Dieser Spielabbruch hat einen hohen Seltenheitswert. Bei den Stadtmeisterschaften in Bergkamen, die bis zum letzten Vorrundenspiel am Sonntag äußerst ruhig und harmonisch verliefen, gab es einen Spielabbruch − in der Halle. Schiedsrichter Julian Siepmann vom BSV Heeren brach die Partie ab.
„So etwas habe ich in meinen 15 Jahren Schiedsrichtertätigkeit auch noch nie erlebt“, erklärte der 31-jährige Siepmann am Montag auf Anfrage. Zur genauen Begründung des Abbruchs und den Sonderbericht will der Unparteiische allerdings keine Stellung nehmen, da es sich um ein schwebendes Verfahren handele. Immerhin wird sich das Kreis-Sportgericht in den nächsten Tagen mit dem Vorfall beschäftigen.
Spielabbruch im letzten Vorrundenspiel
Was war passiert? Im Halbfinalspiel gegen den VfK Weddinghofen stand es kurz vor Spielende 1:0 für den SuS Oberaden II, was quasi den Gruppensieg bedeutete. Da ließ sich Oberadens Fabian Fusten zu einem unnötigen Foulspiel gegen Tolga Civak hinreißen. Der SuS-Spieler traf den Weddinghofener am Kopf. In der Folge sah Fusten die Rote Karte. Schiedsrichter Siepmann: „Ich glaube, da gibt es keine zwei Meinungen. Auch andere haben bestätigt, dass der Fuß da oben nichts zu suchen hat.“
Oberadens Trainer Almir Halilovic sah das ganz offensichtlich anders, rannte aufs Spielfeld und griff Julian Siepmann von hinten an den Arm. Zudem von weiteren Oberadener Spielern umringt, brach der Schiedsrichter („Da war ein Pulk von Spielern entstanden“) ganz offensichtlich in einer für ihn bedrohlichen Situation die Begegnung ab und suchte sogleich Schutz bei der Turnierleitung in der Hallen-Garage. Die Partie wurde für den VfK Weddinghofen gewertet, der somit als Gruppenerster ins Halbfinale einzog.
Julian Siepmann leitete anschließend übrigens kein Spiel mehr bei den Stadtmeisterschaften. Im Halbfinale waren jeweils Oberaden I und II vertreten. „Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Schiedsrichter-Kollege Chris Nielinger und ich haben dann gemeinsam entschieden, dass er die restlichen Begegnungen leitet“, erklärte der Schiedsrichter des BSV Heeren.
Den gefühlt sehr schnelle Abbruch-Entscheidung von Siepmann ist übrigens keine Vorgabe seitens der Schiedsrichterkameradschaft. „Es gibt keine konkreten Vorgaben, das bleibt jedem Schiedsrichter selbst überlassen“, sagt er. „Wenn sich ein Schiedsrichter bedroht fühlt, dann ist das Spiel abzubrechen. Die Art und Weise ist halt entscheidend.“ Leider sei es mittlerweile gang und gäbe, dass Schiedsrichter immer mal wieder von Spielern und Trainer angefasst werden.
Ohne Schiedsrichter geht es nicht
Nicht nur Siepmann Befürchtung ist, dass interessierte Kandidaten am Schiedsrichterwesen durch solche Aktionen immer mehr abgeschreckt werden. „Wir haben es ohnehin schon schwer, geeigneten Schiedsrichter-Nachwuchs zu bekommen. Einige müssen einfach kapieren, dass es ohne Schiedsrichter nicht geht.“
Eine Rückmeldung oder Entschuldigung seitens des SuS Oberaden habe es nicht gegeben. „Einzig der Spieler Deniz Kilinc vom SuS Oberaden, hat sich für sein Verhalten entschuldigt“, erklärt Siepmann abschließend.
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