„Tosca“ in schönem Klanggewand
Theater Hagen
Der Neue hat schnell gelernt. Hatten doch seine Vorgänger allesamt ihre Zeit gebraucht, um die Tücken des kleinen, akustisch schwierigen Hauses in den Griff zu bekommen. Joseph Trafton, der neue Generalmusikdirektor in Hagen, allerdings hat bereits bei seinem Operneinstand den Bogen ’raus. Am Samstag hatte Puccinis „Tosca“ unter seiner Leitung Premiere.

Tosca (Veronika Haller) und Scarpia (Karsten Mewes) in der Hagener Inszenierung Foto: Lefebvre
Der Grat ist zweifellos schmal im kleinen Hagener Theater zwischen einem Orchesterklang, der die Sänger erschlägt, und einer vorsichtigen Zurückhaltung, die die Kraft der Musik abwürgt. Die Zielgenauigkeit, mit der Trafton den Sängern genügend Raum gibt und das Orchester in den rechten Momenten auch entfesselt, ist indes beeindruckend.
Überraschungsfrei inszeniert
Szenisch geht es weniger überraschend zu. Hausregisseur Roman Hovenbitzer hat sich des vor Gewalt und sadistischem Machtstreben erfüllten Stoffes angenommen und ihn recht konsumgerecht abgeschliffen. Echte Schockmomente gibt es hier keine. Die Inszenierung ist als Theater auf dem Theater angelegt.
Im Programmheft wird dazu Madonna zitiert: „Ich mag es, wenn man nicht weiß, ist es echt oder nicht. Ahmt hier das Leben die Kunst nach oder die Kunst das Leben?“ Der Ansatz ist legitim und reizvoll. Doch Hovenbitzer nimmt ihn zum Anlass maßloser Überzeichnung. Wenn am Ende Folterer Scarpia zugleich als Todesengel mit schwarzen Flügeln auch noch das Paddel als Fährmann ins Totenreich schwingt, könnte man glatt den Eindruck gewinnen, die Regie mache sich über den tragischen Schlussakt lustig.
Klaustrophobisch
Handwerklich aber ist Hovenbitzers Arbeit durchaus gut gelungen und geht Hand in Hand mit dem wirkungsvollen, sich klaustrophobisch zuspitzenden Bühnenbild Hermann Feuchters.
Die Solistenriege mag ebenso zu überzeugen: Veronika Haller als Tosca mit glockenklarem, dramatisch tragfähigem Sopran, Xavier Moreno mit viel Leidenschaft und italienischem Schmelz als Caravadossi und Karsten Mewes als kraftvoll sinistrer Scarpia.
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