Tod in Halloween-Nacht: Bleibt der Täter unbestraft?

Unfallflucht in Witten

Der Fall sorgte für viel Aufsehen: Der 20-jährige Christian Marks aus Witten wurde in der Halloween-Nacht 2010 auf dem Rückweg von einer Party von einem Unbekannten überfahren und liegen gelassen. Er starb an der Unfallstelle. Die Polizei versuchte alles, um den Täter zu finden. Aber nun scheint es, als würde der Fall kein befriedigendes Ende finden.

WITTEN

, 02.12.2015, 11:53 Uhr / Lesedauer: 2 min
An dieser Stelle hat sich am frühen Morgen des Allerheiligen-Feiertages 2010 der schreckliche Unfall ereignet.

An dieser Stelle hat sich am frühen Morgen des Allerheiligen-Feiertages 2010 der schreckliche Unfall ereignet.

Die Bochumer Polizei steht kurz davor, ihre Ermittlungen einzustellen. "Ja, wir stehen vor dem Ende unserer Nachforschungen und leider sieht es so aus, als würden sie ergebnislos eingestellt werden", sagt Volker Schütte, Polizeisprecher der Bochumer Polizei. "Wir haben viele Hinweise, auch konkrete, auf mögliche Täter erhalten, aber nie hat sich der Verdacht erhärtet", so Schütte.

Die Polizei werde demnächst ihre Akten an die Staatsanwaltschaft schicken, die das Verfahren wohl einstellen wird. "Wenn wir neue Hinweise erhalten sollten, prüfen wir die natürlich. Ich bin noch fünf Jahre im Dienst und habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir den Unfallfahrer noch finden oder er sich stellt", sagt Schütte.

Autos und Handy-Daten überprüft

Auch zu dem Auto, mit dem der Wittener überfahren wurde, weiß die Polizei eigentlich viel. Nur gefunden wurde es nie, genau wie der Fahrer. Mehrere Monate lang fahndete die Polizei vergeblich. In mehr als 400 Wittener Haushalten wurde nach Hinweisen gefragt, mehr als 2500 Autos wurden überprüft, rund 15.000 Handy-Verbindungsdaten aus der Tatnacht rund um den Unfallort ausgewertet. Trotz einer Belohnung und eines Zeugenaufrufs 2014 bei „Aktenzeichen XY“ ist der Fahrer des Unfallautos bis heute unbekannt. 

Kurz bevor der Fall am 2. November 2015 verjährte, griff die Polizei zu einem ungewöhnlichen Mittel. Sie schrieb einen sehr persönlichen und emotionalen Brief an den unbekannten Täter oder die unbekannte Täterin.

Ungewöhnlicher Brief 

Darin hieß es unter anderem: "Auch nach der Verjährung werden Sie Ihre Schuldgefühle sowie die Angst, verraten oder entdeckt zu werden, nie mehr loswerden. Und diese Angst verjährt nie! Können Sie und Ihre Mitwisser damit bis zum Ende des Lebens klarkommen? Wohl kaum!"

Volker Schütte, Sprecher der Polizei Bochum, sagte damals: "Einen solchen Brief zu schreiben, ist ein ungewöhnliches Mittel, dass ich in meinen 16 Jahren als Pressesprecher noch nicht gewählt habe." Schütte sagte, es sei "die letzte Chance, den Täter oder die Täterin vielleicht doch noch zu ermitteln".

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Kurzzeitig sah es so aus, als würde der Brief tatsächlich Licht ins Dunkel bringen. Denn wenige Tage nach Veröffentlichung des emotionalen Appels meldete sich ein unbekannter Zeuge bei der Polizei. Ein anonymer Brief tauchte auf, in dem ein möglicher Mitwisser Details offenbarte. 

Hinweise hinter Scheibenwischer

Der Brief begann mit den Worten: "Ich schreibe diesen Brief, um mein Gewissen bereinigen zu können..." Das mehrseitige anonyme Schreiben wurde vor der Polizeiwache in Witten an den Heckscheibenwischer eines Streifenwagens gesteckt. Am Samstag, den 31. Oktober um 00.45 Uhr entdeckte die Polizei den Brief.

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Schütte teilte mit, dass der Verfasser, eine Frau, sehr konkrete Angaben zur Unfallflucht gemacht habe. Handschriftlich habe der Absender auf drei Seiten Namen und eindeutige Hinweise auf das Umfeld des Täters gegeben. Aus dem Schreiben gehe zunächst hervor, dass der Urheber nicht am Unfall beteiligt sein soll, aber über die Umstände Bescheid wisse, sagte der Polizeisprecher. "Die Frau war dann auch persönlich hier und teilte mit, sie habe im Freundeskreis gehört, wer den Unfallwagen damals gesteuert hätte und wer auf dem Beifahrersitz gesessen habe. Aber beide hatten ein Alibi und hatten mit der Tat nichts zu tun", sagt Schütte.

Täter bleibt im Verborgenen

Nachdem die Nachricht über den anonymen Tipp-Geber verbreitet wurde, seien zudem „weitere Hinweise mit konkreten Informationen“ bei der Polizei eingegangen. Schütte hoffte, dass der Täter dadurch aus der Reserve gelockt würde. 

Doch der unbekannte Täter scheint beschlossen zu haben, sein Schweigen nicht zu brechen, seine Schuld für immer mit sich zu tragen. Die Hinweise, die der unbekannte Zeuge auf den Täter gab, erhärteten sich nicht. Für die Eltern des toten jungen Mannes bedeutet das, sie werden weiter und möglicherweise für immer mit der quälenden Ungewissheit um die Todesumstände ihres Sohnes leben.

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