Sollen Eltern Kinder mit Hilfe von „Star Wars“ erziehen? Unbedingt!

© Raulf

Sollen Eltern Kinder mit Hilfe von „Star Wars“ erziehen? Unbedingt!

rnKolumne Papatastisch

In der Erziehung sind Vorbilder unheimlich praktisch. Warum nicht auch Jedi-Ritter? Ich jedenfalls arbeite gern mit Science-Fiction-Filmen für pädagogische Zwecke. Die Macht ist stark in unserer Familie.

Unna

, 06.05.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mein Sohn führt das Lichtschwert elegant wie ein Jedi-Meister. Er lässt sich leicht beeinflussen und ahmt nach, was er toll findet. Das kann man doch für Elternzwecke nutzen, ja sicher. Erziehung mit Hilfe von Science-Fiction-Filmen: papatastisch.

Die Mutter wusste nichts von der Macht

Die Science-Fiction-Filme um die Skywalkers, die Jedi-Ritter und das galaktische Imperium sind durchaus ein Teil unseres Familienlebens. Stopp: Dürfen Kinder sowas überhaupt schon sehen? Meine Frau und ich haben das kontrovers diskutiert.

Sie gehörte lange zu den Menschen, die mit der „Krieg-der-Sterne-Saga“ gar nichts am Hut hatten. Die arme Frau wusste nichts von der Macht. Unwissend sie war. Raumschiff-Geballer und ekelige Außerirdische – das brauchten wir nicht, und für Kinder sei das schon mal gar nichts, erfuhr ich. Zählt man die Freundschaft zwischen zwei Robotern mit, stecken mindestens drei tolle Liebesgeschichten in der Filmreihe... Selbst damit konnte ich sie nicht überzeugen. Trotzdem konnte ich die Kinder nach und nach an dieses faszinierende Epos heranführen, natürlich immer vorsichtig und in meiner Begleitung während der Filmabende, damit niemand Alpträume bekommt.

Es war einmal, vor langer Zeit, in einem weit, weit entfernten Bällebad... Manchmal kann eine Flucht aus dem Alltag in die Fantasiewelt ganz nett sein, meint Familienvater und Star-Wars-Fan Thomas Raulf.

Es war einmal, vor langer Zeit, in einem weit, weit entfernten Bällebad... Manchmal kann eine Flucht aus dem Alltag in die Fantasiewelt ganz nett sein, meint Familienvater und Star-Wars-Fan Thomas Raulf. © Udo Hennes

Unser jüngster Sohn kostümiert sich gern, das ist an sich schon unglaublich spannend. Er stellt sich selbst aus seinem Kleiderschrank und der Karnevalskiste zusammen, was er braucht, um exakt auszusehen wie Winnetou, Tarzan, unser Pastor oder ein befreundeter Landwirt, den er toll findet. Es kommt immer darauf an, was bei dem Jungen gerade „in“ ist beim Spielen.

Die Jedi-Ritter lehren Demokratie

Die Helden wechseln, und oft sind es eben die Figuren aus „Star Wars“. Mal als Obi-Wan Kenobi, mal als Anakin oder Luke Skywalker schreitet oder springt das Kind durchs Haus. Sein Laserschwert – je nach Verfügbarkeit auch ein Stock aus dem Garten – wirbelt um ihn herum. Er spielt in einer Fantasiewelt. Aber natürlich lernt der Junge auch etwas, wenn wir die Filme anschauen und nachher Szenen, Hintergründe oder Zusammenhänge diskutieren.

Zum Beispiel sowas: Demokratie ist ein hohes Gut, für das man kämpfen muss, und eine Diktatur ist immer schlecht. „Es ist nicht gut, wenn einer alleine ganz viel Macht hat“, sagt mein Jedi-Schüler in seinen eigenen Worten. Damit hat er doch wohl etwas Wichtiges fürs Leben verstanden, oder? Und er stellt Verbindungen her. „Papa, meinst du, Putin wäre für die dunkle Seite?“ Tja, ich fürchte schon.

Starke Botschaften

Wer sehr klein ist, kann trotzdem sehr stark sein: Das lernt man auch bei Star Wars. Und: Nicht nur Laserkanonen sind cool, sondern auch Weisheit. Doch verführerisch die dunkle Seite der Macht ist... Ja, das merken Kinder täglich. Wenn sich die Geschwister zanken, kann es auch mal laut und ruppig zugehen. Manchmal versuche ich dann in Erinnerung zu rufen, was uns Meister Yoda lehrt. „Denk dran: Wut der Weg zur dunklen Seite ist!“ Die Botschaft kommt leider nicht immer an. Liegt vielleicht am Satzbau.

Jede Generation hat es etwas besser: Sowas hätte ich als Kind auch gern gehabt.

Jede Generation hat es etwas besser: Sowas hätte ich als Kind auch gern gehabt. © Raulf

Was immer gut ankommt, ist, Kinder morgens zur Schule zu schicken mit dem Spruch „Möge die Macht mit dir sein“. Es heißt ja schließlich in der echten Welt nichts anderes als „Ich wünsch dir was Gutes“.

Laserschwert hilft nicht bei Hausaufgaben

In manchen Erziehungsfragen helfen uns die weisen Jedi-Ritter leider überhaupt nicht weiter. Die räumen zum Beispiel nie auf in diesen Filmen, weder im „Rasenden Falken“ noch auf dem „Waldmond Endor“. Also kann das hier auf der Erde nicht nachgeahmt werden. Also liegen Sternenkrieger-Kostüme oder Lego-Raumschiffe samt Zubehör überall in der Wohnung herum, meist im Weg, und das nervt. Noch schlimmer ist, wenn meine guten DVDs verklüngelt werden, da werd ich echt zum „Darth Vater“.

Leider sieht man Luke Skywalker auch nie beim Erledigen seiner Deutsch-Hausaufgaben oder beim Zähneputzen. Möge guter Zahnschmelz mit ihm sein.

„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community. Es passt ganz gut zur Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, beim Schreiben fließt hier und da auch ‘mal satirische Würze ein. Lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit.