Tobias Zahn (40) hatte in der Halle Friedrichsberg in Bergkamen am Sonntag einen undankbaren Job. Nach einer Hallenfußball-Stadtmeisterschafts-Vorrunde ohne große Zwischenfälle eskalierte das letzten Gruppenspiel. Schiedsrichter Siepmann brach ab. Das Kampfgericht musste dann entscheiden, wie es weitergeht, und ausgerechnet Tobias Zahn verkündete über das Mikrofon die Entscheidung.
„Es ist völlig unverständlich eskaliert“, sagte Zahn zwei Tage nach dem Turnier. Der Jugendleiter des Ausrichters VfK Weddinghofen sprach von einem fairen Turnier mit intensiven Zweikämpfen – bis die beiden schon für das Halbfinale qualifizierten Teams SuS Oberaden II und Weddinghofen im letzten Gruppenspiel aufeinandertrafen. Es ging um den Gruppensieg. Das Foul, das dann die Kettenreaktion aus Roter Karte, Tumulten, Schiedsrichter-Bedrohung und Spielabbruch in Gang setzte, sah Zahn aufgrund des Winkels aus der Hallen-Garage nicht mit eigenen Augen.
Schiedsrichter-Gespann und Turnierleitung berieten dann als Kampfgericht die nächsten Schritte. „Es stand auch im Raum, die Mannschaft vom Turnier ganz auszuschließen“, sagte er. Letztlich entschied sich das Kampfgericht mehrheitlich gegen die Disqualifikation, sondern nur für eine Wertung des letzten Spiels gegen den SuS Oberaden II. Tobias Zahn verteidigt die Entscheidung, obwohl es im Halbfinale noch eine Rote Karte gegen Deniz Kilinc gegeben hatte. „Das war natürlich kein schönes Gefühl. Das habe ich nicht kommen sehen.“
Beleidigungen am Kampfgericht
Kilinc war auch rund um den Spielabbruch aufgefallen. Er hinderte Siepmann zunächst am Weggehen und hielt ihn fest, dann beschimpfte er Zahn, als ob ihm gar nicht klar gewesen wäre, dass sein Team gerade dem Ausschluss knapp entgangen war. „Er war schon sehr aufgebracht und wurde beleidigend“, sagte Zahn. Oberadens scheidender Geschäftsführer Fausto Nuzzo und auch Spielabbruch-Verursacher Almir Halilovic selbst stellten sich mit Schutzgesten vor die Turnierleitung und deeskalierten.
Zahn hätte bei einem Ausschluss jedenfalls mit weiteren Uneinsichtigkeiten gerechnet. Am Abend habe er noch, ohne Namen zu nennen, einen Anruf aus Oberaden erhalten, der die Schiedsrichterentscheidung anzweifelte. Zu Unrecht, wie viele fanden. Auch Zahn hält den Abbruch für nachvollziehbar. Er steht ausdrücklich hinter der Entscheidung der Schiedsrichter.
Weddinghofens Vorsitzender Manfred Frieg sprach von einem weitestgehend gelungenen Turnier, der im „Ausraster Oberadens“ den einzigen Makel fand. „Das darf nicht passieren. Jeder sollte die Schuld bei sich suchen, nicht bei anderen“, so Frieg, „die Rote Karte kann man natürlich geben. Dass der Trainer sich dann so aufregt, kann ich nicht verstehen. Er sollte sich im Zaum halten und Vorbild sein, erst recht bei den Stadtmeisterschaften.“
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