Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) hat einen umstrittenen Tweet eines Lehrbeauftragten missbilligt, will sich aber nicht von ihm trennen. Der Journalist Stephan Anpalagan hatte am Freitag an die Adresse des Bundespolizisten und Gewerkschafters Manuel Ostermann getwittert: „Vielleicht sollte ein Mitglied der Gestapo-Nachfolgeorganisation kleinere Brötchen backen.“ Die Äußerung hatte für Diskussionen im Internet gesorgt.
Anpalagan, der sich auf seiner Homepage als Journalist, Strategieberater und Musiker bezeichnet, ist nach Angaben der HSPV seit 2022 Lehrbeauftragter im Fach „Interkulturelle Kompetenz“. „Die Hochschulleitung missbilligt den Vergleich, den Herr Anpalagan in seinem Tweet geäußert hat, als unsachlich und kritisiert die damit mögliche Diffamierung von Sicherheitsbehörden der Bundesrepublik Deutschland“, so ein Sprecher der HSPV.
Die Hochschulleitung habe den fachlich zuständigen Landeskoordinator für das Fach „Interkulturelle Kompetenz“ gebeten, „dies in einem Gespräch mit Herrn Anpalagan so zu vermitteln.“ Darüber hinaus sehe man gegenwärtig aber keinen Interventionsbedarf. „Die bestehenden Beauftragungen bleiben insofern bis auf Weiteres bestehen“, so der Sprecher.
Erinnerung an Aslan-Fall
Anpalagan sagte auf dpa-Anfrage am Dienstag: „Der Tweet war Mist. Dass die Polizei der Bundesrepublik in der Nachfolge und daher auch in der historischen Verantwortung für die Taten der Polizei des Nationalsozialismus steht, ist auch Teil des Curriculums an der HSPV NRW. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“
Der aktuelle Fall erinnert an die Dozentin Bahar Aslan, die im Mai von der Polizei-Hochschule wegen eines Tweets rausgeworfen worden war. Aslan - im Hauptberuf Lehrerin an einer Schule - hatte an der HSPV ebenfalls einen Lehrauftrag für „interkulturelle Kompetenzen“. Ihr Tweet lautete damals: „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land.“
Aslan hatte später eine „unglückliche Wortwahl“ eingeräumt und gesagt, es tue ihr leid, wenn sich Polizisten angesprochen fühlen, die vorbildlich ihren Dienst täten.
dpa
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