Theater Basel entführt ins „Schlaraffenland“

Ruhrfestspiele

Ein junger Mann verzweifelt an dem globalen Kapitalismus. Er würde so gerne etwas ändern, aber wie. Davon erzählt Autor Philipp Löhle in "Schlaraffenland", einem Auftragswerk für das Theater Basel. Die deutsche Erstaufführung war jetzt als Koproduktion der Ruhrfestpiele mit den Hamburger Kammerspielen im Festspielhauses in Recklinghausen zu sehen.

RECKLINGHAUSEN

08.06.2017, 12:27 Uhr / Lesedauer: 1 min
Jacob Matschenz spielt einen Sohn, der gerne etwas verändern würde.

Jacob Matschenz spielt einen Sohn, der gerne etwas verändern würde.

Requisitenlastig (Ausstattung: Martin Fischer) beginnt der Abend, der eine schrecklich nette Familie in der Wohlstandsgesellschaft zeigt. Jacob Matschenz spielt den Sohn und erzählt uns sein perfektes Leben im Schnelldurchlauf.

Illustriert wird die Geschichte von der glücklichen Familie durch seine fünf Mitspieler. Ist von den Eltern die Rede, tauchen sie auf, wünscht sich der Junge eine Tischtennisplatte, wird sie auf die Bühne geschoben.

Erweckungserlebnis

Das hat Regisseur Henning Block auf Lacher angelegt und temporeich mit schnellen Rollenwechseln für die Miniszenen inszeniert. Oliver Warsitz, der den coolen Onkel spielt und seinem Neffen ein Skatboard und ein Campingwochenende schenkt, schlüpft auch in den Arztkittel, um dem Familienvater ein Sixpack zu verpassen sowie bei Mutter und Tochter einige Schönheitsoperationen vorzunehmen.

Doch für den Sohn bricht die schöne heile Welt zusammen, als ein Mann im schwarzen Overall durch die Wand bricht. Er erfährt, dass diese Schattenwesen ihm sein Wohlstandsleben ermöglichen. Durch dieses Erweckungserlebnis, wir leben auf Kosten von anderen, kündigt er seinen Job und will etwas verändern.

Kein Thema wird ausgelassen

Mit seinem Anprangern von Ungerechtigkeiten geht er seiner Familie auf den Keks, die uns diverse Auseinandersetzungen über Eier und Erdbeeren mit ihm ausführlich vorspielt.

Zum Schluss hat der Sohn noch mal einen Monolog, in dem der Autor versucht hat, kein Thema auszulassen. Wir hatten es schon vorher verstanden - nicht verwunderlich, dass einzelne Zuschauer die Flucht ergreifen.

8./9./10.6.; Karten: Tel. (02361) 92180.