Stornierungswelle nach Unwetter im NRW-Gastgewerbe - Appell an Urlauber

Tourismus

Das Hochwasser hat Auswirkungen auf Hotelbuchungen auch in den nicht überfluteten Regionen von NRW. Es gibt viele Stornierungen. Doch die Hoteliers brauchen jetzt dringend Geld.

Düsseldorf

28.07.2021, 12:04 Uhr / Lesedauer: 2 min
Hoteliers in den Hochwassergebieten appellieren an die Urlauber: Erst informieren, dann gegebenenfalls den Urlaub stornieren.

Hoteliers in den Hochwassergebieten appellieren an die Urlauber: Erst informieren, dann gegebenenfalls den Urlaub stornieren. © Roberto Pfeil/dpa/Symbolbild

Nach der Unwetterkatastrophe im Südwesten von Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Tourismusbranche auch in nicht betroffenen Landesteilen Stornierungen durch Urlaubsgäste im wichtigen Sommergeschäft. „Mit großer Sorge nehmen wir wahr, dass Gäste angesichts des Hochwassers der vorletzten Woche im gesamten Reiseland Nordrhein-Westfalen gebuchte Reisen stornieren und dies auch in Landesteilen, die von der Flutkatastrophe in einigen Kommunen im Südwesten des Landes nicht betroffen sind“, sagte die Geschäftsführerin des Dachverbandes Tourismus NRW, Heike Döll-König.

Dabei seien die Schäden durch das Unwetter zu lokalisieren. „In allen anderen Landesteilen ist Urlaub und sind Reisen problemlos möglich“, betonte sie. Auch wenn durch örtliche Hochwasserschäden Straßen in den betroffenen Gebieten nicht befahrbar seien, seien An- und Abreisen sowie Fahrten innerhalb Nordrhein-Westfalens generell sicher möglich.

Der Tourismus brauche dringend ein gutes Sommer- und Herbstgeschäft, um enorme coronabedingte Verluste auszugleichen. Der Dachverband setze seine bundesweite Sommerkampagne „Sicher sehen wir uns wieder“, in der Gäste und Gastgeber zu Wort kämen, behutsam fort.

Blitzumfrage: Mehr als 50 Prozent berichten von Stornierungen

In einer landesweiten Blitzumfrage des Branchenverbands Dehoga, an der sich rund 200 Hoteliers und Gastronomen beteiligten, berichteten 54,4 Prozent von Hochwasser-bedingten Stornierungen. Rund 90 Prozent der Befragten hätten dabei angegeben, die vereinbarten Leistungen erbringen zu können, weil sie nicht oder nicht mehr vom Hochwasser betroffen seien, wie Dehoga NRW am Mittwoch mitteilte.

Diese hohe Quote gelte selbst bei den Teilnehmern an der Umfrage im Raum Aachen/Eifel. Aber auch in Regionen, die von dem Hochwasser verschont blieben wie dem Münsterland, berichteten Unternehmer von ausbleibenden Gästen, die sich auf das Hochwasser als Absagegrund beriefen.

Dehoga NRW spricht von einer unberechtigten Stornierungswelle und befürchtet, dass sie aus Unwissenheit und Unsicherheit der Gäste noch größer werden könnte. „Es gibt fast überall im Land keinen objektiven Grund, eine Reise abzusagen. Selbst in weite Teile der Eifel kann man bedenkenlos reisen“, betonte Dehoga-Regionalpräsident Haakon Herbst.

Appell an Urlauber: Erst informieren, dann absagen

Man habe Verständnis für Gäste, die verunsichert seien oder die aus Pietätsgründen nicht anreisen möchten. „Aber wir appellieren trotzdem an alle, die Situation vor Ort mit unseren Betrieben zu besprechen und sich zu informieren, bevor man einen Aufenthalt absagt.“

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Stornierungen verschärften die Lage der Branche und seien vor allen Dingen dann bitter, wenn sie in nicht oder nicht mehr betroffenen Gebieten erfolgten. Von den Teilnehmern der Blitzumfrage betrachteten 14,3 Prozent die jetzigen Stornierungen als existenzbedrohend. 38,1 Prozent könnten die Gefährdung durch die aktuelle Stornierungswelle noch nicht einschätzen.

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Mit 47,6 Prozent sähe weniger als die Hälfte der Teilnehmer keine akute Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz durch die jetzt erfolgten Absagen. Die Blitzumfrage ist laut Dehoga zwar nicht repräsentativ, bilde aber einen Branchenquerschnitt ab.

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In NRW war das Tourismusgeschäft 2020 durch die Corona-Pandemie nach zehn Rekord-Jahren in Folge eingebrochen. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und auf den Campingplätzen des Landes ging um 46,5 Prozent auf 28,5 Millionen gegenüber dem Vorjahr zurück. Mit 11 Millionen Ankünften kamen insgesamt mehr als die Hälfte weniger Gäste (minus 54,9 Prozent) als noch 2019, wie der Dachverband mit Verweis auf das Statistische Landesamt berichtete.

dpa

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