TUI tief in roten Zahlen

Der größte europäische Touristikkonzern TUI ist im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Aussichten auf das laufende Jahr seien von zahlreichen Risiken geprägt und daher nicht konkret zu benennen, sagte TUI-Chef Michael Frenzel bei der Bilanzvorlage in Hannover.

Hannover (dpa)

25.03.2009, 13:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

TUI hat einen höheren Verlust erwirtschaftet als erwartet.

TUI hat einen höheren Verlust erwirtschaftet als erwartet.

TUI gehe aber davon aus, dass sich das Ergebnis im Vergleich zu 2008 verbessern werde. Dazu werde auch der soeben abgeschlossene Verkauf der Mehrheit der Reederei-Tochter Hapag-Lloyd mit einem Gewinn von rund einer Milliarde Euro beitragen. Frenzel kündigte zugleich an, TUI stehe kurz vor dem Abschluss einer umfangreichen Vereinbarung für eine Allianz der deutschen Flugtochter TUIfly mit Air Berlin.

Im vergangenen Jahr hat der TUI-Konzern bei einem Umsatzanstieg um 14 Prozent auf rund 25 Milliarden Euro in beiden Geschäftsbereichen operativ zwar ein positives Ergebnis erzielt. Unter dem Strich musste TUI aber einen Verlust von 142 Millionen Euro hinnehmen. Das sei Ende des Jahres so noch nicht erkennbar gewesen. Ursache dafür waren vor allem hohe Restrukturierungs- und Integrationsaufwendungen nach der Zusammenlegung des Reisegeschäfts mit dem britischen Konkurrenten First Choice zur TUI Travel mit Sitz in London. Diese hätten sich auf 440 Millionen Euro belaufen. In der Schifffahrt belasteten hohe Ölkosten, die Dollar-Schwäche und im vierten Quartal der Einbruch bei den Containertransporten das Ergebnis. TUI will daher für 2008 keine Dividende zahlen.

Im Reisegeschäft will Frenzel in diesem Jahr wieder ein positives Ergebnis erreichen. Die 2008 dort angefallenen Aufwendungen zur Neuaufstellung der Touristik seien «Vorleistungen, die sich auszahlen werden», sagte Frenzel. Die Einspareffekte bei der Touristiktochter TUI Travel seien statt der erwarteten 175 nun auf 200 Millionen britische Pfund (216 Millionen Euro) gestiegen. Zudem stärke der Verkauf von Hapag-Lloyd die Kapitalstruktur der TUI und eröffne damit strategische Spielräume.

Derzeit will Frenzel aber keine weiteren Anteile an TUI Travel kaufen. «Im heutigen Marktumfeld wäre das nicht der richtige Schritt», sagte er. Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages für Hapag-Lloyd im vorigen Herbst war ein Zukauf ins Gespräch gekommen. Bisher hält TUI 51 Prozent an der Tochter. Sie habe sich in einem sich verschlechternden Marktumfeld gut geschlagen, sagte Frenzel. Trotz der Buchungsrückgänge, die die TUI-Reiseveranstalter seit Jahresbeginn hinnehmen müssen, erwartet Frenzel keinen Preisverfall.

TUI werde weiter dem Weg folgen «mehr Klasse als Masse anzubieten.» Dazu gehöre auch die Angebotsverknappung in Folge sinkender Nachfrage. Die TUI-Reiseveranstalter haben europaweit mit kräftigen Buchungsrückgängen zu kämpfen.

Die deutsche Flugtochter TUIFly steht nach Worten Frenzels kurz vor dem Abschluss eines Bündnisses mit Air Berlin. Grundmuster sei eine Überkreuzbeteiligung. TUIfly soll eine Gesellschaft bleiben. Aber 17 Maschinen sollen künftig für Städteflüge von Air Berlin gemanagt werden, die weiteren 21 Flugzeuge sollen Pauschalreisegäste der TUI füllen.

Mit dem Verkauf von Hapag-Lloyd zeigte sich Frenzel zufrieden, obwohl TUI nun doch in größerem Maße bei der Reedereitochter engagiert bleibt als ursprünglich geplant. Wegen der Wirtschaftskrise sei das nicht anders möglich gewesen, aber die Beteiligung werde im Laufe der Zeit wie vorgesehen wieder abgebaut. Nach Worten von Finanzvorstand Rainer Feuerhake steht Hapag-Lloyd alles in allem bei TUI noch mit 2,4 Milliarden Euro in der Kreide. TUI stehe zu der versprochenen Beteiligung der Aktionäre am Verkaufserlös. «Aber erst müssen wir das Geld auf dem Konto haben», sagte Feuerhake. Bei Hapag-Lloyd gehe es nun erst einmal um ein umfassendes Sparprogramm, das sich in den nächsten Jahren auf 400 Millionen Euro summieren soll. In der kommenden Woche soll erstmals der neue Aufsichtsrat tagen.

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