Theaterfestival Avignon startet mit Kannibalismusdrama
In Avignon wurde mit Inzest, Verrat, Mord und Kannibalismus in das diesjährige Theaterfestival gestartet. „Thyestes“, ein grausames Werk des römischen Dichters und Philosophen Seneca, wurde im Ehrenhof des Papstpalasts ganz ohne Blutszenen aufgeführt.

„Thyestes“ des römischen Dichters und Philosophen Seneca wurde im Ehrenhof des Papstpalasts aufgeführt. Foto: Sabine Glaubitz
Aus Rache tötet Atreus die Kinder seines Bruders Thyest und serviert sie ihm bei einem Festmahl. Mit einem der grausamsten Werke des römischen Dichters und Philosophen Seneca hat Avignon am Freitag den Startschuss zu seinem rund dreiwöchigen Theaterfestival gegeben.
„Thyestes“ (französisch: Thyeste) handelt von Inzest, Verrat, Mord und Kannibalismus. Inszeniert hat der französische Regie-Star Thomas Jolly das Werk im Ehrenhof des Papstpalasts mit viel Musik, Effekten und - ohne Blutszenen.
Das Stück beginnt mit einer Art Meeresungeheuer, das aus dem Wasser steigt und die Protagonisten mit Unheil segnet. Jolly hat aus dem Werk ein Spektakel gemacht. Mit vielen Licht- und Musikeffekten erzählt er die Geschichte von zwei Brüdern, die mit allen Mitteln um die Macht kämpfen. Dabei wird weder vor Inzest noch Kannibalismus zurückgeschreckt. Lange galt das Werk von Seneca als unaufführbar.
„Thyestes“ ist keine Handlungstragödie, sondern ein psychologisches Drama, bei dem es Jolly um die „Verwandlung des Menschen in ein Monster“ geht. In dem Seneca-Werk verfolgt er die Entwicklung der Charaktere und lässt von dem Königsdrama nur noch das Gerüst übrig.
Jolly gehört mit seinen 36 Jahren zu den Stammgästen des Festivals. Schon 2014 nahm er in seiner rund 18-stündigen Version von Shakespeares „Heinrich VI“ den Zuschauer auf eine Reise in die menschlichen Abgründe mit.
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