
Joshua Pollmeier ist Sprecher bei der Polizei Dortmund, die auch auf den Autobahnen im Kreis Unna für Sicherheit sorgt. © Polizei Dortmund
Achtung Geisterfahrer: Polizei gibt Tipps zum richtigen Verhalten
Tipps für Autofahrer
Bei einem tragischen Unfall kam vor einer Woche auf der A44 bei Unna ein Geisterfahrer ums Leben. Die Polizei erklärt, wie man sich richtig verhält – auch, wenn man selbst zum Geisterfahrer wird.
Es ist der Alptraum jedes Autofahrers, den ein Leser dieser Redaktion nach dem tragischen Unfall auf der A44 bei Unna schickte: „Der Geisterfahrer kam uns kurz vor dem Autobahnkreuz A1 entgegen und fuhr in Richtung Soest (nur halt leider auf der falschen Fahrbahn). Auf Lichthupe, Warnblinker und Hupen keine Reaktion. Ich habe daraufhin direkt die Polizei verständigt.“
Der 75-jährige Geisterfahrer starb bei dem Unfall, eine entgegenkommende Frau (32) wurde schwer verletzt. Den entgegenkommenden Fahrer zu warnen, so wie es der Leser getan hat, ist richtig. Das erklärt Joshua Pollmeier, Sprecher bei der Autobahnpolizei Dortmund, im Gespräch mit der Redaktion.
Das Autoradio richtig einstellen, um vorbereitet zu sein
Die Vorstellung, dass einem ein Geisterfahrer begegnet, sei für jeden Autofahrer ein Worst-Case-Szenario, sagt Pollmeier. „Eine Horrorvorstellung.“ Deswegen gelte grundsätzlich, vor der Fahrt das Radio einzuschalten, um sich über mögliche Gefahren durch einen Geisterfahrer zu informieren.
Auch, wer lieber auf dem Handy Musik hört und das Smartphone per Bluetooth mit dem Auto koppelt, kann dafür sorgen, dass er wichtige Warnungen mitbekommt. Dafür müsse das sogenannte Radio Data System (RDS) im Autoradio eingeschaltet sein. „Wenn wichtige Verkehrsmeldungen reinkommen, wie zum Beispiel die Meldung über einen Geisterfahrer, unterbricht das RDS-System die aktuelle Musik“, erklärt der Polizeisprecher.

Ein 75 Jahre alter Mann aus Bergkamen fuhr am vergangenen Dienstag auf der A44 in die falsche Richtung und verursachte einen Unfall, bei dem er selbst tödlich verletzt wurde und eine Frau aus Dortmund schwer verletzt ins Krankenhaus kam. © Michael Neumann
Egal ob Autoradio oder Handymusik – ist das System eingeschaltet, bekommt man als Fahrer mit, wenn die Meldung über einen Geisterfahrer eingeht. Und was dann? „Wenn man in Kenntnis gesetzt wurde, dass ein Geisterfahrer entgegenkommt, sollte man pro aktiv die Geschwindigkeit drosseln, langsam fahren und auf den am weitesten rechten Fahrstreifen wechseln“, so Pollmeier. Es sei außerdem wichtig, Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen zu halten und auf keinen Fall zu überholen.
Auf dem Seitenstreifen sollte man allerdings nicht fahren, erklärt der Polizeikommissar: Dort könnte ein Liegenbleiber stehen und ein Unfall passieren, wenn man diesen übersieht. Außerdem sei es wichtig, noch Platz nach rechts zu lassen, um notfalls noch ausweichen zu können, falls ein Geisterfahrer gefährlich nahe kommt. „Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man die nächste Abfahrt nehmen oder auf den nächsten Parkplatz oder Rasthof fahren, um einer Gefahr vorzubeugen.“ Dort könne man auf die Entwarnung im Radio warten. „Dann einmal die externen Geräte entkoppeln.“
Und wenn der Geisterfahrer plötzlich vor mir auftaucht?
Freilich kann es auch vorkommen, dass der Geisterfahrer noch ungemeldet unterwegs ist und plötzlich vor einem auftaucht. Das Wichtigste sei dann, so viel Ruhe wie eben möglich zu bewahren, so Pollmeier. Dann sollte man, so wie es auch der Leser auf der A44 getan hat, den Geisterfahrer durch Lichthupe, Warnblinklicht und Hupen aufmerksam machen. „Um ihm zu signalisieren, dass hier etwas falsch ist“, erklärt Pollmeier.
Der Geisterfahrer sollte genau im Auge behalten werden und man sollte schauen, wie er sich verhält, ob er langsamer wird und ob er die Richtung wechselt etc.. Wichtig auch hier: Abstand halten. Und zur Not reagieren, wenn er sich nähert, um einer Kollision zu entgehen.
Ist er vorbeigefahren, sollte man wenn möglich direkt abfahren und sofort die Notrufnummer der Polizei wählen, um den Geisterfahrer zu melden. Wichtig ist es, den Beamten am anderen Ende der Leitung möglichst genau zu sagen, wo der Geisterfahrer sich befinde, auf welcher Fahrbahn er unterwegs ist, um welches Auto es sich handelt und wie schnell er unterwegs ist etc. „Alles was wahrgenommen wurde, sollte man über den Notruf melden.“
Und wenn ich unabsichtlich zum Geisterfahrer werde?
Es gibt Geisterfahrer mit Suizidgedanken, doch in den meisten Fällen passiert es nicht absichtlich, dass man auf die Gegenfahrbahn gerät. Gründe für solche Fehler können etwa Schlafmangel sein, fehlende Konzentration, Stress oder auch die Witterung, durch die ein Schild nicht richtig wahrgenommen wird.
Auch im Falle der A44 war es höchstwahrscheinlich keine Absicht: Laut Pollmeier dauern die Ermittlungen noch an, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der 75-Jährige aus Bergkamen Suizidgedanken hatte.

Eigentlich findet man an Autobahnauffahrten eindeutige Schilder, die den Verkehrsteilnehmern zeigen, wo sie auffahren sollen. Die Autobahn GmbH führt regelmäßig Kontrollfahrten durch und checkt die Beschilderungen. © picture alliance / Bernd Wüstneck/dpa
Wer merke, dass er in der falschen Richtung unterwegs ist, solle alle entgegenkommenden Autos mit Lichthupe und Warnblinklicht zu warnen, empfiehlt Pollmeier. Auf keinen Fall sollte man wenden oder rückwärts fahren. Als Geisterfahrer sollte man so schnell wie möglich an den Fahrbahnrand fahren, aussteigen und sich hinter die Schutzplanke begeben. Dann sofort die Polizei rufen, die den Fahrer zurück auf die richtige Fahrbahn führt.
Ist Geisterfahren eine Straftat?
Wer auf der falschen Fahrbahn unterwegs ist, begeht, solange niemand verletzt wird, übrigens eine Ordnungswidrigkeit und muss ein Bußgeld zahlen, weil es sich um eine Gefährdung des Straßenverkehrs handelt. Es werde nach so einem Fall aber ermittelt und je nach Grund für das Geisterfahren gebe es Schuldunfähigkeitsgründe, erklärt Pollmeier.
43 Geisterfahrer dieses Jahr
- Im Zuständigkeitsbereich der Dortmunder Polizei (Dortmund, Lünen und die Autobahnen bis Freudenberg) gab es in diesem Jahr bislang 42 Einsätze, in die Geisterfahrer involviert waren. Der schwere Unfall auf der A44 ist in diesem Wert noch nicht enthalten. Es sind also mindestens 43 Geisterfahrer-Einsätze dieses Jahr.
- Im Jahr 2020 zählte die Polizei 71 Einsätze und im Jahr 2021 waren es 91 Einsätze.
- Meistens kommt es auf der Autobahn vor, dass jemand in die entgegengesetzte Richtung fährt.
- Wer einen Geisterfahrer sieht, wählt schnellstmöglich die 110.
Sobald es zu einem Unfall kommt, sei man im Bereich der Straftaten, und wenn jemand verletzt wird, sei es nochmal anders. Es ist also in jedem Fall richtig, sofort die Polizei zu verständigen und nicht selber zu versuchen, aus der Situation herauszukommen und es damit womöglich noch schlimmer zu machen. Pollmeier: „Es ist für alle Beteiligten die sicherste Lösung, die Polizei zu rufen.“