Tibet-Aktivisten nahe Olympia-Park festgenommen

Bei einem neuen Protest von ausländischen Tibet-Aktivisten während der Olympischen Spiele in Peking sind acht Teilnehmer festgenommen worden.

Peking (dpa)

von Von Andreas Landwehr und Till Fähnders, dpa

, 13.08.2008, 15:39 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aktivisten protestieren in Peking für ein freies Tibet.

Aktivisten protestieren in Peking für ein freies Tibet.

In T-Shirts mit der Aufschrift «Befreit Tibet» versammelten sich fünf Demonstranten am Eingang des Minderheiten-Parks südlich vom Olympia-Gelände und zeigten ein Banner mit der Aufschrift: «Tibetans are dying for freedom», was zweideutig als «Tibeter streben nach Freiheit» und «Tibeter sterben für die Freiheit» übersetzt werden kann. Zwei andere entrollten daneben auf einer Brücke ein «Befreit Tibet»-Banner, wie die Organisation Students For a Free Tibet aus New York berichtete.

Eine Japanerin tibetischer Abstammung habe außerdem Besucher des Parks über Menschenrechtsverletzungen in Tibet aufgeklärt. Die anderen sieben Teilnehmer waren US-Amerikaner. Der Protest wurde innerhalb von gut fünf Minuten von der Polizei aufgelöst. Der Korrespondent des britischen Fernsehsenders ITV News, John Ray, wurde vorübergehend von der Polizei festgehalten. «Vielleicht war der Protest illegal, aber meine Berichterstattung nicht», sagte Ray der Deutschen Presse-Agentur dpa und sprach von einem «groben Verstoß gegen die Regeln für die olympische Berichterstattung». Der Club der Auslandskorrespondenten in China kritisierte die Polizei.

Bereits am Wochenende hatten Tibet-Aktivisten mehrmals mit Aktionen in Peking auf die Lage in Tibet aufmerksam gemacht. Sie wurden festgenommen und abgeschoben. Für den jüngsten Protest hatten sie sich eine einen symbolträchtigen Platz ausgesucht. In einer Mitteilung kritisierten sie den Minderheiten-Park als «Werkzeug bei dem Versuch der chinesischen Regierung, die Chinesen und die ganze Welt von der Legitimität ihrer Herrschaft über Tibet zu überzeugen».

In dem Freiluftmuseum werden Tänze, Gesänge und Bräuche der 55 offiziell anerkannten Minderheiten sowie deren traditionelle Bauweise vorgeführt. Der 1992 errichtete Park solle die «ethnische Einheit erhöhen» und konzentriere sich auf die «patriotische Erziehung», heißt es in einer Einführung auf der Website der Touristenattraktion. «Während tibetische Gesänge und Tänze in Peking vorgeführt werden, ist unsere Kultur in Tibet bedroht», kritisierte die Geschäftsführerin von Students For a Free Tibet, Lhadon Tethong.

Unmittelbar nach dem Protest sperrte die Polizei den Park für etwa eine Dreiviertelstunde ab. Über einem Ausstellungsgebäude im tibetischen Stil wehte danach neben Gebetsfahnen auch demonstrativ die chinesische Nationalflagge. Von Tibetern war in dem Park gleichwohl keine Spur - tibetische Mönche aus dem südwestchinesischen Sichuan, die sonst in dem Park gewohnt hatten, sind seit Monaten verschwunden. «Sie kehren erst im kommenden Jahr zurück», hatte eine Verkäuferin berichtet. Seit den blutigen Unruhen im März in Tibet haben die Behörden Berichten zufolge die Kontrolle der tibetischen Bevölkerung überall in China verschärft.

Eigentlich sollen in dem Park alle Völker Chinas vertreten sein. Aber auch Angehörige der 21 Millionen Muslime des Riesenreichs suchen die Besucher des Parks derzeit vergebens: Weder muslimische Hui, Usbeken oder Tadschiken noch die derzeit von der Regierung argwöhnisch beäugten Uiguren sind in der weitläufigen Anlage zu finden. Die Behörden fürchten Proteste und haben vor einer Bedrohung der Spiele durch mutmaßliche uigurischen Terrorgruppen und Islamisten gewarnt. Seit vergangenen Montag hat es bei Gewaltakten in der Uiguren-Region Xinjiang nach amtlichen Angaben 31 Tote gegeben.

Schlagworte: