"The Interview" blödelt penetrant unter der Gürtellinie
Neu im Kino
Da haben Nordkoreas Hacker ihrem Herrn und Meister einen schönen Bärendienst erweisen. Erst ihr Angriff auf die Server des Filmstudios machte „The Interview“ zum Politikum. Gratiswerbung für eine seichte Posse, einen kindischen Jux, der nun als Fackel für die Freiheit der Satire gehandelt wurde. Zu viel der Ehre.

Eine Schießbudenfigur: Diktator Kim Jong Un (Randall Park)
Das ganze Tamtam sagt mehr über die Dünnhäutigkeit von Diktatoren als über den Film. Hier ist kein Chaplin am Werk, der Nordkoreas starkem Mann die Maske herunter reißt. Es zünden auch keine doppelbödigen Pointen. Seth Rogen (führte mit Evan Goldberg Regie) blödelt so penetrant unter der Gürtellinie, dass es peinlich ist.
Promi-Klatsch
Rogen spielt Aaron Rapaport, Produzent einer Late Night-Fernsehshow, in der Gastgeber Dave (James Franco) Promi-Klatsch unter die Leute bringt. Eminem ist schwul, Rob Lowe versteckt eine Glatze. Aaron hört, dass Kim Jong-un ein Fan der Sendung sei, und ergattert ein Live-Interview beim großen Führer.
Dave und Aaron reisen in das Reich des Bösen. Der Diktator empfängt sie in seinem Palazzo Protzo, einem Kitschmuseum mit goldenen Kalaschnikows und Führerporträt an jeder Wand. Im Auftrag der CIA sollen Aaron und Dave den Schurken vergiften. Man hört einige Spitzen gegen den Personenkult und das Luxusleben der Elite in einem Land, das hungert. Die Früchte in einem potemkinschen Supermarkt sind bloß Attrappen.
Flut von Zoten
Begraben wird das unter grobmotorischem Radau-Slapstick und einer Flut von Zoten. Hat der Führer Stuhlgang? Wo schieb ich mir die Sonde mit dem Gift hin? Na, wohin wohl? Der Diktator ist eine Schießbudenfigur, auch James Franco spielt wie ein Schmieren-Komödiant. An keiner Stelle herzhaft gelacht. Eine Satire mit den Mitteln des Kasperle-Theaters – banal.