Stellenabbau bei Eon in Dortmund: Vorstand nennt erstmals Zahlen

© Beushausen

Stellenabbau bei Eon in Dortmund: Vorstand nennt erstmals Zahlen

rnInnogy-Übernahme

Der von Eon geplante Stellenabbau nach der Übernahme der früheren RWE-Tochter Innogy trifft auch Dortmund. Ein Eon-Vorstand hat vor der Politik im Sonder-Ältestenrat erstmals Zahlen genannt.

Dortmund

, 11.06.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dass Dortmund Arbeitsplätze verlieren würde, zeichnete sich bereits im September 2019 ab. Damals hatten die EU-Wettbewerbshüter die geplante Aufteilung von Innogy durch RWE und Eon aktuell genehmigt. Wie viele Jobs genau verloren gehen würden, blieb vorläufig offen.

Im November ließ ein Eon-Sprecher verlauten, in Dortmund könnten bis „zu 800 Arbeitsplätze“ abgebaut werden. RWE, so sieht der Deal aus, übernimmt in der Hauptsache die Ökostrom-Kraftwerke von Innogy und wird zu einem reinen Stromerzeuger.

Jetzt lesen

Der einstige Rivale Eon hingegen bekommt das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy und steigt damit zu einem großen Betreiber von Strom- und Gasnetzen auf.

Wie sich das nun auf die Stellen in Dortmund auswirkt, hat Eon-Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum, zuständig für die Integration von Innogy, vor Kurzem erstmals vor Politikern im Sonderältestenrat der Stadt ausgeführt: Demnach sollen bis Ende 2021 rund 600 der derzeit 2100 Arbeitsplätze abgebaut sein.

RWE-Tower bleibt besetzt

Dafür will Eon den gesamten Instrumentenkasten nutzen: von Vorruhestandsregelungen über Abfindungen bis hin zur Überleitung von Mitarbeitern in eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft.

Darüber hinaus soll es „Angebote“ an Mitarbeiter geben, an einen anderen Eon-Standort zu wechseln. Möglicherweise sogar nach München, wie Beschäftigte im von Innogy genutzten „RWE-Tower“ am Platz von Amiens fürchten.

Ob der Name „RWE-Tower“ Bestand hat, war für Eon-Vorstand Birnbaum bei seinem Besuch im Sonder-Ältestenrat erst mal kein Thema. Das Büro-Hochhaus in der City soll nicht frei gezogen werden, wie ein Eon-Sprecher auf Anfrage sagte.

Dortmund bleibt wichtig für Eon - auch wegen Westnetz

Der Energiekonzern will zwar zentrale Aufgaben seines Vertriebsgeschäftes in München bündeln. Das bedeute aber nicht, dass die gesamte Vertriebssparte nach Süddeutschland verlegt werde, hieß es von Eon. Ein Teil werde weiter seinen Sitz im Tower haben.

Jetzt lesen

Mit den verbleibenden 1500 Arbeitsplätzen soll Dortmund ein Pfeiler in der Eon-Welt werden. Dazu gehört beispielsweise der größte deutsche Verteilnetzbetreiber Westnetz mit Sitz an der Florianstraße am Westfalenpark.

In Dortmund rund 700 Mitarbeiter stark, soll die frühere Innogy-Tochter Westnetz ihren Standort behalten, weitere Aufgaben übernehmen und auch personell wachsen.

DSW kauft gut 100.000 Eon-Aktien

Zudem will Eon seine Zukunftsgeschäfte „City Energy Solutions“ und Elektromobilität in Dortmund vorantreiben. Bei den Stadtspitzen geht man davon aus, dass in diesen Bereichen auf Sicht neue Jobs geschaffen werden könnten – allerdings keine 600.

Auch bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21) hat man sich inzwischen mit dem Einstieg von Eon arrangiert. Mitte Januar holte sich DSW21 exakt 102.951 Aktien im Wert von einer Million Euro an Bord.

Seitdem ist die 100-prozentige Stadttochter mit 0,005 Prozent am Energieriesen beteiligt. Es bleibt ein eher symbolischer Anteil. Zum Vergleich: An RWE sind die Stadtwerke mit 3,8 Prozent beteiligt.

Eon ist bei DEW eingestiegen

Dennoch geht man im DSW21-Vorstand davon aus, auch mit dem neuen Partner Eon das eigene Geschäftsfeld erweitern zu können.

Das könnte klappen: Eon, im kommunalen Bereich bislang eher nicht verankert, ist inzwischen anstelle von Innogy beim lokalen Versorger Dortmunder Energie und Wasser (DEW) eingestiegen. Dort hielt Innogy 39,9 Prozent – weitere 60,1 Prozent liegen bei DSW21.

Dabei haben die Stadtwerke noch einen Joker in der Hinterhand: Nach einer Klausel in den Verträgen mit Innogy (die so genannte „Change of Control“-Klausel") können die Stadtwerke "Stopp" rufen und Eon an den Tisch bitten, um mit dem Konzern über einen Rückkauf weiterer Anteile an ihrer Tochter DEW zu verhandeln.

Und das quasi jederzeit: Die Klausel ist nicht befristet.