Tickets für Frank Goosen auf dem Zeltfestival gewinnen

Kartenverlosung und Interview

Kabarettist, Schriftsteller und Bochumer Urgestein Frank Goosen kennt das Spektakel Zeltfestival Ruhr von Anfang an. Was ihm am Konzept gefällt, welches Fitness-Programm er vor seinen Auftritten absolviert und ob er je aus Bochum wegziehen wird hat er uns erzählt. Zusätzlich verlosen wir 2x2 Tickets für seinen Auftritt.

BOCHUM/WITTEN

, 28.08.2015, 07:21 Uhr / Lesedauer: 4 min

Sie waren bei jedem Zeltfestival dabei, immerhin acht Mal. Waren Sie beim ersten Mal skeptisch?

Nein, ich kenne ja die drei Jungs die das machen, vor allem Lukas Rüger und Heri Reipöhler. Und von denen wusste ich, dass sie Dinge, die sie in Angriff nehmen, mit großer Ernsthaftigkeit und Professionalität betreiben. Vor allem war ich gespannt damals. Von der Idee hatte ich schon länger gehört, obwohl es zuerst an einem anderen Standort stattfinden sollte. Ich fand das von vornherein super. Vor allem, weil da mal drei Typen von Anfang an klargemacht haben, dass sie was mit der großen Kelle anrühren und nicht erst mal bescheiden anfangen wollen.

Aber oft reagieren wir im Ruhrgebiet auf neue Konzepte ja auch etwas sperrig.

Erstmal hatte ich selbst als auftretender Künstler natürlich großen Respekt vor der Herausforderung, das große Zelt mit 2500 Leuten zu füllen. Aber das hat glücklicherweise gleich beim ersten Mal funktioniert. Was die gesamte Veranstaltung betrifft: Ich glaube, gerade die Leute hier erkennen, wenn ein neues Konzept gut aufgezogen wird und Erfolg verspricht. Und das wird dann vom hiesigen Publikum auch schnell honoriert. Dass es dann so schnell ging, ist natürlich schon was Besonderes. Ich habe im zweiten Jahr Bastian Pastewka getroffen, und der hat sich gewundert, dass er von einem Festival wie diesem mit vermutlich langer Tradition noch nie was gehört hat. Als ich ihm sagte, nee, das ist erst das zweite Mal hier, war er ziemlich baff. Das sagt eigentlich alles.

Und das Vorurteil, der Ruhrgebietler sei Neuem gegenüber nicht so aufgeschlossen, ist damit auch widerlegt…

Ich habe das nie so empfunden. Im Gegenteil: Die Menschen hier lechzen geradezu nach Neuem. Insgesamt gesehen gibt es hier nicht mehr unbewegliche Leute als woanders im Land. Das Ruhrgebiet musste sich ja in den letzten Jahren ständig neu erfinden, immer wieder innovativ sein. Von einer Agrarregion über Schwerindustrie bis zum Dienstleister und zur Kulturmetropole, hier gab es immer Veränderungsdruck. Ich habe das Publikum immer als besonders offen, spontan und amüsierwillig empfunden.

Könnten Sie sich vorstellen, dauerhaft woanders zu leben als im Ruhrgebiet?

Nein, jetzt sowieso nicht mehr, da bin ich zu alt. Ich werde nächstes Jahr 50. Aber wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, vielleicht für eine gewisse Zeit.

Warum nur begrenzt?

Ich bin in dieser Hinsicht nie so experimentierfreudig gewesen. Ich war Anfang der 90er-Jahre mal auf dem Sprung, mir noch eine Wohnung in Berlin zu nehmen. Aber für die Kleinkunstkarriere, die damals begann, mit Jochen Malmsheimer beim Tresenlesen, war Bochum schon ziemlich ideal. In NRW mit seinen 18 Millionen Einwohnern kann man ja allein schon mit dem Publikum aus diesem Bundesland eine komplette Karriere bestreiten.

Ist Ruhrgebiet für Sie hauptsächlich Bochum?

Bochum ist natürlich der Hauptbezug, aber als Heimat würde ich schon das komplette Ruhrgebiet bezeichnen. So wie sich die Welt weiter globalisiert, brauchen die Menschen aber auch immer mehr ihren Kiez, wo sie sich heimisch fühlen und vielleicht auch sicherer. Und das Spannungsfeld unter den Städten, von dem immer wieder die Rede ist, empfinde ich so nicht. Ich glaube, da sind die Menschen schon viel weiter als die Politik.

Fehlt es der Politik am Willen oder Können, die Region richtig zu vermarkten?

Da muss man ja erstmal was zum Vermarkten haben. Das Zeltfestival ist da ein gutes Beispiel. Da steckt viel Risikobereitschaft und Wille drin und damit vielleicht auch eine Mentalität, die es früher häufiger gab. Aber genau diese Mentalität vermisse ich in der Politik. Ich hatte mal die Freude, einen Film namens „Heimatabend Bochum“ sprechen zu dürfen, der hauptsächlich die 60er, 70er und 80er behandelt. Da gab es unheimlich großen Aufbruchs- und Veränderungswillen. Klar waren das andere Zeiten und die öffentliche Hand hatte mehr Geld. Aber das allein war es eben auch nicht. Die Lebensbedingungen hier rundherum, dazu gehört auch eine lebendige Kulturszene, müssen so sein, dass Menschen hier gern leben. Gerade die Kultur ist mittlerweile auch ein knallharter Standortfaktor. Das haben manche hier nicht begriffen.

Hat die Kulturhauptstadt 2010 da nichts bewirkt?

Genau das war zwar das Ziel der Kulturhaupstadt, aber man hat es nicht erreicht. Eine vertane Chance, glaube ich. Das deprimiert mich so ein bisschen, wenn ich mitbekomme, dass die Diskussion hier oft ein wenig populistisch abläuft, indem man Kultur gegen Soziales ausspielt. So nach dem Motto: Jetzt muss erstmal Schluss mit Kultur sein, macht erstmal die Straßen fertig.

Was mir fehlt, ist eine politische Führungsfigur, die sich hinstellt und sagt: Das gehört alles zusammen. Was nützen uns die Straßen, wenn keiner drauf fahren will, weil ihm die Angebote fehlen? Und wenn deshalb wiederum keiner hier hinziehen will? Man hat im Rahmen der Kulturhauptstadt gesehen, wie stark die Leute sich zusammenschließen, wenn eine gute Idee da ist. Für so etwas muss das Ruhrgebiet aber enger zusammenwachsen.

Also war 2010 auch strukturell kein Erfolg…

Alle wurschteln wieder vor sich hin, es werden keine Ziele formuliert. Städte konkurrieren wieder untereinander. Wir brauchen aber neben der Kleinkunst auch Leuchtturmprojekte. Aber es fehlen Konzepte und Maßstäbe.

Sind Sie eigentlich mal gefördert worden?

Ja, von meiner Omma. Aber im Ernst: Ein Mal, glaube ich. Da hatten wir Fünfjähriges von „Tresenlesen“ und sind kostenlos im Stadtpark aufgetreten. Da hat uns die Stadt Bochum mit 5000 Mark unterstützt.

Beim Zeltfestival treten Sie vor 2500 Leuten auf. Ist das noch zu handeln als Solist?

2500 Zuschauer sind schon eine Herausforderung, weil ich sonst eher so vor 300 bis 500 Leuten spiele. Da muss man sich besonders vorbereiten. Ich trete aber unheimlich gern vor so vielen Leuten auf. Als Jugendlicher wäre ich gern Rockstar geworden und das Zeltfestival ist der einzige Ort, an dem ich dem mal nahe komme. In den letzten Jahren habe ich ein spezielles Programm für diese Abende geschrieben, dieses Jahr trete ich mit dem inzwischen eingespielten „Durst und Heimweh“ auf, das erst Anfang des Jahres Premiere hatte. Wichtig ist auch körperliche Fitness.

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Ich gehe da am Abend vorher nicht tanzen und mache auch den ganzen Tag über nichts, denn da muss man echt in Form sein. Und gerade, wenn man nur Worte zur Verfügung hat, ist ein guter Sound besonders wichtig. Jeder muss auch in der letzten Ecke noch entspannt zuhören können. Aber das Besondere am Zeltfestival ist auch, dass man trotz der 2500 Menschen irgendwie eine intime Atmosphäre hat.

Woran liegt das?

Vielleicht unter anderem an dieser leichten Strandatmosphäre. Die Leute kommen ja oft schon etwas früher an und sind total entspannt. Das ist ein bisschen wie Open Air. Die Atmosphäre wird auch dadurch geprägt, dass es nette Gastronomieangebote und lokale Verkaufsstände gibt und es nicht nur eine Abfüllmeile ist wie am Ballermann.

Wie beschreiben Sie anderen das Festival, die noch nie da waren?

Das Zeltfestival ist für mich der Höhepunkt des Jahres. In einer lauen Sommernacht nach dem Auftritt noch zu sitzen und mit ein paar Leuten ein Bierchen zu zischen, das ist einfach großartig.

Beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See wird Frank Goosen am 5. September (20:30 Uhr) mit dem Titel "Durst und Heimweh - Geschichten von Unterwegs" erwartet. Für seinen Auftritt verlosen wir 2x2 Tickets. Das Gewinnspiel endet am 2. September um 15 Uhr. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, beantworten Sie bitte die folgende Frage: