Theaterstück "Trump": Eine witzig-böse Wahl-Party

Premiere in Dortmund

Bei der Premiere des Theaterstücks „Trump“ am Freitagabend am Schauspiel Dortmund sieht alles so aus, als käme der US-Präsident gleich zu seiner eigenen Wahl-Party: Überall hängen blau-weiß-rote Girlanden, Flaggen, Luftballons und lustige Hüte. Doch so lustig wird es nicht bleiben: „Trump“ ist ein ausgesprochen schlaues, entlarvendes Stück über den US-Präsidenten und hat gute Chancen, ein Knüller auf dem Spielplan des Dortmunder Schauspiels zu werden.

DORTMUND

, 04.03.2017, 12:18 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bettina Lieder ist eine charmante Gastgeberin im Theaterstück "Trump", das im Schauspiel Dortmund Premiere feierte.

Bettina Lieder ist eine charmante Gastgeberin im Theaterstück "Trump", das im Schauspiel Dortmund Premiere feierte.

Die deutschsprachige Erstaufführung des Textes von Mike Daisey hatte schon vor der Premiere für gewaltiges Rauschen im Blätterwald gesorgt. Dass „Trump“ ausgerechnet in Dortmund zum ersten Mal in deutscher Sprache auf die Bühne kommt, hat einen Grund.

„Wir haben die Arbeit von Mike Daisey immer verfolgt“, erklärte die Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz kurz vor der Premiere. Die Bühne hatte auch Daiseys Stück „Die Agonie und Ekstase des Steve Jobs“ nach Deutschland geholt. Das Besondere am Autor Daisey: Er kontrolliert die Aufführung seiner Texte nicht – jeder kann spielen, was und wie er will. Und das machen die Schauspieler Bettina Lieder und Andreas Beck richtig toll.

Monolog auf zwei Personen aufgeteilt

Regisseur Marcus Lobbes und seine Dramaturgin Anne-Kathrin Schulz, die den Text gemeinsam mit Matthias Seier auch übersetzt hat, haben Daiseys Monolog auf zwei Personen aufgeteilt. Die beiden Schauspieler schlüpfen also in die Rollen von aufgedrehten Gastgebern, die uns auf dieser Anti-Wahl-Party mit Informationen über Donald Trump versorgen: über die miesen Geschäfte des Vaters Fred Trump zum Beispiel. Oder die Rolle des „bösen Beraters“ Roy Cohn, bei dem uns als Zuschauer die Haare zu Berge stehen.

Höhepunkt ist aber die Beschreibung des Spiels „Trump – The Game“, das es wirklich gibt. Dazu heißt es im Stück: „Egal, welcher Spieler einen TRUMP würfelt – , dann darf dieser Spieler direkt alles stehlen, was er will ... von egal welchem anderen Spieler.“

Das ist nicht fair, aber witzig

Man merkt: Enthüllungsjournalismus darf hier keiner erwarten. Daisey ist nicht fair. Stattdessen gibt´s eine unterhaltsame, böse, kluge und aufschlussreiche Polit-Show. Und witzig ist sie dazu. Denn Bettina Lieder tobt auf silbernen Schuhen mit Killer-Absätzen charmant durchs Publikum. Ihr Kleid könnte von Ivanka Trump geschneidert sein, Kostümbildnerin ist aber Mona Ulrich.

Gastgeber Andreas Beck im dunklen Anzug entwickelt dagegen eine bemerkenswert fiese, dabei joviale Schärfe und setzt die Gags staubtrocken („Ich gehe dann mal an den rechten Rand").

Warum müssen wir Zuschauer stehen?

Warum aber müssen wir Zuschauer stehen? Das ist in 86 Minuten etwas anstrengend, macht aber Sinn. Denn wir bleiben hellwach, werden auch mal angespielt (harmlos, aber nett). Und zum Schluss geht es dem knalligen Bühnenbild von Marcus Lobbes und Pia Maria Mackert auf überraschende Weise an den Kragen. Ansehen!

Weitere Infos
Ausweichspielstätte des Schauspiels Dortmund, Megastore an der Felicitasstraße 2 in Dortmund, Karten unter Tel. (0231) 502 72 22. Weil nur 90 Menschen in den Raum passen, sollten sich Interessierte rechtzeitig um Karten kümmern