Steinwurf auf Autobahn - Fahndung nach Täter läuft

Hinterhältige Taten

Albtraum auf der Autobahn: In Baden-Württemberg wirft ein Unbekannter einen Stein von einer Brücke und verursacht einen schweren Autounfall. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen schwere Gegenstände auf fahrende Autos werfen.

HEIDENHEIM/RECKLINGHAUSEN

26.09.2016, 12:10 Uhr / Lesedauer: 3 min
Feuerwehrkräfte sichern die Unfallstelle auf der Autobahn 7 bei Heidenheim. Foto: Dennis Straub/Feuerwehr Heidenheim

Feuerwehrkräfte sichern die Unfallstelle auf der Autobahn 7 bei Heidenheim. Foto: Dennis Straub/Feuerwehr Heidenheim

Der Steinwurf hatte den Unfall einer vierköpfigen Familie verursacht, bei dem eine Frau und ihre Tochter schwer verletzt wurden. Wie ein Sprecher sagte, gibt es bislang wenig Rückmeldung aus der Bevölkerung. Erste Hinweise, dass der Stein einen vorausfahrenden Bus hätte treffen sollen, wurden nicht bestätigt.

Ein Unbekannter hatte in der Nacht zum Sonntag einen etwa zwölf Kilo schweren Betonstein auf die Autobahn 7 geworfen. Der Wagen einer vierköpfigen Familie fuhr über den Stein, kam von der Fahrbahn ab und überschlug sich an einer Böschung, wie die Polizei mitteilte. Die dabei verletzte 25 Jahre alte Mutter schwebt seither in Lebensgefahr. Auch die sechs Jahre alte Tochter, die bei dem Unfall aus dem Auto geschleudert wurde, kam mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der 33-jährige Vater und Fahrer des Autos sowie sein vierjähriger Sohn sind den Angaben zufolge stabil.

Die Polizei suchte sofort nach der Tat mit einem Hubschrauber und zahlreichen Streifenwagen nach dem Steinewerfer, zunächst aber ohne Erfolg. Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe kümmert sich um den Fall. Der mehrere Kilogramm schwere Betonpflasterstein stammt den Angaben zufolge wohl von einem Lagerplatz in der Nähe der Autobahn und muss von dort vom Täter zur Brücke geschafft worden sein.

Betonklotz tötet Frau aus Recklinghausen

Zuletzt hatte ein ähnlicher Fall in Dänemark für Aufsehen gesorgt, bei dem eine Frau aus Recklinghausen ums Leben gekommen war. Die 33-Jährige war am Morgen des  21. August mit ihrem Mann und ihrem fünfjährigen Sohn auf der Insel Fünen in Richtung Deutschland unterwegs, als der von einer Brücke geworfene Klotz ihr Auto traf. Die Frau saß laut Polizei auf dem Sitz hinter dem Fahrer und war sofort tot. Der 36-jährige Familienvater, der am Steuer saß, wurde schwer verletzt. Der Junge kam ohne größere Verletzungen davon. Er saß ebenfalls auf dem Rücksitz.

Der Vater des Fünfjährigen ist vor wenigen Tagen zurück nach NRW gebracht worden.  Er sei aus dem künstlichen Koma geholt worden, sein Zustand sei stabil, sodie Polizei auf der Insel Fünen. "Deshalb war möglich, ihn vom Universitätskrankenhaus in Odense in ein Krankenhaus in Bochum in Deutschland zu verlegen."

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Ermittlungen bislang erfolglos

Von den Betonklotzwerfern fehlt weiter jede Spur. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie mehrere Steine von der Brücke auf die Autobahn E20 - die Hauptverbindung zwischen Schweden und Westdänemark - warfen, aber nicht alle trafen. Ein Stein war 9,5 ein weiterer sogar 30 Kilogramm schwer. Um den Tätern auf die Schliche zu kommen, ließen die Ermittler DNA-Proben von den Steinen untersuchen, die auf der Autobahn gefunden worden waren. Die Ergebnisse lägen aber noch nicht vor. Der Vater des Jungen habe sich bei dem Unglück so schwere Kopfverletzungen zugezogen, dass unsicher sei, ob er zu der Tat überhaupt vernommen werden könne, erklärte die Polizei vor Kurzem. 

Unbekannte haben auch in NRW Steine auf fahrende Autos geworfen. In Grevenbroich wurden Ende August Schottersteine von einer Fußgängerbrücke auf fahrende Autos geworfen. Durch die Steine seien drei Fahrzeuge beschädigt worden, berichtete die Polizei danach. Die Insassen blieben zum Glück unverletzt. Einer der Autofahrer habe im Bereich der Fußgängerbrücke drei oder vier Personen gesehen. Die Verdächtigen konnten flüchten, die Fahndung verlief zunächst ohne Erfolg. 

Harte Strafen

Immer wieder werfen Menschen Steine, Gullydeckel, Beton- und Holzklötze oder andere Gegenstände von Brücken auf fahrende Autos und verursachen damit schwere Unfälle. Dass dies im schlimmsten Fall sogar als Mord gewertet werden kann, zeigt ein spektakulärer Fall aus dem Jahr 2008. Am Ostersonntag dieses Jahres hatte ein Mann damals einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg geworfen. Der Klotz durchschlug die Windschutzscheibe eines Autos und tötete eine Frau vor den Augen ihres Mannes und ihrer beiden Kinder. Ein Gericht verurteilte den Täter im Mai 2009 wegen Mordes, dreifachen versuchten Mordes und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu lebenslanger Haft.

Im Februar 2000 töteten drei Schüler bei Darmstadt zwei Frauen mit einem mehr als acht Kilogramm schweren Brocken und einem Pflasterstein. Das Urteil: Sieben bis achteinhalb Jahre Haft. Fünf Jahre zuvor warf ein 20-Jähriger einen 20 Kilogramm schweren Feldstein von einer Brücke in Brandenburg auf einen Lastwagen - und tötet den Beifahrer. Der Täter wurde zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt. Im August 2015 warfen Unbekannte im Osten Bayerns einen Gullydeckel auf die Autobahn, verletzt wurde niemand.