Tumulte bei RWE-Hauptversammlung
Grugahalle Essen
Der kriselnde Stromriese RWE nutzt die Hauptversammlung in Essen, um die Politik in der angespannten finanziellen Situation um Hilfe zu bitten. RWE-Chef Peter Terium muss seine Rede allerdings kurzzeitig unterbrechen - denn Umwelt-Aktivisten stürmen die Bühne.
Umweltschützer haben am Mittwoch die Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE gestört. Bei der Rede von Vorstandschef Peter Terium stürmten mehrere Demonstranten auf die Bühne der Essener Grugahalle. „Eure Zeit ist abgelaufen“, skandierten sie. Ein Demonstrant klammerte sich an ein Geländer vor der Bühne. Er wurde von der Polizei abgeführt. Es dauerte mehrere Minuten, bis die Sicherheitskräfte die Lage im Griff hatten. Einige Demonstranten wurden zu Boden gerissen und weggetragen.
„Ich bedauere das sehr“, sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider. Diese Leute sollten sich überlegen, ob sie ihre Ziele nicht auf andere Art und Weise besser erreichen können. RWE-Chef Terium gab sich unbeeindruckt: „Ich habe überhaupt kein Problem mit solchen Kundgebungen. Ich habe ja auch Kinder im protestfähigen Alter“, sagte er.
Polizeikette vor der Grugahalle
Die Hauptversammlung findet unter starken Sicherheitsauflagen statt. Aktionäre mussten auf dem Weg zur Essener Grugahalle an einer Polizeikette vorbei. Klimaschützer forderten mit Plakaten und Flugblättern einen Ausstieg aus der Kohle.
Tumulte und Proteste von Umweltaktivisten. #RWE#hambacherforstpic.twitter.com/ZuNEFon6Bz
— Benjamin Legrand (@BeleLegrand)
Massive Proteste von Klimaschützern auf #RWE#Hauptversammlun in #Essen#Energiewende#Kohleausstiegpic.twitter.com/Dogsn5fFxW
— ZDF-Studio NRW (@ZDFnrw)
Angesichts kräftiger Einbrüche wegen der Energiewende ruft RWE die Politik um Hilfe. „Weitere, massive Verluste unseres Kraftwerksgeschäftes können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagte Vorstandschef Peter Terium am Mittwoch bei der Hauptversammlung des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns in Essen laut Manuskript. „Wir haben nicht viel Zeit. Unsere finanzielle Situation ist angespannt“, sagte er.
Versorgungssicherheit in "höchster Gefahr"
Börsenstrompreise von nur noch rund 20 Euro bedeuteten den Ausnahmezustand. Damit sei die Versorgungssicherheit in Deutschland in „höchster Gefahr“. Die Bundesregierung müsse handeln.
Der Ökostrom-Boom hat die im Großhandel erzielbaren Strompreise auch dramatisch gedrückt. Die großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke verdienen kaum noch Geld.
Die Energiekonzerne verlangen von der Politik eine Entschädigung dafür, dass sie die großen konventionellen Kraftwerke als Puffer gegen die Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom bereithalten. Das wird unter dem Stichwort „Kapazitätsmarkt“ diskutiert. Bislang lehnt die Bundesregierung solche Hilfen ab.
Mehrheit der Kommunen steht hinter Terium
Vertreter der kommunalen RWE-Aktionäre hatten vorab diskutiert, den RWE-Vorstand nicht zu entlasten. Das wäre ein heftiger öffentlicher Denkzettel für Terium gewesen. Die Kommunalaktionäre sind mit rund 24 Prozent Anteil am Unternehmen die größte Aktionärsgruppe. Unmittelbar vor der Versammlung erklärte der Geschäftsführer des Verbandes der Kommunalaktionäre, Ernst Gerlach, aber im WDR-Hörfunk, die Mehrheit der Kommunen stehe hinter Terium.
Der RWE-Chef will die Zukunftsbereiche des Unternehmens in eine neue Firma ausgliedern, diese an die Börse bringen und so an frisches Geld für Investitionen kommen.
Am Mittwochabend bekam der entsprechende Antrag, den Vorstand zu entlasten, bei der Hauptversammlung tatsächlich eine Mehrheit von 97,44 Prozent. Am Ende hätten aber nur einige Kommunen gegen den Kurs von RWE-Chef Peter Terium gestimmt, hieß es. Die Hauptversammlung wählte antragsgemäß einen neuen Aufsichtsrat für das Unternehmen. Der frühere SAP-Finanzchef Werner Brandt soll Chef des Gremiums werden.
Von dpa
- Kohle ,
- RWE ,
- Energiekonzern ,
- RWE AG ,
- Peter Terium