Stahl macht Gold: Triumph für deutsches Speer-Duo
Gold für Stahl und dann noch Silberglanz: Die deutschen Speerwerferinnen haben sich als würdige Erben von Steffi Nerius erwiesen. Linda Stahl aus Leverkusen gewann bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona sensationell den Titel.

Linda Stahl wurde Europameisterin im Speerwerfen.
Mit der persönlichen Bestleistung von 66,81 Metern schockte die 24-Jährige aus Leverkusen im fünften Versuch die gesamte Konkurrenz und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere. «Ich hatte Glück, einen rauszuhauen. Mit fast 67 Metern konnte ich aber nicht rechnen. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Gleich nach meinem Wurf habe ich noch nicht realisiert, wie weit der Speer flog. Ich habe das alles nicht erwartet», meinte Linda Stahl. «Ich bin so glücklich, mit Christina auf dem Podium zu stehen.»
Christina Obergföll konnte sich auch über Silber freuen: Mit 65,58 Meter ließ die Olympia-Dritte aus Offenburg ihre Dauerrivalin Barbora Spotakova aus Tschechien (65,36) knapp hinter sich. Doch dieser Abend gehörte Linda Stahl: Die im westfälischen Steinheim geborene Medizinstudentin «verarztete» im Olympiastadion von 1992 die gesamte Konkurrenz.
Zur Leichtathletik kam Linda Stahl «durch eine Kindergruppe». Ihr Trainer Helge Zöllkau hatte nach dem Gold-Wurf Tränen in den Augen: Vor einem Jahr machte er Steffi Nerius zur Weltmeisterin - jetzt hat der Erfolgscoach die nächste Europameisterin. Auch Nerius hatte vor vier Jahren in Göteborg EM-Gold erkämpft.
«Was für ein schöner Abend», jubelte Christina Obergföll - gemeinsam mit Linda Stahl und Katharina Molitor: Die deutsche Meisterin aus Leverkusen schlug sich als Vierte (63,81) wacker.
«Natürlich bin ich auch eine starke Persönlichkeit, sonst würde ich heute nicht da stehen, wo ich bin», sagt Christina Obergföll auf ihrer Homepage sehr selbstbewusst. «Aber ohne meinen Trainer hätte ich das nie schaffen können.» Werner Daniels, nun schon seit 13 Jahren ihr Heimcoach, gibt das Lob dankend zurück: «Wenn Christina einen perfekten Wurf hat, können wir für nichts garantieren.»
Vor Jahren war Obergföll als Vize-Weltmeisterin und Europas Nummer 1 zur EM nach Göteborg gereist. Die große Goldhoffnung wurde - Vierte. Diesmal kam sie als Nummer 4 der europäischen Rangliste (66,74 Meter) nach Barcelona - und landete auf Rang zwei. Mit Wut im Bauch: Denn bei den deutschen Meisterschaften schnappte ihr Molitor noch den Titel weg und nahm ihr gleich 1,14 Meter ab.