Trauer nach Anschlag in Manchester - Täter identifiziert

IS reklamiert Tat für sich

Der verheerendste Terroranschlag in Großbritannien seit fast zwölf Jahren hat bei einem Popkonzert in Manchester mindestens 22 Menschen in den Tod gerissen. Etliche Konzertbesucher wurden am Dienstag noch vermisst. Am Eingang der „Manchester Arena“ hatte ein mutmaßlich islamistischer Selbstmordattentäter am späten Montagabend eine Bombe gezündet. Die Terrormiliz IS behauptete, für den Anschlag verantwortlich zu sein.

Manchester

23.05.2017, 17:52 Uhr / Lesedauer: 3 min
Zahlreiche Trauernde legten in Manchester Blumen nieder.

Zahlreiche Trauernde legten in Manchester Blumen nieder.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einem Anschlag auf ein Popkonzert der Sängerin Ariana Grande in Manchester sind mindestens 22 Menschen gestorben, darunter auch Kinder. 60 Menschen wurden verletzt.
  • Die Terror-Organisation "Islamischer Staat" hat den Anschlag für sich reklamiert.
  • Die Explosion fand am Montag nach dem letzten Lied der Sängerin gegen 22.30 Uhr statt.
  • Der Selbstmord-Attentäter befand sich unter den Toten. Es soll sich um einen 22-jährigen Mann aus Manchester handeln.
  • Ein 23-Jähriger wurde am Dienstag in Zusammenhang mit der Tat festgenommen, wie er in Zusammenhang mit der Tat steht ist noch unklar.
  • Premierministerin Theresa May sprach von einem feigen Anschlag. Die Identität des Attentäters sei der Polizei bekannt, man ermittele, ob er allein oder im Auftrag eines Terrornetzwerks handelte.
  • Am Abend ist eine Gedenkveranstaltung in Manchester geplant.

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59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige waren am Dienstag noch in Lebensgefahr. Bei der Terrorattacke starb auch ein achtjähriges Mädchen. Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.

"Besonders abstoßend"

Premierministerin Theresa May nannte die Tat am Dienstag besonders „abstoßend und abscheulich“. Der Attentäter habe am Ende eines Auftritts von Teenie-Star Ariana Grande einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen, sagte May nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in London: „Er hat Zeit und Ort absichtlich so gewählt, um das größtmögliche Blutbad anzurichten.“

We all – every single one of us – stand with the people of Manchester at this terrible time. pic.twitter.com/vMTwaBbncl

— Theresa May (@theresa_may)

 

Der sogenannte Islamische Staat beanspruchte die Tat für sich und bezeichnete den Täter als einen "Soldat" des IS. Bei ihm soll es sich um den den 22 Jahre alten Salman Abedi handeln, wie Ermittler Ian Hopkins am Dienstagabend in Manchester sagte. Nach Angaben der Zeitung „Telegraph“ wurde der Mann 1994 in Manchester geboren.  Die Ermittler sind aktuell dabei, zu klären, ob er allein handelte oder als Teil eines Netzwerks handelte, hieß es weiter.

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Anschlag in Manchester

Bei einem Terroranschlag auf dem Konzert von Ariana Grande sind mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, rund 60 wurden verletzt.
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Am Mittag wurde im Süden Manchesters ein 23-Jähriger festgenommen. Welche Verbindung er zum Attentäter hat, war unklar. 

Weiterhin Suche nach Vermissten

Die Explosion in Manchester ereignete sich im Foyer der Konzerthalle, die bis zu 21.000 Besucher fasst. Zeugen berichteten von einem Knall im Eingangsbereich zwischen Halle und Victoria-Bahnhof gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MEZ). Laut Augenzeugen spielten sich dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. „Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr“, sagte ein Zeuge dem Sender Sky News. Auch Stunden nach dem Anschlag suchten Angehörige noch nach Vermissten.

Im Juli 2005 hatten vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und in einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, 700 wurden verletzt. Erst vor zwei Monaten traf eine Attacke die Hauptstadt erneut, als ein Mann ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke steuerte und danach einen Polizisten erstach.

"Mir fehlen die Worte"

Auch andere europäische Länder wurden immer wieder Ziel des Terrors: In Paris erschoss Ende April ein Islamist einen Polizisten - im November 2015 hatte es dort eine massive, koordinierte Anschlagsserie mit 130 Toten gegeben. In Berlin, Stockholm und Nizza gab es tödliche Lastwagen-Attentate.

Popstar Grande war angesichts der Ereignisse „am Boden zerstört“. „Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte“, schrieb die 23-Jährige auf Twitter.

Queen Elizabeth II. erklärte, die ganze Nation stehe unter Schock. Der Anschlag löste weltweit Betroffenheit aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich entsetzt. „Es ist unbegreiflich, dass jemand ein fröhliches Popkonzert ausnutzt, um so vielen Menschen den Tod zu bringen oder ihnen schwere Verletzungen zuzufügen.“ Die Kanzlerin und und CSU-Chef Horst Seehofer sagten aus Mitgefühl mit den Terroropfern eine Wahlkampfveranstaltung in München ab.

"Eng miteinander verbunden"

Trotz des Brexits müssten die EU und Großbritannien enge Partner bleiben, meinte Merkel mit Blick auf den Anschlag: „Gerade an einem solchen Tag wie heute, an dem wir der Opfer von Manchester gedenken, wird uns das noch einmal deutlich, wie eng wir miteinander verbunden sind.“ Der britische Botschafter in Berlin, Sebastian Wood, erklärte: „Wir alle stehen jetzt den Bürgern von Manchester bei. Eine ähnliche Solidarität und Anteilnahme habe ich auch hier erfahren. Dafür bin ich unseren deutschen Freunden und Partnern von Herzen dankbar.“

Der IS hat sich bereits zu mehreren Anschlägen in Europa bekannt. Die Attentate sind eine Reaktion auf den militärischen Druck, unter dem die Extremisten im Irak und in Syrien stehen. Dort hatte der IS vor fast drei Jahren ein „Kalifat“ ausgerufen. In beiden Ländern hat die Miliz große Gebiete verloren. 

dpa