Turbulenter Energiemarkt: Strom wird teurer, Gaspreis sinkt deutlich

Energie

Strom aus der Grundversorgung ist in den vergangenen sechs Monaten im Schnitt 3,5 Prozent teurer geworden. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervor.

Berlin

12.06.2020, 20:01 Uhr / Lesedauer: 2 min
Strom aus der Grundversorgung ist zuletzt teurer geworden.

Strom aus der Grundversorgung ist zuletzt teurer geworden. © picture alliance/dpa

Eine gute und eine schlechte Nachricht für die Verbraucher: Während die Gaspreise im ersten Halbjahr merklich gesunken sind, hat es bei der Grundversorgung mit Strom teilweise deutliche Aufschläge gegeben. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Gas verbilligte sich demnach in den sechs Monaten um durchschnittlich 5,8 Prozent.

Knapp 700 Anbieter erhöhen die Preise

Beim Strom gab es eine geteilte Entwicklung. Die Preise für elektrische Energie sind insgesamt leicht gesunken: Kosteten 4000 Kilowattstunden in Januar noch 1200 Euro, so sind es im Juni 1194 Euro – das entspricht einem Minus von 0,5 Prozent. Abweichend davon ist aber Strom aus der Grundversorgung mit 1346 Euro aktuell 3,5 Prozent teurer als zu Beginn des Jahres, damals waren es noch 1300 Euro.

695 Anbieter haben die Preise erhöht, bei nur zweien gab es Senkungen. „Verbraucher, die den Anbieter nicht wechseln wollen oder können, müssen nicht nur höhere Strompreise bezahlen, sondern auch höhere Steigerungsraten hinnehmen“, sagte der Verivox-Energieexperte Valerian Vogel dem RND. Selbst die für das zweite Halbjahr geplante Senkung der Mehrwertsteuer könne diese Mehrbelastung nicht ausgleichen.

Grundversorgung wird oft von Geringverdienern genutzt

Die Grundversorgungstarife sind die Standardkonditionen, die örtliche Stromanbieter allen Haushalten in ihrer Region offerieren müssen. Die Unternehmen begründen die höheren Preise damit, dass es dort auch hohe Risiken gebe. So gilt eine zweiwöchige Kündigungsfrist, die eine andere Beschaffungsstrategie als bei den sogenannten Sonderverträgen verlange, die in der Regel für ein oder zwei Jahre abgeschlossen werden. Auch der Betreuungsbedarf bei Kunden in der Grundversorgung soll weitaus höher sein, da unter anderem das Mahnwesen häufiger aktiv werden muss. An diesen Regelungen gab es von Verbraucherschützern und den Grünen vielfach Kritik. In der Grundversorgung sind vielfach Personen mit geringem Einkommen.

Beim Gas hat es dagegen einen raschen Preisrutsch gegeben – Vergleichbares war zuletzt 2009 registriert worden. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden musste im Januar noch im Schnitt 1206 Euro zahlen. Im Juni werden für die gleiche Menge 1136 Euro fällig. Die zuletzt stetig gestiegenen Gaspreise seien auf das Niveau von vor 18 Monaten zurückgefallen, so Vogel.

CO₂-Bepreisung wird Druck auf Gaspreis erhöhen

Allerdings stünden die nächsten Erhöhungen schon vor der Tür. Die CO₂-Bepreisung, die im kommenden Jahr kommen und dann stetig steigende Preise zur Folge haben soll, wird den Druck auf die Tarife erhöhen. Ein Durchschnittshaushalt muss dann im Jahr 2025 rechnerisch eine Mehrbelastung von 238 Euro schultern, sofern die Abgaben für die Kohlendioxidemissionen komplett an die Verbraucher weitergegeben werden.

Auch beim Gas gab es in der Grundversorgung laut Verivox einen Aufschlag, allerdings nur um durchschnittlich 0,3 Prozent. Tarifsenkungen wurden vor allem bei alternativen Anbietern umgesetzt. Zwar haben auch 131 Grundversorger den Brennstoff verbilligt, aber zugleich haben 68 Anbieter teilweise deutliche Erhöhungen vorgenommen.

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