Von den Manager-Gehältern der städtischen Gesellschaften kann Oberbürgermeister Ullrich Sierau nur träumen. In einem Unternehmen verdient der Stellvertreter sogar mehr als die Chefin.

Dortmund

, 24.10.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Konzern Stadt Dortmund mit seinen rund 100 Unternehmens-Beteiligungen und Eigenbetrieben gibt mehr als 13.000 Menschen Arbeit. Das sind deutlich mehr als in der traditionellen Kernverwaltung. Die Chefs an der Spitze der zehn größten Betriebe, in die viele Aufgaben der Stadt ausgelagert wurden, sind alle besser bezahlt als Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der als Aufsichtsratschef von Amts wegen die wichtigsten städtischen Unternehmen kontrolliert.

Die Bezüge der Chefetagen werden im jährlichen Beteiligungsbericht der Stadt veröffentlicht, der jetzt für 2018 vorliegt. Top-Verdiener sind nach wie vor in Dortmund die Führungskräfte der Sparkasse und der Stadtwerke (DSW21).

Mit Abstand bestbezahlter Manager war Sparkassen-Chef Uwe Samulewicz, der zum 1. August 2019 in den Ruhestand gegangen ist. Samulewicz hat im vergangenen Jahr 671.000 Euro verdient (Angaben immer inklusive variabler und sonstiger Vergütungen), das sind 40.000 Euro mehr als im Vorjahr.

Spitzenreiter sind die Sparkassen-Bosse

Auch seine Vorstandskollegen durften sich über satte Bezüge freuen: Jörg Busatta (621.000 Euro), Dirk Schaufelberger (460.000 Euro), Norbert Wolf (340.000 Euro) und Peter Orth (295.000 Euro). Dirk Schaufelberger wurde im August Nachfolger von Samulewicz. Die Sparkasse mit 1390 Beschäftigten hat 2018 eine Bilanzsumme von 9,25 Milliarden Euro ausgewiesen.

Uwe Samulewicz, bis 1. August 2019 Chef der Sparkasse Dortmund und jetzt im Ruhestand, war 2018 wieder Spitzenreiter unter den städtischen Managern.

Uwe Samulewicz, bis 1. August 2019 Chef der Sparkasse Dortmund und jetzt im Ruhestand, war 2018 wieder Spitzenreiter unter den städtischen Managern. © Schaper

Die Nummer 2 der Top-Verdiener im Chefsessel städtischer Unternehmen ist DSW21-Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke. Er verdiente 541.467 Euro. Verkehrsvorstand Hubert Jung bekam 404.748 Euro, Arbeitsdirektor Manfred Kossack, der auch für die Belegschaft von DEW21 zuständig ist, 380.814 Euro. Die Bilanzsumme betrug 1,886 Milliarden Euro. Künftig soll DSW21 noch einen Finanzvorstand erhalten. Noch vor vier Jahren hatte der Rat das abgelehnt. DSW21 beschäftigt 1880 Mitarbeiter.

Mehr variable Vergütungen

Ebenfalls gut verdienen kann man beim Dortmunder Energieversorger DEW21. Heike Heim, Vorsitzende der Geschäftsführung, erhielt 385.500 Euro, ihr Stellvertreter und technischer Geschäftsführer Peter Flosbach sogar 407.300 Euro.

DEW21-Chefin Heike Heim hat 2018 weniger verdient als ihr Stellvertreter Peter Flosbach.

DEW21-Chefin Heike Heim hat 2018 weniger verdient als ihr Stellvertreter Peter Flosbach. © Archiv

Die Tatsache, dass der Stellvertreter 2018 mehr verdient hat als die Chefin, wollte man bei DEW nicht kommentieren. „Hierbei handelt es sich um individuelle Vertragsbestandteile“, teilte Unternehmenssprecherin Jana-Larissa Marx mit. Aus dem Beteiligungsbericht geht hervor, dass Flosbach 100.000 Euro an variablen Bezügen erhalten hat, Heike Heim dagegen nur 42.500. Das Sagen bei DEW21 (Bilanzsumme 692 Millionen Euro und 603 Beschäftigte) haben als Gesellschafter DSW21 mit 60,1 Prozent der Anteile und der Essener Energiekonzern Innogy mit 39 Prozent.

Das verdient der Klinikum-Chef

Der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Dogewo 21, Klaus Graniki, ist 2018 mit einem Jahresgehalt von 387.000 Euro nach Hause gegangen. Dogewo21 gehört zu 90 Prozent den Stadtwerken und zu 10 Prozent der Sparkasse Dortmund. Bilanzsumme: 579 Millionen Euro; Beschäftigte: 135.

Dogewo21-Geschäftsführer Klaus Graniki liegt beim Jahresverdienst auf Platz 4.

Dogewo21-Geschäftsführer Klaus Graniki liegt beim Jahresverdienst auf Platz 4. © Stephan Schütze

Rudolf Mintrop, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums Dortmund (323 Mio. Euro Bilanzsumme), erhielt 363.000 Euro, sein Arbeitsdirektor Ortwin Schäfer 223.000 Euro. Schäfer war zuständig für 2971 Beschäftigte, er ist seit Oktober 2019 im Ruhestand. Der dritte Mann in der Geschäftsführung, Prof. Dr. Michael Schwarz, bezog 162.000 Euro.

Rudolf Mintrop, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums Dortmund, hat das Krankenhaus in schwarze Zahlen geführt, sieht sich aber aus früherer Tätigkeit mit einer Anklage wegen Totschlags durch Unterlassung konfrontiert.

Rudolf Mintrop, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums Dortmund, hat das Krankenhaus in schwarze Zahlen geführt, sieht sich aber aus früherer Tätigkeit mit einer Anklage wegen Totschlags durch Unterlassung konfrontiert. © Dieter Menne Dortmund

Finanziell lukrativ ist auch der Chefposten beim städtischen Entsorger EDG (Bilanzsumme: 63,6 Millionen Euro, 812 Mitarbeiter). Klaus Niesmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, verdiente 353.000 Euro, sein Stellvertreter Frank Hengstenberg 301.000 Euro.

Auch mit Müll kann man gut verdienen: EDG-Chef Klaus Niesmann.

Auch mit Müll kann man gut verdienen: EDG-Chef Klaus Niesmann. © Dieter Menne

Auch mit Messen verdient sich‘s gut

Mit Westfalenhallen-Chefin Sabine Loos sitzt eine zweite Frau auf dem Chefsessel eines städtischen Unternehmens. Sie bezog ein Jahresgehalt von 331.000 Euro. Die Westfalenhallen Unternehmensgruppe schloss 2018 mit der Bilanzsumme von 77,4 Millionen Euro ab und beschäftigt 276 Mitarbeiter.

Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH, mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Sie hat die Bilanzsumme in den letzten Jahren deutlich gesteigert.

Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH, mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Sie hat die Bilanzsumme in den letzten Jahren deutlich gesteigert. © Dieter Menne

Flughafenchef Udo Mager muss sich mit 313.000 Euro bescheiden. Er ist verantwortlich für 168 Beschäftigte und eine Bilanzsumme von 128 Millionen Euro.

Flughafenchef Udo Mager geht am 30. Juni 2020 vorzeitig in den Ruhestand.

Flughafenchef Udo Mager geht am 30. Juni 2020 vorzeitig in den Ruhestand. © Hans Jürgen Landes

Auf den hinteren Plätzen der Top 10 tummeln sich Manager unter der Linie von 300.000 Euro. Dazu gehören der Chef der städtischen Gesellschaft für Telekommunikation GmbH (Dokom21), Jörg Figura, mit 246.000 Euro (Bilanzsumme 29,66 Mio. Euro, 123 Mitarbeiter) und der Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheim gGmbH, Martin Kaiser, mit 231.000 Euro (Bilanzsumme 63,6 Mio. Euro, 804 Beschäftigte).

Jörg Figura hat sich lange gegen die Veröffentlichung seiner Bezüge gewehrt.

Jörg Figura hat sich lange gegen die Veröffentlichung seiner Bezüge gewehrt. © Foto: Peter Bandermann

Martin Kaiser, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheim Dortmund gGmbH ist das Chef-Schlusslicht unter den Top10-Unternehmen im Konzern Stadt.

Martin Kaiser, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheim Dortmund gGmbH ist das Chef-Schlusslicht unter den Top10-Unternehmen im Konzern Stadt. © Reminghorst (A)

Oberbürgermeister refinanziert sich selbst

Auf diese Summen kommt Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau nicht. Sein Gehalt berechnet sich nach der Besoldung des Öffentlichen Dienstes. 2018 waren das rund 166.000 Euro (einschließlich Aufwandsentschädigungen).

Darüber hinaus hat Sierau aber 223.481,90 Euro netto nebenbei verdient, etwa als Aufsichtsrat in städtischen Unternehmen. Allerdings hat er davon rund 173.000 Euro an die Stadt abgeführt und damit sein OB-Gehalt mehr als refinanziert. Mit dem Rest fördert Sierau zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für den guten Zweck engagieren, und Projekte sowie bedürftige Einzelpersonen.

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Kritiker führen an, dass die Vorstandsbezüge bei DSW21 deutlicher gestiegen seien als die der Belegschaft. Allein das Salär von Guntram Pehlke stieg gegenüber 2014 um knapp 20 Prozent. Stadtwerke-Sprecher Bernd Winkelmann erklärte dazu auf Anfrage, dass eine vom Aufsichtsrat beauftragte und am 1. Oktober vorgelegte Kienbaum-Studie die Vorstandsbezüge als angemessen und „absolut branchenüblich“ betrachte: „DSW21 liegt im Mittelfeld.“ Zudem sei der Maßstab der Vorstandsbezüge nicht immer deckungsgleich mit dem für allgemeine Tarifsteigerungen. Aber auch jemand aus der mittleren Entgeltgruppe 8 könne, abhängig von der nächsten Altersstufe, in die er rutsche, allein 2019 ein Plus von 7,53 Prozent erreichen.
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