Steuer immer mehr im Abseits
Ingo Steuer manövriert sich immer mehr ins Abseits. Der Paarlauf-Weltmeister von 1997, der mit dem Chemnitzer Traumpaar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy von Erfolg zu Erfolg eilt, liegt mit Trainerkollegen, Veranstaltern und dem eigenen Verband im Dauerclinch.
Ingo Steuer manövriert sich immer mehr ins Abseits. Der Paarlauf-Weltmeister von 1997, der mit dem Chemnitzer Traumpaar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy von Erfolg zu Erfolg eilt, liegt mit Trainerkollegen, Veranstaltern und dem eigenen Verband im Dauerclinch.
Viele Liebhaber des filigranen Eissports verziehen dem einstigen Stasi-Zuträger seine Jugendsünden, weil er den in Deutschland daniederliegenden Kufensport wieder voranbringt. Seit dem verbalen Rundumschlag bei den deutschen Meisterschaften Anfang Januar, als er Konkurrenzpaaren und ihrem Trainer die internationale Wettbewerbsfähigkeit absprach, versteht den 41-Jährigen keiner mehr.
«Das ist unterste Schublade gewesen und geht nur um Selbstdarstellung», sagt Uwe Harnos, Vize-Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU). «Das ist die charakterliche Struktur, ich gehe davon aus, dass sie sich nicht ändern wird», analysiert der Jurist das Verhalten Steuers, der sich in Gerichtsprozessen mit dem klammen Verband um seine Bezahlung streitet.
Wegen der vom Bundesinnenministerium untersagten öffentlichen Förderung trifft sich die DEU mit dem Coach demnächst in einer öffentlichen Verhandlung vor dem Münchner Landgericht. «Dem Paar ist damit nicht gedient, die beiden könnte man in der Öffentlichkeit viel positiver umsetzen», betont Harnos, «ich traue ihnen den Olympiasieg 2010 in Vancouver zu. Das haben sie sich verdient durch harte Arbeit.»
Das Problem: Die beiden Schützlinge treten ebenfalls als Kläger auf, stehen in allen Fragen hinter Steuer und lassen ihn auch als Manager schalten und walten. «Ich weiß, dass er ein harter Hund ist», sagt der 28-jährige Szolkowy, «aber irgendwann entscheidet man sich, seine Macken zu ertragen. Das gilt ja auch andersherum.» Der gebürtige Sachse mit tansanischem Vater hatte den Leistungssport schon fast aufgegeben und war beim Synchron-Eiskunstlauf gelandet, als Steuer ihn mit der gebürtigen ukrainischen Weltklasse-Läuferin Sawtschenko zu einer Einheit auf dem Eis formte.
Steuers Qualitäten als junger Coach und Choreograph werden inzwischen von internationalen Top-Trainern hoch gelobt. Als Manager und Berater ist der Sachse aber überfordert. In der Sportszene gibt es einige große Agenturen, die sich für die Vermarktung der Sieger des Grand-Prix-Finales interessieren, doch Steuer blockt jegliche Einmischung in seine Arbeit ab.
«Ingo ist nicht einfach, manche sagen, er ist anders gestrickt», sagt Kollege Knut Schubert, den Steuer persönlich wegen seiner angeblich ungenügenden Arbeit mit zwei Konkurrenz-Duos scharf attackierte. Bei den Europameisterschaften in Zagreb gehen sich die beiden, die früher oft ein Hotelzimmer teilten, aus dem Weg. Steuer steht beim Training allein an der Bande, sucht die Isolation. «Sie kennen mich ja, so bin ich. Ich tue alles für den Erfolg», sagt Steuer, der im März mit Sawtschenko/Szolkowy Weltmeister werden will.