Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hat sich entsetzt über den Rauswurf der Dozentin Bahar Aslan von der Polizei-Hochschule in Gelsenkirchen gezeigt.
„Wer eine engagierte Dozentin entlässt, weil sie auf rassistische Strukturen innerhalb der Polizei hinweist, der ist Teil des Rassismusproblems in Deutschland“, sagte der Bundesvorsitzende Gökay Sofuoglu laut einer Mitteilung. „Frau Aslan hat nur das zum Ausdruck gebracht, was unzählige Menschen in Deutschland fühlen, was sie erleben und wovor sie Angst haben.“
Serhat Ulusoy, Landesvorsitzender des Türkischen Bunds in Nordrhein-Westfalen, forderte, die Entscheidung gehöre zurückgenommen und mit den Verantwortlichen aufgearbeitet.
Die Autorin Aslan hatte an der Hochschule einen Lehrauftrag für „interkulturelle Kompetenzen“, der wegen eines Tweets nicht verlängert worden war. Die Hochschule teilte am Montag mit, Aslan sei aufgrund ihrer aktuellen Äußerungen ungeeignet, vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln.
„Der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden“
Hintergrund ist dieser Tweet von Aslan: „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land.“
Der TGD-Vorsitzende Sofuoglu sagte: „Niemand bezeichnet die Polizei als solche als „braunen Dreck“, und diejenigen, die diesen Eindruck jetzt erwecken, haben zentrale Versprechen unserer Verfassung nicht verstanden.“ Er verwies auf die Ermittlungen zum NSU, auf Chatgruppen, die rechtsextremistische Gesinnung bei Polizisten zeigten, und „racial profiling“. Davon spricht man, wenn Menschen aufgrund ihres Erscheinungsbildes oder ethnischer Merkmale kontrolliert werden.
Auch die Grünen kritisierten den Rauswurf Aslans: „Dass Bahar Aslan einem solchen Shitstorm von Hass und Hetze ausgesetzt ist, ist durch nichts zu rechtfertigen“, teilte Julia Höller mit, innenpolitische Sprecherin der grünen NRW-Landtagsfraktion.
Der besagte Tweet sei zwar unglücklich formuliert gewesen und sie könne emotional nachvollziehen, dass sich Polizistinnen und Polizisten pauschal angegriffen fühlen. Sie hoffe dennoch, dass Aslan weiterhin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW lehren könne. Die Einbindung der Perspektive von Personen, die von Rassismus betroffen sind, sei unerlässlich.
Der Grünen-Landesvorsitzende Tim Achtermeyer kritisierte, Aslan „hatte offenbar nicht mal die Möglichkeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen oder mit ihren Vorgesetzten zu sprechen.“ Stattdessen sei der Arbeitgeber Hochschule vor einem Shit-Storm eingeknickt. „Die Hochschule wäre gut beraten, diesen Schritt zurückzunehmen und das Gespräch zu suchen.“
dpa
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