlungen dazu aufgenommen. „Wir finden diese Unmenschen. Wenn es notwendig ist, werden wir sie überall finden, wo sie auch sind: unter der Erde oder aus dem Jenseits“, versprach der SBU-Chef Wassyl Maljuk.
Kiews Außenminister Dmytro Kuleba nannte Russland angesichts des Enthauptungsvideos „schlimmer“ als die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Er forderte den Ausschluss Russlands aus den Vereinten Nationen.
Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko forderte eine „angemessene“ Antwort der Welt. „Die Videobilder der barbarischen Hinrichtung eines ukrainischen Verteidigers durch Russen lässt einem das Blut in den Adern gefrieren“, teilte Klitschko mit. Die Ukrainer würden Russland keine „bestialische Barbarei“ je verzeihen.
UN: „Bedauerlicherweise ist das kein Einzelfall“
EU-Ratschef Charles Michel zeigte sich erschüttert und machte „einen russischen Soldaten“ verantwortlich. Die EU werde alles tun, damit Gerechtigkeit über Terror und Straflosigkeit siege. Auch UN-Beobachter in der Ukraine zeigten sich entsetzt.
„Bedauerlicherweise ist das kein Einzelfall“, teilte die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission mit. Zuvor waren bereits Aufnahmen aufgetaucht, die verstümmelte Leichen ukrainischer Soldaten zeigen sollen. In jüngsten Berichten der UN-Beobachter waren mehrere schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht bezüglich Kriegsgefangener dokumentiert worden. Seit mehr als 13 Monaten wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab.
Kreml bezweifelt Echtheit von Enthauptungsvideo
Der Kreml zweifelte die Echtheit des Videos an. „Wir leben zunächst einmal in einer Welt der Fakes und müssen daher die Echtheit der Aufnahmen prüfen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Das seien „entsetzliche Bilder“, räumte Peskow ein. Doch zunächst müsse festgestellt werden, ob die Enthauptung tatsächlich stattgefunden habe. Anschließend sei zu prüfen, von welcher Seite das Verbrechen begangen worden sei, sagte er.
dpa
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