„Hör doch mal TKKG!“ Mit diesem Vorschlag überzeugte ich kürzlich meinen Sohn, sich zum Einschlafen ein Hörspiel einzuverleiben. Wir haben noch einige dieser alten Kassetten. Eingeschaltet, und schon versetzte mich das gegrölte Titellied zurück in die schönen Kindheitstage. Summend verließ ich das Kinderzimmer und der „Kurze“ hörte gebannt der Folge zu.
Am nächsten Tag fragte ich den Neunjährigen, wie ihm die Geschichte gefallen hatte. „Super“, sagte er, „nur war sie mittendrin auf einmal zu Ende.“ Ich fragte, was er meinte. „Es hat Klack gemacht und dann kam nichts mehr.“ Es dämmerte mir: Das arme Kind wusste nicht, dass man Kassetten umdrehen muss, um die zweite Seite zu hören. Was für Zeiten...
Früher Handarbeit, heute Sprachsteuerung
Es war eine fließende Bewegung, die ich im Dunkeln im Bruchteil einer Sekunde ausführen konnte: Klappe auf, Kassette raus, umdrehen, wieder rein, Klappe zu und Play drücken. Diese Technik beherrschte wohl jeder Mensch dieser Generation, der wie ich ein Kassettenradio besaß und „Fünf Freunde“, „Die drei ???“ oder was auch immer im Vorrat hatte. Eine schöne Zeit war das. Rauf und runter habe ich die Geschichten gehört, immer wieder. Ich konnte die meisten Folgen irgendwann auswendig mitsprechen.
Heute können die Kinder Apparate, die nicht per Sprache gesteuert werden, kaum noch bedienen. Diese Kulturtechnik geht verloren. So etwas passiert wahrscheinlich im Lauf der Zeit jeder Generation. Ich wüsste auch nicht, wie und warum ich im Auto einen „Choke“ ziehen müsste.
Was für die Alten zum Alltag gehörte, ist für die Jungen eben nicht mehr verständlich. Wie letztens beim Spielzeugtrödelmarkt: Ein Mädchen (fünfte Klasse) stöberte durch die Videos mit Kinderfilmen. Dann hielt die Kleine einer Erwachsenen eines vor die Nase: „Was ist das?“ Es war eine VHS-Kassette. „Das war der Vorläufer der DVD...“, antwortete die Gefragte, um dann zu erläutern, mit welcher krassen Maschine dieses Museumsstück einmal bedient wurde.
Das Ende der Silberscheiben
DVD? Es wird nicht mehr lange dauern, dann verschwinden auch die Silberscheiben aus unserem Leben. Es gibt Streamingdienste, wer also hört noch CDs oder schaut sich Filme auf DVD an? Ein Arbeitskollege, der ähnlich alt ist wie ich, hat schon einen entscheidenden Punkt erreicht: Das Radio im Auto war in seiner Familie der letzte Apparat, mit dem man noch Hörspiel- oder Musik-CDs abspielen konnte. Jetzt ist das alte Auto weg und damit auch der letzte CD-Player des gesamten Hausstands. Ende. Schön war die Zeit.
Der Kollege muss wohl jetzt zum Flohmarkt: CDs verkaufen oder selbst noch ein Kassetten-CD-Radio kaufen. Ich hoffe, unseres hält noch lange. Und Gott bewahre uns vor dem Alptraum meiner Kindheit: Bandsalat. „Papa, komm mal! Dein olles Kassettendings hat TKKG gefressen...“
Kind, du hast doch bestimmt Lust, Handykabel zu sortieren
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