Tanken im Ausland: Wo Diesel und Benzin günstiger sind als in Deutschland

Energie

Der Krieg in der Ukraine treibt die Tank-Preise in ungeahnte Höhen. Manch einer füllt deshalb seinen Tank im Ausland auf. In welchen Nachbarländern man sparen kann und worauf man achten muss.

Lars Grimpe

von Berlin

, 12.03.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Ein Kunde einer freien Tankstelle füllt sein Auto mit Diesel-Kraftstoff.

Ein Kunde einer freien Tankstelle füllt sein Auto mit Diesel-Kraftstoff. © picture alliance/dpa

Knapp über zwei Euro hat der Liter Diesel und der Liter Benzin an deutschen Tank­stellen bereits am Montag im Schnitt gekostet – das geht aus dem aktuellen wöchentlichen Öl-Bulletin der EU-Kommission hervor. Und seitdem kennt er nach wie vor nur eine Richtung: weiter nach oben.

Bei vielen Menschen in grenznahen Regionen kommt da schnell die Idee auf, im Ausland zu tanken – schließlich ist der Sprit in einigen Nachbar­ländern aufgrund anderer Besteuerung und niedrigerer Umwelt­abgaben für deutlich weniger Geld zu haben als hierzulande.

Günstiges Tanken im Süden und Osten

Doch nicht für jeden ist die Fahrt über die Grenze am Ende sinnvoll. Traditionell haben die Menschen im Süden und Osten des Landes die besten Karten, günstig bei den Nachbarn zu tanken.

Besonders günstige Kraft­stoffe gibt es auch derzeit – trotz der Nähe zur Ukraine – in Polen. Grund dafür ist eine zeitweise herab­gesetzte Mehrwert­steuer auf Treibstoffe. In Warschau, Danzig und Co. bezahlte man demnach am Montag nur 1,31 Euro für den Liter Benzin und 1,41 Euro für den Liter Diesel.

Dies könnte sich laut Automobilclub von Deutschland (AvD) aber in der aktuellen Situation mit dem Krieg im Nachbarland schnell ändern: „Je verlässlicher die Liefer­kette ist, desto stabiler ist auch der Preis“, sagt Sprecher Herbert Engelmohr.

Tanken in Österreich, Tschechien und Luxemburg

Ebenfalls günstig ist der Sprit in Österreich. In der Alpen­republik kostete der Liter Diesel 1,71 Euro und der Liter Benzin 1,69 Euro. Etwas mehr, aber immer noch weniger als in Deutschland, bezahlte man in Tschechien. Dort floss der Diesel für 1,80 Euro und das Benzin für 1,70 Euro pro Liter in den Tank.

Im Westen ist Luxemburg das Land, das den größten Preis­unterschied zu Deutschland aufweist. Für 1,73 Euro bekam man dort zu Wochen­beginn einen Liter Diesel, und der Liter Benzin schlug mit 1,66 Euro zu Buche.

Tanken in den Niederlanden, Belgien und Frankreich

Nur zum Teil sinnvoll ist das Tanken in den Niederlanden. Dort bezahlte man mit 1,97 Euro für den Liter Diesel zwar weniger als hierzulande, mit 2,24 Euro für den Liter Benzin aber mehr. In Belgien mit 1,92 Euro für den Liter Diesel und 1,81 Euro für den Liter Benzin konnte immerhin etwas gespart werden, ähnlich wie in Frankreich, wo mit 1,88 Euro pro Liter Diesel und 1,89 Euro pro Liter Benzin gerechnet werden musste.

Tanken in Dänemark und der Schweiz

In Dänemark (1,92 Euro für den Liter Diesel und 2,01 Euro für den Liter Benzin) lag nur der Preis für Diesel­kraftstoff unter dem hiesigen. In der Schweiz hingegen musste man am Montag vielerorts über 2 Euro für einen Liter Benzin und noch einige Cent mehr für einen Liter Diesel bezahlen. Damit bewegen sich die Preise auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland – mit einer Tendenz nach oben.

Je weiter man von der Grenze weg ist, desto höher muss die Ersparnis sein, damit sich die Fahrt rechnet. Grundsätzlich sei es eine Rechnung, die jeder für sich machen müsse, um zu entscheiden, ob sich das Tanken im Ausland lohne, erklärt Engelmohr. Den Tank seines Fahrzeugs zu füllen und zehn Liter zusätzlich in einem Kanister mitzunehmen, sei in der EU rechtlich kein Problem. Ginge die Menge aber darüber hinaus, sei die Einfuhr nicht mehr zollfrei.

Teures Tanken: Wie lässt sich Sprit sparen?

Für viele Menschen in der aktuellen Lage ist es aber grundsätzlich sinnvoller, möglichst wenig Kraft­stoff zu verbrauchen. Ein Tipp des Vereins ist neben der Preis­beobachtung das Entfernen von unnötigem Gewicht. „Alles, was nicht zwingend im Auto sein muss, kann raus. Das geht bis zum Reserverad und dem Sack Zement für die Keller­renovierung“, sagt Engelmohr.

Dazu kommt die Kontrolle des Reifen­drucks, vorausschauendes Fahren und die Einhaltung der Wartung des Fahrzeugs. „Ich will niemandem vom Autofahren abhalten, aber wer Alternativen hat, und sei es zu Fuß zu gehen, kann auch das tun“, erklärt der Sprecher, wie am einfachsten Geld zu sparen ist.

Ähnlich schätzt Katharina Luca, Sprecherin von Europas größtem Automobilclub ADAC, die Situation ein. Am Abend statt morgens zu tanken, die Fahrweise anzupassen und auf unnötige Kurz­strecken zu verzichten, seien die probatesten Mittel, mit der aktuellen Lage umzugehen. „Es ist schwierig zu sagen, wann es sich lohnt im Ausland zu tanken. Es ist oft eine individuelle Entscheidung“, sagt Luca.

Wohne man im Grenz­gebiet, arbeite man im Nachbar­land oder gehe dort einkaufen, dann lohne es sich meist. Häufig sei es aber auch eine Bauch­entscheidung – manche Auto­fahrerinnen und Auto­fahrer würden sich besser fühlen, wenn sie für weniger Geld tanken, auch wenn der lange Weg zur Tankstelle kaum wirtschaftlich sei. Ökonomisch vernünftig ist das dann allerdings nicht.

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