Starsänger in existenzieller Liebesnot
Musiktheater im Revier
Ausverkauft war in Gelsenkirchens Musiktheater im Revier (MiR) die Premiere von Richard Wagners "Tristan und Isolde" - gab es doch in den beiden Titelrollen zwei Opernstars zu erleben, die weltweit zu den besten Wagner-Interpreten zählen: die britische Sopranistin Catherine Foster und den Tenor Torsten Kerl, der übrigens ein gebürtiger Gelsenkirchener ist.

Tristan (Torsten Kerl am Tisch sitzend) in der Gelsenkirchener Aufführung
Vor allem sie wurden am Ende im Musiktheater im Revier enthusiastisch gefeiert, obwohl sich das gesamte Ensemble dieser unglaublichen Herausforderung bewundernswert gewachsen zeigt.
Spiel auf der Vorderbühne
Wirklich herausragend ist aber vor allem die Leistung des Dirigenten Rasmus Baumann und der Neuen Philharmonie Westfalen. Ihr gelingt es, hörbar zu machen, wie diese Partitur vor 150 Jahren begann, die Musikgeschichte Europas existenziell zu entgrenzen: "Die Wiedergeburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" - so hat Nietzsche diese Musik begriffen - und die existenzielle Liebesnot, die Wagner selbst damals überfiel, wird in der musikalischen Interpretation erschütternd hörbar.
Michael Schulz, der als Intendant die Regie übernahm, war klug beraten, nicht die tiefe Hinterbühne zu nutzen, sondern bewusst die Vorderbühne. So konnte sich der Raumklang viel plastischer im Zuhörerraum entfalten. Das gelingt ihm vor allem in den Akten eins und drei.
Einige Buhrufe
Den zweiten Akt hat Wagner als sein "Meisterstück" betrachtet und hier von der "Kunst des Übergangs" gesprochen, die im Liebesakt gipfelt. Die Liebenden tasten, auf drehender Bühne, in einer Art Spiegelkabinett umher; vielleicht war es die Szene, der am Ende einige Buhrufe galten?